Großwoltersdorfs Vereinsvorsitzender Klaus Schöpe hatte zunächst gar nicht gesehen, worum es in diesem Moment ging. „Ich war überrascht“, sagt er. „Die Torlatte hatte sich vom Pfosten abgehoben und war verklemmt.“ In diesen wenigen Minuten sei das Gehäuse jedoch wieder vollständig hergestellt worden. So sei auch das nächste Kreisliga-Heimspiel gegen den SV Friedrichsthal nicht in Gefahr. „Es ist alles wieder in Ordnung“, versichert Schöpe.
Nicht ganz so in Ordnung empfand der Grün-Weiß-Vorsitzende hingegen eine Aktion von Omar Ali Dieb. Als dieser in der 70. Minute mit Gelb/Rot vom Platz gestellt wurde, soll er gegen eine Großwoltersdorfer Werbebande getreten haben. Für Schöpe ist eine solche Reaktion „kein schöner Zug. Die Bande ist jetzt verbeult.“
Schiedsrichter Tochtenhagen notierte sich diesen Vorfall und auch Staffelleiter Edmund Herter weiß darüber Bescheid. Ob es eine Entschädigung dafür geben wird, ist momentan noch offen. „Der Staffelleiter meinte, dass wir uns mit den Oranienburgern in Verbindung setzen müssen. Ob wir das machen, will ich aber nicht allein entscheiden“, so Klaus Schöpe.
Gedanken wird sich auch Herter über den Tritt gegen die Bande machen. Er wertet dies als grobe Unsportlichkeit und wird wohl gegen den Oranienburger eine Geldstrafe verhängen. Wie hoch diese sein wird, ist allerdings noch offen. Sein Ermessensspielraum geht bis 100 Euro.
Solche Situationen verdeutlichen, wie sehr die Oranienburger das Aus im Pokal-Wettbewerb schmerzt. „Ich habe vom ersten Spiel an im Pokal gesagt, dass ich ins Finale will. Deshalb ärgert mich das jetzt sehr“, sagt Trainer Imre Kalman.
Doch sein Team, aktuell Tabellensiebter der Fußball-Landesklasse, verlor im Viertelfinale beim Vorletzten der Kreisliga West, Grün-Weiß Großwoltersdorf mit 2:3.
In der Trainingseinheit am Dienstag kamen bei den Oranienburgern nochmal einige Dinge schonungslos auf den Tisch, die überhaupt nicht gepasst haben. „In der ersten Halbzeit hat unsere Einstellung nicht gestimmt. Das war halbherzig. So dürfen wir nicht auftreten“, erklärt Kalman. Großwoltersdorf habe es dem Favoriten vorgemacht: „Kämpfen kann jeder. Und das hat Grün-Weiß sehr gut gemacht. Unser Gegner hatte ein Riesenherz.“
Das Spiel sorgte beim OFC II schon vor dem Anpfiff für verhaltene Stimmung. Nur zwölf Spieler hatte Kalman zur Verfügung. Mehrere seiner Jungs hatten arbeitsbedingt absagen müssen. Als Ausrede will der Trainer dies aber nicht gelten lassen. Beim Aufarbeiten der Geschehnisse hinterfragt auch er sich. „Ich bin sicher nicht unschuldig daran“, meint er. Seine Idee – „aus einer geordneten Defensive heraus gewinnt man Spiele“ – hätte er für diese Begegnung wohl über Bord werfen sollen. „Ich habe vielleicht etwas zu spät reagiert, hätte sofort in die Offensive gehen und mit zwei oder drei Stürmern spielen sollen.“ Seine Mannschaft habe zu vorsichtig agiert. „Ich bin ein junger Trainer, der noch lernt.“
In Großwoltersdorf sind die Gemüter nach dem Erreichen des Pokal-Halbfinales zwiegespalten. „Wichtiger wäre mir, wenn wir die Punktspiele gewinnen würden“, gesteht Klaus Schöpe. Dass es im Liga-Alltag alles andere als rosig läuft, erklärt der Vereins-Vorsitzende mit konstanten Personalproblemen an den Spieltagen. An den jeweiligen Sonnabenden würden immer wieder bis zu acht Fußballer fehlen. Im Pokal-Duell mit Oranienburg sah das anders aus. Am Sonntag hatte Grün-Weiß-Trainer Jörg Mallok personell die Qual der Wahl. Was das für das Leistungsvermögen seiner Mannschaft bedeutet, ist am Ergebnis abzulesen.