2024-06-04T08:56:08.599Z

Ligavorschau
Tomasz Bobel auf der Ersatzbank (l.).
Tomasz Bobel auf der Ersatzbank (l.).

Tomasz Bobel wieder auf der Bank

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Nach seinem starken Kurzeinsatz in Essen wird der 38-jährige Tomasz Bobel der U-23 von Bayer Leverkusen gegen Lotte wieder auf der Bank sitzen. Vor dem Essen-Spiel hatte Bobel rund dreieinhalb Jahre kein Pflichtspiel mehr bestritten.

Leverkusen. Plötzlich, unverhofft, war Tomasz Bobel noch einmal ganz der Alte. Eine Stunde war gespielt im Stadion Essen am vergangenen Samstag, die U23 von Bayer 04 Leverkusen führte bei Rot-Weiss Essen mit 2:0, da wurde der Torhüter Bobel für den Mittelfeldspieler Karim Bellarabi eingewechselt. Der 17 Jahre alte Torwart Oliver Schnitzler, selbst nur Vertreter des verletzten Niklas Lomb, hatte nach einem Foul an der Strafraumgrenze die Rote Karte gesehen, also musste der 38 Jahre alte Bobel zwischen die Pfosten. Mit seiner ersten Aktion streckte der Pole jeden seiner 187 Zentimeter und fischte einen Strafstoß von Christian Knappmann aus der rechten unteren Torecke — so wie ihn die Fans von Fortuna Köln, dem MSV Duisburg und Erzgebirge Aue aus 161 Zweitligaspielen in guter Erinnerung haben.

Dreieinhalb Jahre ohne Pflichtspiel

Bobel bejubelte die Parade danach kurz mit seinen im Schnitt 18 Jahre jüngeren Mitspielern. Dabei wirkte er wie der Vertrauenslehrer inmitten herumtollender Schüler auf dem Pausenhof — und mit seinem breiten Haarband in der schwarzen Mähne wie ein Torwart aus vergangenen Zeiten. Er schien zum Helden des Spiels zu avancieren, doch in der letzten halben Stunde wurde der Druck der Essener zu groß, und er musste noch zweimal hinter sich greifen. Zumindest rettete er Bayer mit seinen Paraden einen Punkt.

„Ich habe mich gefreut, dem Team zu helfen. Das war für mich eine super Geschichte”, sagte Bobel hinterher. Zuvor war er dreieinhalb Jahre ohne Pflichtspieleinsatz geblieben, damals spielte er in Aserbaidschan bei Neftchi Baku.
In Leverkusen wurde er zuletzt während der Saisonvorbereitung eingesetzt, allerdings aus Personalnot im Sturm. „Das ist eigentlich meine Stärke”, sagt Bobel mit einem Augenzwinkern. Er akzeptiert seine Rolle als „Stand-By-Profi”, wie er es nennt, seine Aufgabe ist vor allem die des Mentors. „Wir haben eine junge Mannschaft und es ist wichtig, dass die Jungen Spielpraxis sammeln und sich entwickeln”, sagt Bobel. So nahm er sich auch Oliver Schnitzler zur Brust, der nach seinem Foul für drei Wochen gesperrt wurde und erklärte ihm väterlich: „Solche Dinge passieren, Jammern bringt nichts, weiter geht?s.”

Nun, zum nächsten Spiel der Leverkusener Reserve im Ulrich-Haberland-Stadion gegen die Sportfreunde Lotte am Freitagabend (19.30 Uhr), geht es auch für Bobel wie üblich weiter: Er wird wieder auf der Bank Platz nehmen. David Yeldell, dritter Torwart der Leverkusener Bundesligamannschaft, wird gegen den aktuellen Tabellenführer der Regionalliga West zwischen den Pfosten stehen.
Ansonsten muss Trainer Ralf Minge seine Mannschaft wohl kaum verändern, er will es auch gar nicht. Denn trotz der mageren Ausbeute von nur zwei Punkten aus drei Spielen sieht er sein Team auf einem guten Weg. Parallelen zum Vorjahr, als Bayer einen Fehlstart hinlegte und das Mannschaftsgefüge darunter zu leiden hatte, sieht der Fußball-Lehrer nur in der Tabelle. „Die Mannschaft ist viel gefestigter als letztes Jahr. Uns haben jeweils Kleinigkeiten die Punkte gekostet, nicht die falsche Einstellung oder eine falsche Spielanlage”, sagt er mit Vertrauen in die eigene Stärke.

Für Teammanager Dirk Dreher war die entscheidende Kleinigkeit in Essen die unglückliche Schiedsrichterleistung: Referee Sascha Stegmann hatte das rotwürdige Foul Schnitzlers von der Strafraumgrenze in den Sechzehner verlegt und auf der anderen Seite elfmeterwürdige Vergehen ungeahndet gelassen. „Das war bitter, aber da kann man nichts machen. Wir haben uns jedenfalls gut präsentiert”, lobt er die Leistung seiner Mannschaft. „Wieso sollen wir das nicht gegen Lotte wieder tun?”
Gute Erinnungen an den Meister

Das letzte Heimspiel gegen den amtierenden Regionalligameister gewannen die Leverkusener zu Beginn der vergangenen Saison mit 3:1. Entsprechend selbstbewusst will Minge seine Mannschaft deshalb gegen die bislang noch ungeschlagenen Lotter das Spiel machen lassen und sich keineswegs verstecken. Lotte sei zwar richtig gut in die Saison gestartet, räumt der Trainer ein, aber: „Wir haben unsere eigene Spielanlage, die auf Dominanz und Ballbesitz ausgerichtet ist. Wir schauen zuerst immer auf uns.”

Auf Tomasz Bobel werden ab Freitag wohl wieder weniger Augen schauen. Er hat seinen Auftritt im Rampenlicht in Essen genossen, doch nun sollen wieder andere glänzen. „Ich bleibe im Hintergrund und mache dafür niemandem Vorwürfe”, sagt er. Vielleicht war die halbe Stunde von Essen der letzte Höhepunkt seiner Laufbahn, vielleicht darf er noch einmal aushelfen. „Das wäre schön”, sagt er. Er wäre für ein paar Minuten wieder ganz der Alte.

Auszeichnung für Kohr

Bayers Mittelfeldspieler Dominik Kohr ist am Mittwoch in Kaiserslautern mit der bronzenen Fritz-Walter-Medaille in der Altersklasse U19 ausgezeichnet worden. Gold und Silber gingen an Matthias Ginter vom SC Freiburg und Yannick Gerhardt vom 1.FC Köln. Kohr wurde bereits in der vergangenen Saison mit der bronzenen Fritz-Walter-Medaille bei den U-18-Junioren ausgezeichnet und ist der zweite Bayer-Akteur des älteren A-Jugend-Jahrgangs mit dieser Ehrung. „Dominik ist ein feiner Kerl. Er ist sehr willensstark, muss vielleicht manchmal ein wenig ruhiger werden, ist aber auf einem guten Weg”, sagte U-23-Teammanager Dirk Dreher über den 19-Jährigen, der zurzeit an einem Innenbandriss laboriert und noch einige Wochen ausfällt.

Aufrufe: 015.8.2013, 17:01 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Sebastian FischerAutor