„Das war ein hochverdienter Sieg, wir hätten nur noch drei bis vier Tore mehr schießen müssen“, bilanzierte ein „insgesamt zufriedener“ Teutonen-Coach und dachte an die zahlreichen vergebenen Tormöglichkeiten. Allein Denis Weinecker hätte seinen ehemaligen Kollegen schon frühzeitig den Knockout verpassen können.
Nachdem der Ex-Ederbergländer Tomi Pilinger nach knapp einer Viertelstunde die von Beginn an überlegenen Gäste in Führung gebracht hatte, als er einen ungenauen Torschuss von Patrick Neubert am langen Eck noch ins Netz verlängerte, vergab der aus Fernwald gekommene Angreifer gleich dreimal sogenannte hundertprozentige Chancen.
In der 40. Minute verpasste er frei vor dem Tor eine Hereingabe und scheiterte kurz vor der Pause mit seinem Schuss aus zwei Metern Entfernung am artistisch reagierenden Waldgirmeser Keeper. Wenig später entschied der Schiedsrichter eine strittige Szene, als Weinecker im Zweikampf mit Oliver Schmidt den Ball ins Netz befördert hatte, auf Foul des Watzenborners.
Die größte Möglichkeit dann in der 56. Minute, als Weinecker nach einem schnell ausgeführten Freistoß von Julian Simon allein auf den Gastgeberkasten zulief, das Leder aber neben den Torpfosten setzte. „Wir haben uns beim Spielaufbau zu wenig bewegt und hatten in der Abwehr mentale Probleme“, erkannte Bätzel die Schwächen seines Teams vor allem der ersten Halbzeit.
Die Steuernagel-Elf trat in der Lahnaue gegenüber der Vorwochen-Blamage wie verwandelt auf. Lauffreudig und entschlossener im Zweikampf, kombinationssicher und druckvoller in der Offensive überrollten die Teutonen ihren Gegner regelrecht, der zum Start immerhin 5:1 bei Eintracht Wetzlar dominiert hatte.
Nichts von dieser weitgehend souveränen Vorstellung war am Samstag beim Team von Trainer Peter Bätzel zu sehen. Die Gastgeber kamen meist einen Schritt zu spät, waren in der Defensive ungeordnet und im Aufbau zu zögerlich und ungenau. „Mit Lukas Hartmann oder Leif Langholz wären wir sicher gefährlicher, aber an Tolga Duran will ich unsere verdiente Niederlage nicht festmachen“, bescheinigte der SC-Coach dem aus der eigenen A-Jugend gekommenen Angreifer „eine gute Vorstellung“.
Leif Langholz hatte seine Leistenverletzung aus der Wetzlarer Partie noch nicht auskuriert und der zuletzt zweifache Torschütze Lukas Hartmann hatte sich am Donnerstag im Training einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen.
Jede Menge zu tun hat SC-Torwart Fabian Engelhard gegen stark aufspielende Teutonen. Links Louis Goncalves, rechts Torschütze Tomi Pillinger.
Foto: Bär
Weil neben Weinecker auch andere Gästespieler Hochkaräter liegen gelassen hatten, mussten sie und ihr Anhang gegen nun engagiertere Waldgirmeser bis zum Schlusspfiff um den Dreier zittern. Neubert (12.) verfehlte mit einem Kopfball nach Freistoß von Louis Goncalves freistehend ebenso das Tor wie Julian Simon (54.) nach einer Ouattara-Hereingabe, und einen Schuss von Ngolo Ouattara (47.) schlug Fatih Celiksoy noch von der Torlinie.
Die einzige Torchance der Lahnauer in 90 Minuten datierte aus der 50. Minute nach dem ersten Eckball, als der Ex-Watzenborner Oliver Schmidt das Leder aus vier Metern übers Teutonen-Tor köpfte. Das sagt alles über die Kräfteverhältnisse im Mittelhessenderby an diesem sonnigen Nachmittag vor einer respektablen Kulisse.
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SC Waldgirmes: Engelhard - Siegel, Celiksoy (78. Jost), Schmidt, Öztürk - Theil (63. Roskosz), Schneider, Haas, Petkus (46. Azizi), Koyuncu - Duran.
SC Teutonia Watzenborn-Steinberg: Koc - Schlecht, Neubert, Bodnar, Jörg - Golafra, Goncalves (67. Sidon), Quattara, J. Simon (60. Schmandt), Pilinger - Weinecker (81. M. Simon).
Tor: 0:1 (14.) Pilinger - Schiedsrichter: Angermaier (Bad Camberg) - Gelbe Karten: Theil, Siegel, Duran/Golafra, Pilinger, Weinecker - Zuschauer: 450.