2024-03-18T14:48:53.228Z

Allgemeines
Manni Schwabl (li.), Frank Schmöller und Daniel Weber (r.). Fotos: bro/mic/gefö/rg
Manni Schwabl (li.), Frank Schmöller und Daniel Weber (r.). Fotos: bro/mic/gefö/rg

Umfrage: Soll auf Netto-Spielzeit umgestellt werden?

Neue Idee der FIFA

Die neueste Idee der FIFA sorgt für jede Menge Diskussionsstoff. Der Münchner Merkur hat einige Experten befragt, was sie von der Regeländerung halten.

Im Fußball steht nach der Einführung der Torlinientechnologie und dem Videobeweis möglicherweise die nächste gravierende Regeländerung an. Das für Regeln zuständige International Football Association Board (IFAB) vom Weltverband FIFA zieht in seinem Strategiepapier für eine Erhöhung der effektiven Spielzeit zwei Halbzeiten mit jeweils 30 Minuten in Erwägung; diese Regel gilt zum Beispiel im Eishockey (3 x 20 Minuten reine Spielzeit).

Demnach würde die Spieluhr im Fußball immer dann, wenn der Ball außerhalb des Spielfelds ist, unterbrochen.

„Das Strategiepapier ist ein Meilenstein für den Fußball“, sagte IFAB-Geschäftsführer Lukas Brud. Der technische Direktor David Elleray meinte: „Die Rückmeldungen aller Beteiligten in der Fußball-Gemeinschaft sind bislang wie die Unterstützung sehr positiv.“ Alle seien sich einig, dass die Verbesserung der Rahmenbedingungen „die absolute Priorität besitzt“. Mit der Initiative „Play Fair!“ sollen die Begegnungen „fairer, attraktiver und unterhaltsamer“ gemacht werden. Änderungen, die in den kommenden fünf Jahren umgesetzt werden könnten, betreffen dabei die „Verbesserung des Verhaltens und Erhöhen des Respekts“, die „Steigerung von Fairness und Attraktivität“ sowie die „Erhöhung der effektiven Spielzeit“. Das vorgelegte Strategiepapier wird in den kommenden Monaten diskutiert.

Wir fragten Fußball-Experten aus dem Landkreis, was sie von den neuen Ideen halten.


Frank Schmöller (Trainer SV Pullach):

An der Spielzeit würde sich wohl nicht viel ändern. Aber aus dem Berufsleben kenne ich den Satz: „Never touch a running system.“ Und der Fußball ist erfolgreich wie nie, von den Zuschauerzahlen her und auch von der Fernsehpräsenz. Deshalb weiß ich nicht, warum sich der Fußball ändern muss. Vielleicht wäre es mit einer Netto-Spielzeit gerechter, auch die Schauspielerei würde vielleicht wegfallen. Aber es sind gerade die Kleinigkeiten, die den Fußball ausmachen, Emotionalität gehört dazu.

Franz Perneker (Manager FC Deisenhofen):

Die Fußballregelnhaben sich schon so lange bewährt. Andererseits gab es vor der Rückpassregel auch einen Riesenaufschrei und heute redet keiner mehr davon. Man darf sich Neuerungen nicht verschließen, muss aber vorsichtig sein. Denn ich glaube, dass hinter diesem Vorschlag der Versuch steckt, mehr Zeit für Werbung zu bekommen. Bislang sind Unterbrechungen nicht planbar, bei der Nettozeit hätte der Schiedsrichter dagegen keine Eile, das Spiel fortzusetzen. Auch würde wohl auch etwas Emotionalität verloren gehen.

Daniel Weber (Trainer VfR Garching):

Bei den Vorschlägen fand ich beispielsweise die Netto-Spielzeit von 60 Minuten in Ordnung. Das würde den Fußball noch interessanter machen und die Zeitschinderei mancher Mannschaften würde damit komplett wegfallen. Das wäre auf jeden Fall positiv. Bei vielen anderen Themen habe ich aber die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen. Bis neue Regeln angenommen werden, wird aber noch viel in den nächsten Jahren passieren. Und wer weiß, was sich dieFachleute dann wieder alles neues ausgedacht haben.

Franz Faber (Präsident FC Unterföhring):

Ich halte gar nichts von diesen neuen Regel-Vorschlägen, die dann auch nur in denden Profi-Ligen angewandt werden können. Die besten und die schlechtesten Kicker sollten auch in Zukunft die gleichen Regeln haben. Davon lebt doch der Fußball weltweit. Viele Ideen haben in meinen Augen den Zweck einer weiteren Kommerzialisierung und würden neue Werbepausen schaffen. Wenn die Amerikanisierung des Fußballs immer noch weiter geht, dann ist das einfach nicht mehr mein Sport.


Manfred Schwabl (SpVgg Unterhaching):

Ich weiß nicht, ob es das wirklich braucht. Zum einen ist das Zeitschinden auch unter den Spielern verpönt, zum anderen ist es, seit rund um das Spielfeld überall Bälle sind, auch nicht mehr so einfach wie frü- her. Wir haben den Ball ja noch über die Tribüne gedroschen.Was mir viel wichtiger wäre, ist der Umgang zwischen Spielern, Trainern, Schiedsrichtern und Linienrichter. Da müssten wir unbedingt einen oder mehrere Gänge runterschalten. Das ist wirklich oft unsäglich. Da wäre eine Veränderung sehr wichtig.

Umfrage: Umberto Savignano/Nico Bauer/Robert Gasser

Fotos: Brouczek/Michalek/Förtsch/Gasser

Aufrufe: 024.6.2017, 15:36 Uhr
Münchner Merkur (Süd) - um/nb/rgAutor