2024-05-02T16:12:49.858Z

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Hängen am SV Planegg-Krailling: Geburtstagskind Max Häringer (Mitte) mit Sohn Florian und Schwiegertochter Andrea. FOTO: DAGMAR RUTT
Hängen am SV Planegg-Krailling: Geburtstagskind Max Häringer (Mitte) mit Sohn Florian und Schwiegertochter Andrea. FOTO: DAGMAR RUTT

Planegg verzweifelt: Kein Präsident in Sicht

Planegg – Max Häringer feiert heute seinen 70. Geburtstag. An Geschenken liegt ihm nicht. Das Einzige, was sich der Präsident des SV Planegg-Krailling wünscht, ist ein Nachfolger an der Spitze des 1926 gegründeten Vereins.

Seit sechs Jahren sucht der Diplom-Finanzwirt und Steuerberater im Ruhestand einen Freiwilligen für das zeitintensive Ehrenamt.

Im Präsidium, dem auch die Abteilungsleiter angehören, werde das Thema immer wieder angesprochen. Unzählige Male, so Häringer, habe er Vizepräsident Bernd Läßiger gefragt, ob dieser bereit sei, den Posten zu übernehmen. „Doch der hört jetzt auch auf“, sagt Häringer. Seinen ehemaligen Fußballkumpanen, mit denen er sich immer noch einmal wöchentlich im Vereinsheim trifft, möchte er das Amt nicht zumuten. „Man muss viel einstecken und darf nicht zu nett sein.“

Schon 2016 wollte Häringer, der sich seit 50 Jahren beim SVP engagiert und 2005 Alfred Pfeiffer als Präsident beerbte, nicht mehr kandidieren. „Ich habe mich breitschlagen lassen“, sagt er. „Meine Mutter und ich haben ihm tagelang zugeredet, dass er’s noch mal macht. Es geht doch um den Verein“, erklärt Sohn Florian Häringer. Er selbst ist mit SVP aufgewachsen, kümmert sich seit 2007 um die Webseiten sowie Social Media und bringt sich seit 2016 als Beisitzer ein. Seine Frau Andrea übernahm damals den Posten der Schatzmeisterin. „Ich habe den Verein mitgeheiratet“, sagt sie. Ähnlich wie ihre Schwiegermutter Anne-Luise, die jahrelang Kassenwart der Turnabteilung war.

30 Stunden, schätzt Max Häringer, gehen pro Woche drauf. Hinzu kommt die Zeit, die Häringer im Auto verbringt. Ende 2014 zog er aus familiären Gründen nach Schwaben, trotzdem ist er mehrmals wöchentlich an der Hofmarkstraße zu finden.

Sämtliche Ausgaben wandern über Häringers Schreibtisch, ob es um 15 000 Euro für neue Matten für die Ju-Jutsu-Abteilung geht oder die 12 000 Euro, die die Sanierung des Fußball-Hauptfeldes kostet, die gerade im Gange ist. Der Präsident ist verantwortlich für die Liegenschaften, die das Vereinsheim, das Tennisheim und das Nebengebäude umfassen. Im Augenblick bemüht sich Häringer um den Anbau eines Zimmers an die Wirtewohnung, deren zwei Zimmer inzwischen nicht mehr für die dreiköpfige Familie Vukovic ausreichen. Die Wirtsleute suchen seit Jahren eine neue Bleibe in der Umgebung.

Häringer ist erster Ansprechpartner für die Pächter der Vereinsgaststätte oder Platzwart Yakup Shahini, aber auch als Streitschlichter gefragt, wenn es zwischen zwei Abteilungsleitern oder Trainern zu Unstimmigkeiten kommt. Da wird er schon einmal abends angerufen, spricht mit allen Beteiligten, organisiert ein Treffen und versucht, den Zwist aus der Welt zu schaffen.

„Der Präsident muss vom Steuer-, Vereins- und Sportrecht Ahnung haben. Weiterhin sollte er Psychologe, Therapeut, Gärtner, Architekt, Installateur und Werbefachmann sein“, sagt Florian Häringer. Pünktlich zum Ende der jüngsten Jahreshauptversammlung Ende März kam es zu einem Wasserrohrbruch im Keller des Vereinsheims. Häringer senior, sein Sohn, dessen Frau, Platzwart Shahini und IT-Spezialist Michael Tank verbrachten die Nacht damit, das Malheur zu beheben, während der Rest der ohnehin nicht allzu zahlreichen Versammlungsbesucher längst zu Hause im Bett lag.

Wer an der Vereinsspitze stehe, sei auch gezwungen, Entscheidungen zu treffen, die nicht immer auf das Verständnis aller treffen, so Max Häringer. Ein Beispiel sei die Anschaffung der neuen Tennishalle, nachdem die alte durch Orkan Niklas im Frühjahr 2015 zerstört worden war. Häringer: „Dabei spiele ich gar kein Tennis.“

Ein Jahr veranschlagt er für die Einarbeitung eines Nachfolgers. Mittlerweile sind es nur noch neun Monate bis zur nächsten Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen. Sein Sohn Florian, der wie Schwiegertochter Andrea voll im Berufsleben steht, ist nicht bereit, dem Vater als Präsident nachzufolgen. „Das möchte ich meiner Familie nicht antun.“ Es gebe ohnehin schon jetzt nichts anderes als den Verein. Als er noch ein Bub war, wusste er immer als Erster, wann die nächste Versammlung anstand: Dann, wenn seine Zunge ganz pelzig war, weil er zusammen mit seiner Mutter 1000 Briefumschläge mit Einladungen zugeklebt hatte.

Ein hauptamtlicher Geschäftsführer würde dem Präsidenten einiges an Arbeit abnehmen, kostet aber. 60 000 Euro jährlich, schätzt Max Häringer. Und der Geschäftsführer ist nicht vertretungsberechtigt. Letztlich muss der Präsident entscheiden und die Verantwortung übernehmen.

Max Häringers bevorzugte Lösung wäre die Verteilung der Aufgaben der Vereinsspitze auf eine Gruppe, wie es unter seinem Vorgänger Alfred Pfeiffer üblich war. Damals zählte Häringer zu dem Gremium. „Da wurde auch mal heftig gestritten, aber wir haben uns wieder zusammengerauft“, sagt er. Was wird, wenn sich kein Nachfolger findet, kann Häringer nicht absehen: „Darum muss sich das Amtsgericht kümmern. Das kann zur Vereinsauflösung führen.“ Er selbst wünscht seinem SV Planegg nur das Beste – gute Leute im Präsidium inklusive.

Florian Häringer weiß, wie sehr sein Vater am SVP hängt. Er sagt: „Es ist fünf vor zwölf. Die Leute nehmen das gar nicht ernst, die machen sich keine Sorgen.“ nik

Aufrufe: 022.6.2017, 07:42 Uhr
Münchner Merkur (Würmtal) - Nicole KalendaAutor