2024-04-25T14:35:39.956Z

Spielvorbericht
Reicht die Puste?: Heimstetten (Hugo Lopes; r.) hat drei englische Wochen am Stück zu bewältigen. Foto: Michalek
Reicht die Puste?: Heimstetten (Hugo Lopes; r.) hat drei englische Wochen am Stück zu bewältigen. Foto: Michalek

Sieben Partien in 21 Tagen: Hammer-Belastung beim SVH

Englische Wochen in der Bayernliga

Zum Beispiel Manuel Duhnke. Der hat sich am vergangenen Mittwoch mit seinem Teamkollegen Sebastian Paul in Unterföhring verabredet – eine Dreiviertelstunde nach dem eigentlichen Treffpunkt des SV Heimstetten fürs Auswärtsspiel beim TSV Bogen. Weil die beiden es jobbedingt nicht rechtzeitig zur Abfahrt des Mannschaftsbusses geschafft hatten, fuhren sie nun mit dem Auto hinterher – satte 160 Kilometer einfache Strecke nach Bogen.

Wie’s heute beim nächsten Nachholspiel in Pipinsried aussieht, das um 17.45 Uhr angepfiffen wird? „Ganz ehrlich, das weiß ich noch nicht“, sagt Manuel Duhnke, der bei einem großen Konzern in der Marketingabteilung arbeitet. „Bei mir hängt das immer vom Projekt ab, in dem ich gerade bin.“ Zwar habe er prinzipiell flexible Arbeitszeiten, „und wenn wir mal ein Spiel im Monat unter der Woche haben, ist das auch machbar“. Zurzeit jedoch stehen für den Bayernligisten drei Englische Wochen in Serie an – mit drei Mittwochsspielen in Bogen, Pipinsried und nächste Woche Kirchanschöring. „Das ist schon heftig, da muss man mit der Arbeit ganz schön jonglieren“, sagt Duhnke.

Ähnlich klingt das bei Dominik Schmitt, der als Polizist arbeitet. „Für den Amateurbereich ist das ziemlich extrem. Das grenzt fast schon an Wettbewerbsverzerrung“, sagt der Kapitän über die sieben Partien binnen 21 Tagen. „Vor allem, weil die Nachholspiele so früh angesetzt sind. Das ist für Spieler, die einen Job haben, ein echtes Problem.“ Er selbst freilich könne sich als Jugendbeamter einer Inspektion in München seine Arbeitszeit ein Stück weit einteilen. Am vorigen Mittwoch beispielsweise hat Schmitt seinen Dienstbeginn auf 7 Uhr vorverlegt, damit er am Nachmittag früher gehen konnte – direkt zum Treffpunkt. Danach folgten zwei Stunden im Bus, Warmmachen, Spiel, Heimfahrt und Rückkehr um 23.30 Uhr – 18 Stunden, nachdem Dominik Schmitt das Haus verlassen hatte. Ob so etwas nicht schlaucht? „Da musst Du die Jüngeren fragen“, sagt der 35-Jährige und lacht. Aber im Ernst: „Klar merkt man die Belastung. Wir können ja momentan auch gar nicht richtig trainieren, sondern die Einheiten sind fast nur regenerativ.“

Wobei nicht nur viele Spieler aktuell darum ringen, Job und Fußball unter einen Hut zu bekommen, sondern auch der Trainer. „Man muss sich viel mit den Kollegen in der Arbeit absprechen“, bestätigt Borislav Vujanovic. „Und vor dem Bogen-Spiel habe ich mir einen halben Tag Urlaub genommen.“ Sein Torwart Maximilian Riedmüller musste sich für diesen Tag eine Entschuldigung schreiben – denn der 29-Jährige macht gerade eine Ausbildung zum Physiotherapeuten, und da herrsche im Unterricht Anwesenheitspflicht, sagt er. Für die beiden Nachholspiele heute in Pipinsried und nächste Woche in Kirchanschöring sei er jedoch aus dem Schneider. „Da haben wir frei“, sagt er und grinst. „Da sind Osterferien.“

Aufrufe: 012.4.2017, 09:08 Uhr
Patrik Stäbler - Münchner MerkurAutor