2024-04-25T14:35:39.956Z

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Jetzt geht es los: Trainingsauftakt nach fünf Jahren im Müllheimer Eichwaldstadion. | Foto: Marcus Lammert
Jetzt geht es los: Trainingsauftakt nach fünf Jahren im Müllheimer Eichwaldstadion. | Foto: Marcus Lammert

Alemannia Müllheim: "Das war ein Gänsehautmoment"

Nach fünf Jahren Abstinenz kehren die Fußballer der Alemannia Müllheim in den Spielbetrieb zurück +++ Vorausgegangen war eine akribische Wiederaufbauarbeit

Nach fünf Jahren Zwangspause kehrt Müllheim zurück auf die Fußball-Landkarte der Region. Ab der kommenden Saison stellt die SpVgg. Alemannia 08 Müllheim wieder zwei aktive Mannschaften für den Ligabetrieb im Erwachsenenbereich. Das Comeback wurde von den Verantwortlichen akribisch vorbereitet und ist auch ein Beispiel dafür, wie man in diesen für Vereine nicht ganz einfachen Zeiten wieder Aufbruchstimmung und Engagement erzeugen kann.
„Das war ein Gänsehautmoment“, sagt Marcus Lammert. Als sich vor wenigen Tagen zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder 40 Aktive im Eichwaldstadion zum Training trafen, sei das schon eine ganz schön emotionale Angelegenheit gewesen, gesteht der Fußball-Abteilungsleiter der Alemannia. Der Trainingsauftakt war quasi der vorletzte Schritt eines bereits einige Jahre währenden Weges zum Comeback. Der letzte wird das Auftaktspiel in der neuen Saison sein – der genaue Termin steht noch nicht fest. Dann heißt es auch ganz offiziell: Die Alemannia ist wieder da.

Dass ausgerechnet der 1908 gegründete Traditionsverein 2012 seinen Spielbetrieb im Aktivenbereich einstellen musste, hat sehr geschmerzt – das spürt man den Ausführungen von Marcus Lammert und anderen Vereinsverantwortlichen immer noch an. Doch statt den Kopf in den Sand zu stecken, begann Anfang 2015 die Operation „Wieder am Leben“ mit einem eigenen Arbeitskreis, einem generalstabsmäßig erarbeiteten Fünf-Phasen-Plan und vielen kreativen Ideen, wie einer eigenen Homepage, einer professionell gestalteten Info- und Sponsorenmappe sowie natürlich ganz viel Netzwerken.

Vor allem auf zwei wichtige Voraussetzungen konnte man zurückgreifen, berichtet Lammert: ein gutes Fundament in der Jugendarbeit und die Möglichkeit zu einem von der Vergangenheit weitgehend unbelasteten Neuanfang. 2012, beim Abschied der Aktiven, war es auch um die Jugend bei der Alemannia nicht so gut bestellt, doch gelang es den Verantwortlichen nach und nach, hier Aufbauarbeit zu leisten. Heute kicken 180 Kinder und Jugendliche in elf Mannschaften. Spätestens, als die Frage auftauchte, welche Perspektiven man denn der B- und A-Jugend im Verein bieten könne, rückte der Gedanke an eine Rückkehr in den regulären Liga-Betrieb immer näher.

Was beim Wiederaufbau half, so Lammert, sei ohne Zweifel der Umstand gewesen, keine Rücksicht auf die Vergangenheit nehmen zu müssen. „Das Feld lag komplett brach. Wir konnten völlig von Neuem beginnen.“ Und das mit einem breit aufgestellten, frischen Team, in dem die Verantwortlichkeiten auf möglichst viele Schultern verteilt wurden. Viele im Vorstand der Fußball-Abteilung haben ihre Wurzeln in der Jugend der Alemannia, ganz offensichtlich waren die eigenen früheren Erfahrungen so prägend, dass sie Motivation genug boten, um nun auch Verantwortung dafür zu übernehmen, dass die Fußball-Geschichte der Alemannia weitergeschrieben werden kann.

Ein Eigengewächs ist auch Erkan Egin, der die erste Mannschaft trainiert. Sie startet in der kommenden Saison in der Kreisliga B; und es reicht sogar für eine zweite Mannschaft, die in der Kreisliga C antreten wird. Viele der rund 40 Aktiven, die sich nun zusammengefunden haben, sind Rückkehrer, die aufgrund mangelnder Perspektiven die Alemannia verlassen hatten. Das nächste sportliche Ziel will Lammert noch nicht mit Punkten, Toren und Platzierungen beziffern. „Das Spielerpotenzial ist vorhanden. Jetzt geht es darum, eine Mannschaft zu formen. Wenn das gelingt, kommt der Erfolg von selbst“, ist der Abteilungsleiter überzeugt.

Das akribisch geplante und mit viel Kreativität und Engagement durchgezogene Wiederaufbau-Projekt hat ganz offenbar auch außerhalb der Alemannia Eindruck hinterlassen. Die Stadt Müllheim sorgte dafür, dass im Eichwaldstadion Kunstrasen verlegt wurde – eine wichtige Voraussetzung, so Lammert, um als Fußballverein heutzutage für Spieler attraktiv zu sein.

Und dann ist da – trotz allem ehrenamtlichen Engagement und bescheidenem Anfangsbudget – die Suche nach finanzieller Unterstützung, die sich etwas zäh gestaltet hat, wie Marcus Lammert gesteht. Umso glücklicher sind die Verantwortlichen, dass mit der Hellma inzwischen ein Hauptsponsor gefunden wurde. Das 1922 gegründete Unternehmen für hochpräzise Glasbearbeitung ist eines der ältesten in Müllheim, es passe mit seiner starken Verwurzelung in der Stadt hervorragend zur Alemannia, freut sich Marcus Lammert.

Informationen unter wieder-am-leben.de
Aufrufe: 017.7.2017, 15:14 Uhr
Alexander Huber (BZ)Autor