2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Slobodan Pajic sitzt am Samstag zum ersten Mal bei einem Pflichtspiel auf der Haller Trainerbank. Der Serbe soll die Sportfreunde vor dem Abstieg bewahren. Foto: Ufuk Arslan
Slobodan Pajic sitzt am Samstag zum ersten Mal bei einem Pflichtspiel auf der Haller Trainerbank. Der Serbe soll die Sportfreunde vor dem Abstieg bewahren. Foto: Ufuk Arslan
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Sportfreunde-Trainer Slobodan Pajic im Interview

„Wir müssen alles in die Waagschale werfen“

13 Spiele hat der neue Sportfreunde-Trainer Slobodan Pajic Zeit, um seinen Club vor dem Abstieg aus der Verbandsliga zu bewahren.

Er hat eine eindeutige Aufgabe vor sich: Slobodan Pajic soll die Sportfreunde Schwäbisch Hall in der Verbandsliga halten. Im Gespräch erklärt er, worauf es dabei ankommt.

Herr Pajic, seit Mitte Dezember steht Ihre Verpflichtung zum neuen Sportfreunde-Trainer fest. Haben Sie schon Gelegenheit gehabt, sich die Stadt anzuschauen?

Slobodan Pajic: Noch nicht wirklich. Aber ich freue mich darauf. Wenn es wieder etwas wärmer wird, dann werde ich mit meiner Frau die Gelegenheit nutzen.

Wie sind die ersten Eindrücke von Ihrem neuen Verein?

Ich hatte von Anfang an ein sehr gutes Gefühl. Die Leute im Verein haben auf Anhieb sympathisch gewirkt und dies hat sich dann bei der Arbeit bestätigt. Die Arbeitsatmosphäre ist hervorragend.

Und wie sind die Bedingungen?

Sie sind gut, aber nicht optimal. Wir haben in den vergangenen Wochen auf Kunstrasen trainieren müssen. Den Platz mussten wir immer mit einer Jugendmannschaft teilen. Wir hatten so keine Möglichkeit, im Mannschaftsverbund taktische Dinge einzustudieren.

Wie hat das Team auf Sie gewirkt?

Ich habe eine sehr lernwillige und arbeitswillige Mannschaft vorgefunden. Sie versuchen, alles was ich ihnen vorgebe, umzusetzen, ob im Training oder auch in den Testspielen.

Welche Spieler müssen in der Rückrunde als Leitwölfe vorangehen?

Die komplette Mannschaft, jeder Einzelne. Das ist entscheidend. Es geht immer um das Wir-Gefühl. In den 13 ausstehenden Partien wollen wir eine verschworene Einheit sein und uns so 90 Minuten lang präsentieren. Nur so ist der Klassenerhalt möglich. Jeder Einzelne muss sich unterordnen. Es geht immer um drei Dinge: Fühlen, Denken und Handeln. Jeder darf sich entfachen und soll sich in seiner besten Form auf dem Platz präsentieren, ohne Limit nach oben.

Kapitän Matthias Haag war verletzt, hat aber im letzten Testspiel wieder ein paar Minuten gespielt …

Ja, er ist wieder zumindest so weit, ein paar Minuten in einem Test spielen zu können, aber er trainiert erst seit einer Woche wieder. Jetzt müssen wir ihn auf das nächste Level bringen. Aber wir und auch der Spieler müssen uns gedulden. Er wird gegen Berg im Kader sein, aber für einen Einsatz ist es wohl noch zu früh. Ich schätze, er braucht noch drei bis vier Wochen.

Wie sieht es bei Ali Gökdemir aus?

Er hatte kürzlich eine Meniskus-OP. Seit dieser Woche kann er wieder Fahrrad fahren. Ich gehe davon aus, dass er die ersten zwei oder drei Spiele ausfällt. Aber auch bei ihm werde ich vorsichtig sein. Man muss Geduld haben.

Ist es nicht schwierig, mitten im Abstiegskampf geduldig zu sein?

Geduld ist eine große Eigenschaft. Es bringt nichts, etwas über das Knie zu brechen.

Sie haben auch schon als Scout gearbeitet. Haben Sie dann auch die Verbandsliga gesehen?

Ich war sehr viel unterwegs. Ich habe mir Spiele von der 3. Liga bis in die Verbandsliga angeschaut. Im Aalener Raum, wo ich wohne, haben wir Essingen und Schwäbisch Gmünd. Auch Freiberg habe ich mehrmals beobachtet. Diese Mannschaften habe ich öfters gesehen. Deswegen kenne ich die Liga schon.

Wie entscheidend ist das erste Spiel gegen den direkten Konkurrenten TSV Berg?

Ich habe noch nie gehört, dass es ein Anweisungsheft gibt, in dem drinsteht: Wenn man die ersten sechs oder die letzten sechs Spiele gewinnt, dann hält man die Klasse. Wir werden jedes Spiel ernst nehmen und müssen als Team alles in die Waagschale werfen.

2007 haben Sie den Fußballlehrerschein erworben. In Ihrem Jahrgang waren bekannte Spieler wie beispielsweise Mario Basler, Ciriaco Sforza, Zvonimir Soldo oder Jens Keller dabei. Haben Sie noch Kontakt zu Ihren Jahrgangskollegen?

Ab und zu, ja. Mit Roger Lutz habe ich am meisten Kontakt. Er ist Teammanager beim 1. FC Kaiserslautern. Ich verfolge natürlich die Entwicklung von meinen Kollegen. Wenn man die Fortbildungen besucht, dann sieht man sich dort wieder. Auch als Scout habe ich den ein oder anderen wiedergetroffen, wie Olaf Marschall, der Spiele vom VfR Aalen beobachtet hat.

Glauben Sie, dass es in Hohenlohe weniger Talente gibt?

Nein, die gibt es überall. Aber heutzutage werden die Besten sehr früh gesichtet und sofort rekrutiert von den Profi-Clubs. Wir kennen deswegen ihre Namen nicht. Aber es gibt überall Talente. Jedoch sind sie für die Vereine hier weg.

Ist es gut für den Fußball, wenn Zehn- oder Zwölfjährige schon gescoutet werden?

Das Scouting-Netz von den großen Clubs funktioniert sehr gut, da sind die kleinen Vereine machtlos. Für den deutschen Fußball auf höchster Ebene ist das Scouting gut. Aber nicht jeder Spieler schafft den Sprung in den Profi-Bereich. Diese Leute kommen dann vielleicht wieder zu ihren Heimatvereinen gut ausgebildet zurück. Aber manchmal sind sie davon schwer zu begeistern, einen Schritt zurückzugehen.

Aufrufe: 04.3.2017, 10:18 Uhr
HT / Viktor TaschnerAutor