2024-05-17T14:19:24.476Z

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Wetzlars Torhüter Philipp Hartmann, Waldgirmeser Torjäger Leif Langholz ? konträrer wie zwischen diesen beiden Teams kann eine Saison kaum verlaufen. Foto: Bär
Wetzlars Torhüter Philipp Hartmann, Waldgirmeser Torjäger Leif Langholz ? konträrer wie zwischen diesen beiden Teams kann eine Saison kaum verlaufen. Foto: Bär

"Soll- und Istwert passen" - in Waldgirmes

VL MITTE: +++ Hinter Watzenborn und knapp vor dem VfB 1900 ist SC mit Verbandsligasaison sehr zufrieden +++ Eintracht Wetzlar erlebt schlimmes Jahr +++

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GIESSEN/WETZLAR. Die heimischen Mannschaften in der Fußball-Verbandsliga Mitte können bis auf Eintracht Wetzlar, die neben dem VfB Unterliederbach und dem SV Niedernhausen absteigen muss – der Türkische SV Wiesbaden hatte schon während der Saison seine Mannschaft zurückgezogen – auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken. Der SC Watzenborn-Steinberg Meister und Aufsteiger in die Hessenliga, der SC Waldgirmes auf Rang drei und der VfB 1900 punktgleich dahinter mit Platz vier noch in der Spitzengruppe.

Auch wenn sich die Gießener vor der Saison den Aufstieg zum Ziel gesetzt hatten. Da brachte auch der Trainerwechsel von Stefan Hassler zu Niko Semlitsch nicht mehr den erhofften Umschwung. Auch wegen der Dominanz des Teams aus Watzenborn und der Kelsterbacher, die in dieser Woche den Hessenliga-Aufstieg in der Relegation allerdings verpasst haben.

SC Waldgirmes

„Soll- und Istwert passen gut zusammen!“ Was Peter Bätzel, der Trainer des SC Waldgirmes mit dieser nüchternen Formulierung sagen will, ist: „Wir sind Kreispokalsieger geworden und haben als Dritter unseren letztjährigen Tabellenplatz um einen Rang verbessert – ich bin mit unserer Saison zufrieden.“ Die Lahnauer haben hinter den Ausnahmeteams aus Watzenborn-Steinberg und Kelsterbach den dritten Platz gegenüber dem VfB 1900 Gießen dank des besseren Torverhältnisses behauptet.

Dabei hatten die Lahnauer während der ganzen Saison mit erheblichen Ausfällen wegen Verletzungen zu kämpfen. So fehlte Torjäger Leif Langholz über zehn Wochen; dass er dennoch in der Liste der besten Ligaschützen mit 27 Treffern noch auf Platz drei landete, spricht für die Qualität des Angriffsroutiniers.

Dazu fielen Lukas Hartmann und Volkan Öztürk fast während der gesamten Rückrunde aus, und seit Wochen sind noch Stammtorwart Fabian Grutza, der hoffnungsvolle Winter-Neuzugang Steffen Schneider, Alexander Götz und Max Schneider nach Knieoperationen außer Gefecht gesetzt. Auf sie hofft der SC-Coach zumindest zum Trainingsauftakt am 27. Juni.

Kompensieren konnten die Lahnauer die Ausfälle auch deshalb, weil neben dem gut aufgestellten Verbandsligakader in der U23, Vierter in der Gruppenliga, talentierte Spieler kicken. „Wir haben in beiden
Teams ein hohes Niveau, der Weg der Kontinuität hat sich ausgezahlt“, verweist Bätzel ebenso auf den guten SC-Unterbau wie der Sportliche Leiter Manfred Klas: „Noch mehr als mit Platz drei bin ich mit der Gesamtkonzeption zufrieden, die jetzt Früchte trägt. Die jungen Spieler wollen in der Verbandsliga spielen und machen Druck, der insgesamt leistungsfördernd ist.“ Da passt es ebenso ideal ins Konzept, dass sich die A-Jugend jetzt für die Verbandsliga qualifiziert hat.

Aber Bätzel wäre kein guter Coach, wenn er nicht trotz der positiven Gesamtbilanz Kritikpunkte finden würde. „Gemessen an der Punktausbeute haben wir nicht unser Optimum erreicht. Gegen vermeintlich
schwächere Gegner haben wir zu viele Zähler liegengelassen“, verweist der Lehrer auf die magere Ausbeute z. B. gegen Absteiger SV Niedernhausen oder Schwanheim und zuhause gegen Braunfels
und Schröck. Was den Coach freut, ist die Bilanz gegen die Topvereine der Liga vor allem in der Rückrunde: „Das stimmt mich optimistisch, dass wir noch Potenzial für die nächste Saison haben.“ Da kann der SC dank seiner bewährten Strategie des geringen Personalwechsels bis auf Barbaros Koyuncu, der es mit seinen Qualitäten auch eine Klasse höher in Watzenborn schaffen sollte, Julian Gries (zu SF/BG Marburg) und Emmanuel Haas (sechs Monate Auslandsaufenthalt) auf eine eingespielte Mannschaft setzen, die zudem mit einigen jungen Talenten sowie mit Andreas Schäfer (Eintracht Wetzlar), Sebastian Schäfer (VfB 1900 Gießen) und Fabian Pötzl, der nach seiner abgeschlossenen Polizei-Ausbildung aus der SC-„Zweiten“ wieder in den Verbandsligakader rückt, ergänzt wird.

Eintracht Wetzlar

Für Eintracht Wetzlar hätte schon der Saisonstart in die Fußball-Verbandsliga Mitte nicht schlechter geraten können und hatte Symbolcharakter für die gesamte Runde, die mit Tabellenplatz 14 und dem
Abstieg endete. Zur 1:5-Schlappe im Lokalderby gegen den SC Waldgirmes stand auch noch der Gerichtsvollzieher am Kassenhäuschen des Wetzlarer Stadions, um eine Taschenpfändung vorzunehmen, die der ehemalige Zweitmannschaftstrainer Uwe Dahlhoff wegen ausstehender Gehaltsforderungen veranlasst hatte. Finanzielle Schwierigkeiten führten dann auch zu personellen Problemen und damit zum momentanen Niedergang des Traditionsklubs, der Mitte der Saison 2010/11 vor dem Aufstieg in die Regionalliga stand und nun als Gruppenligist im Juli seinen 110. Geburtstag feiert.

„Viel mehr war nicht drin mit den Spielern, die da waren; sie haben es meist gut gemacht“, relativiert Spielertrainer Stefan Hocker den Misserfolg und kritisiert die Verantwortlichen: „Ich hatte Bedenken, dass die Substanz nicht reicht mit den zum Teil jungen Spielern, aber der Verein hat einigen Leistungsträgern in der Winterpause die Freigabe gegeben.“

Vor dem Beginn der Restrunde hatten die Domstädter noch neun Punkte Vorsprung vor dem ersten Abstiegsplatz, mussten aber in den restlichen Partien ohne Marvin Kretschmann, Nico Lotz, Martin Mülln und Florian Wolff auskommen, die wohl auch aus wirtschaftlichen Gründen abgegeben wurden. Dazu
kam, dass Heinz Stehle und Andreas Schäfer nicht mehr einsatzbereit waren und mit Bora Aydin und Moritz Pfeiff zwei bewährte Kräfte wegen langwieriger Verletzungen fast ganz ausfielen. Am wenigsten Schuld am Abstieg hatte wohl Philipp Hartmann, der plötzlich zur Nummer eins aufgestiegen war, als der fest eingeplante Torwart Roman Seshko den Verein kurz vor Ende der Wechselfrist im Sommer in Richtung des finanzstarken Kreisoberligisten TSV Bicken verlassen hatte.

In das Verbandsligateam rückten im Winter mit Sebastian Schadeberg ein A-Jugendspieler und mit Serhat Ötles und Tufan Toptas zwei Akteure aus der Wetzlarer „Zweiten“ auf. Aber ihnen ist sicher am wenigsten anzulasten, dass es am Ende mit den zweitmeisten Gegentoren nicht gereicht hat. Vor allem
die Heimniederlagen gegen Mitkonkurrenten gegen den Abstieg haben am Ende den Domstädtern das Genick gebrochen. Auch wenn der Sportliche Leiter Michael Roelen, der im Herbst letzten Jahres den
aus persönlichen Gründen ausgeschiedenen Steffen Georg beerbt hatte, versichert, dass der Verein nur wenige Gehälter im Rückstand gewesen sei, räumt er ein, „dass der Verlust der aus wirtschaftlichen Gründen abgegebenen Spieler fatal war.“

Inwieweit die Frauenfußball-Abteilung, die mittlerweile einen eigenen Verein gegründet hat, zur Finanzsituation der Eintracht beigetragen hat, wird von beiden Abteilungen konträr kommentiert. In die Zukunft in der Gruppenliga mit dem neuen Trainer Oliver Dönges, der am 27. Juni mit der Vorbereitung
beginnt, sieht Roelen zuversichtlich, auch wenn bis auf Leon Kissel alle Spieler den Verein verlassen haben: „Es muss ein Umbruch her, aber unsere Situation steht nächste Saison auch dank bewährter
Sponsoren auf gesunden Füßen.“ Und er verweist darauf, dass „von den 22 geplanten Spielern 20 schon verpflichtet sind.“ Darunter mit Torwart Sven Mainusch, Nino Binz (beide VfB 1900 Gießen) und Albano Sidon (SC Watzenborn-Steinberg) u.a. bewährte Akteure aus der Verbandsliga, wo die Eintracht – wenn auch nicht unbedingt im nächsten Jahr -– wieder hin will.

Aufrufe: 015.6.2015, 11:10 Uhr
Rolf BirkhölzerAutor