Diese gewisse Nüchternheit könnte dem Verein gut tun, der durch den Rausschmiss von Predrag Uzelac zum siebten Mal innerhalb von etwas mehr als fünf Jahren den Trainer gewechselt hat. „Ich weiß, was Dietmar für ein Typ ist, wie er tickt, wie er über Fußball denkt“, sagt VfB-Berater Ralf Voigt. Der 49-Jährige kennt Hirsch, seit beide Mitte der 90er in der 2. Bundesliga kickten.
„Ich habe Glück gehabt“, sagt der neue Coach über den Start seiner Profi-Karriere, den er als klassischen Quereinstieg bezeichnet. „Ich habe mit 18 oder 19 noch in der Bezirksliga gespielt“, erzählt der gebürtige Viersener. Als 22-Jähriger unterschrieb er seinen ersten Profivertrag in Mönchengladbach und kam in seiner Karriere unter anderem auf 196 Erstliga-Partien für Gladbach, Duisburg, Unterhaching und Rostock.
2005 wechselte Hirsch zum Ende der Karriere zum in der damals drittklassigen Regionalliga spielenden VfB Lübeck, wo er 2008 auch den Posten des Sportdirektors besetzte. Im Zuge des Insolvenzverfahrens verlor er den Job. „Damals ist für mich eine Welt zusammengebrochen“, erinnert sich der seit mehr als 20 Jahren verheiratete Vater 17 und 19 Jahre alter Töchter.
Statt ein Angebot als sportlicher Leiter aus Kiel anzunehmen, schlug Hirsch die Trainerlaufbahn ein und betreute zunächst in Schleswig-Holstein die dort in der fünf- bzw. sechsthöchsten Liga spielenden Teams vom SV Schackendorf und FC Sylt.
„2012 habe ich Glück gehabt, einen der Plätze im Fußballlehrer-Lehrgang zu ergattern“, sagt Hirsch, der mit der für die drei höchsten Ligen notwendigen Lizenz in der Tasche 2013 den saarländischen Drittligisten SV Elversberg übernahm. „Das war fast wie ein Lottogewinn“, erzählt der 43-Jährige, der dort aber im April 2014 nach dem Abrutschen in den Tabellenkeller gehen musste. „Seitdem war ich auf der Suche – es gab Anfragen, aber es war nichts dabei“, sagt Hirsch, der den Lebensmittelpunkt erst vor kurzem von Lübeck wieder in die Nähe von Mönchengladbach verlegt hat und deshalb den Fußball im Norden intensiv verfolgt hat. Als Voigt ihn in der vergangen Woche kontaktierte, wurden gerade Umzugskartons ausgepackt.
„Wir waren uns eigentlich nach dem ersten Gespräch zu 100 Prozent einig“, sagt VfB-Sportvorstand Gerd Meyer. „Er ist genau der richtige Trainer, der unser Konzept mit Leben füllen wird“, meint Vorstandsvorsitzender Wilfried Barysch mit Blick auf das Ziel, die Verzahnung mit den eigenen Nachwuchsteams und denen des JFV Nordwest zu verbessern. „Didi ist ein Trainer, der die Kommunikation sucht und Spieler weiterentwickeln will“, sagt Voigt: „Das ist gerade für unsere junge Mannschaft sehr wichtig.“
Er komme nicht zum VfB, „um hier alles zu ändern“, sagt Hirsch, der zunächst einen Vertrag bis Saisonende erhalten hat. „Der Kader ist gut zusammengestellt. Die Ergebnisse stimmen. Die Mannschaft ist Tabellenführer. Also hat man seit Sommer sehr, sehr viel richtig gemacht.“ Er wolle die sportliche Erfolgsgeschichte fortschreiben und „jedes Spiel gewinnen“ – ganz pragmatisch, zielorientiert und selbstbewusst.