2024-05-08T14:46:11.570Z

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Torsten von Reeken
Torsten von Reeken

So ist der VfB Oldenburg in der dritten Liga dabei

Herrnberger über den Aufstieg

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Philipp Herrnberger arbeitet mit Hochdruck an der Mission Aufstieg. Der VfB-Geschäftsführer spricht mit den NWZ-Redakteuren Lars Blancke und Jan zur Brügge über neue Verträge, das Stadion-Problem und Heimspiele in Bremen oder Osnabrück.
Philipp Herrnberger ist einer der Architekten des jüngsten Erfolges des VfB Oldenburg. Das Team ist mit 50 Punkten Spitzenreiter der Regionalliga Nord. In der Stadt wird offen von Aufstieg gesprochen – und der Druck auf den VfB-Geschäftsführer wächst.

Frage: Herr Herrnberger, auf dem Platz ackern die Spieler des VfB Oldenburg in der Fußball-Regionalliga eifrig an der Erfüllung des Traums 3. Liga. Was beschäftigt den Verein aktuell abseits des Platzes am meisten?

Philipp Herrnberger: Alles, was mit der Lizenzierung für die 3. Liga zu tun hat. Wir stellen die Unterlagen zusammen, arbeiten am Wirtschaftsplan und, und, und. Da sind locker acht bis zehn Personen beteiligt.

Frage: Was ist die größte Baustelle bei diesen Planungen?

Herrnberger: Zum einen der Bereich Finanzen mit hohem organisatorischen Aufwand. Und das Thema Stadion, bei dem die Stadt mit dem Sportbüro involviert ist. Das sind die dicken Brocken.

Frage: Woran arbeitet der VfB beim „Thema Stadion“ genau?

Herrnberger: Es gibt einen Anforderungskatalog vom DFB. Da reden wir über große Dinge wie Flutlicht, Rasenheizung, aber auch kleine Funktionsräume. Zwar gibt es Möglichkeiten, Übergangsfristen zu erhalten wie bei der Rasenheizung, aber auch Themen, die dringlich sind.

Frage: Das wären . . .

Herrnberger: Auf jeden Fall das Flutlicht! Ob es mobil oder fest verbaut ist, da lässt der DFB den Vereinen Spielraum. Das ist eine wirtschaftliche Entscheidung, die die Stadt in Zusammenarbeit mit uns treffen muss.

Frage: Das bedeutet, der VfB würde im Falle eines Aufstiegs erst einmal sicher im Marschwegstadion bleiben wollen?

Herrnberger: Wir würden in Oldenburg spielen, da gibt es keine Alternative. Ich will auf keinen Fall die Stadtgrenze verlassen. Stellen wir uns doch mal vor, wir würden aufsteigen, müssten dann aber bei Heimspielen nach Bremen oder Osnabrück fahren. Das wäre der absolute Supergau.

Frage: Ist es realistisch, das Stadion bis zum Spätsommer drittligatauglich zu machen?

Herrnberger: Ja, die Stadt war vor zwei Jahren, als der VfB schon einmal oben dabei war, schon so weit. Es gibt einen Maßnahmenkatalog, der kurzfristig umsetzbar ist. Da würden arbeitsreiche Tage und Wochen auf uns warten. Aber erst einmal müssen wir am 1. März um 15.30 Uhr mit der Lizenzierung fertig sein. Das ist der wichtigste Tag, da sind wir auf einem guten Weg.

Frage: Mittelfristig soll es aber ja ein neues Stadion geben, aus VfB-Sicht am liebsten an der Maastrichter Straße. Wie sieht diesbezüglich die Zusammenarbeit des Vereins mit der Stadt derzeit aus?

Herrnberger: Wir machen unsere Hausaufgaben, führen viele Gespräche. Wir gehen in die Ratsfraktionen und stellen den VfB vor, damit alle einen Eindruck bekommen. Klar ist die Maastrichter Straße unser Favorit. Für den Verein wäre die Rückkehr nach Donnerschwee in puncto Identifikation etwas Wunderbares.

Frage: In der 3. Liga spielen viele Traditionsvereine teilweise vor Zehntausenden Fans. Wie groß ist das Zuschauerpotenzial in Oldenburg?

Herrnberger: Sehr groß. Die Begeisterung ist jetzt da, der Erfolg zieht die Leute an. Ich glaube schon, dass wir in der 3. Liga das eine oder andere Spiel vor ausverkauftem Haus hätten. In den vergangenen Jahren sind viele Fans an Oldenburg vorbei Richtung Weser gefahren, um Fußball zu gucken. Wir wollen wieder auf die Landkarte dieser Fans.

Frage: Im Winter wurde klar und deutlich das Ziel Aufstieg formuliert. Keine Angst vor zu hohen Erwartungen?

Herrnberger: Wenn du Erster bist, willst du Erster bleiben. Alles andere wäre Quatsch. Wir haben mit dem Trainingslager und den Verstärkungen im Winter gute Voraussetzungen geschaffen. Auch, dass wir zum Beispiel unseren jungen Innenverteidiger Dominic Volkmer trotz guter Angebote nicht haben ziehen lassen, ist ein Signal. Die Chance wird vielleicht nächstes Jahr nicht so groß sein. Wir können es jetzt packen und wollen es auch.

Frage: Wie weit ist der VfB auf diesem Weg?

Herrnberger: Wenn man an einen Marathon denkt, haben wir vielleicht die ersten fünf Kilometer geschafft.

Frage: Die sind bekanntlich eher einfach ...

Herrnberger: Ja, aber man kann auch zu schnell starten und zu viele Projekte angehen. Vorstand und Aufsichtsrat haben die Entscheidung getroffen, dass wir uns professionalisieren wollen. Das geht mit mir als Geschäftsführer und Ralf Voigt als Sportdirektor los.

Frage: Geht der Verein finanzielle Risiken ein, um die Aufstiegsmission zu verwirklichen?

Herrnberger: Nein. Unser Risiko ist höchstens, dass du nächstes Jahr wieder nach Schilksee musst – oder nach Meppen.

Frage: Als Voigt angetreten ist, war die Rede von einem Drei-Jahres-Plan für den Aufstieg …

Herrnberger: Genau. Das, was wir uns für diesen Zeitraum vorgenommen haben, müssen wir zu großen Teilen jetzt schon umsetzen.

Frage: Hat sich durch die sportlichen Erfolge im Sponsoring schon etwas getan?

Herrnberger: Es ist einfacher, einen Fuß in die Tür zu bekommen. Durch die handelnden Personen schafft man Vertrauen – das ist das, was wir herstellen müssen. Das funktioniert gerade ganz gut. Die Leute müssen erkennen, dass wir einen langfristigen Plan haben. Ja, es gibt Signale: Wenn ihr aufsteigt, sind wir auch dabei. Aber es ist nicht so konkret, dass wir sagen könnten, diese Euros können wir einplanen.

Frage: Ohne größere Geldgeber wird es aber schwierig. Die Spieler-Etats vieler Drittligisten dürften bei zwei bis fünf Millionen Euro liegen. Der VfB arbeitet aktuell mit etwa einer Million für den Gesamtverein.

Herrnberger: Das ist richtig. Es ist klar, dass du ohne einen weiteren Anker einen Aufstieg nicht realisieren kannst. Kader, Fahrten, Personalaufwand werden teurer. Es sind letztlich in Oldenburg immer die gleichen Unternehmer, die in die Bresche springen. In der 3. Liga hätten wir aber das große Pfund TV-Vermarktung. Wir wären regelmäßig in der Sportschau, hätten die Chance auf Live-Spiele. Wir hätten damit eine große, werberelevante Reichweite.

Frage: Lassen sich mit der Aussicht viel mehr Sponsorengelder generieren?

Herrnberger: Ich glaube, dass viele Millionen nicht unbedingt ein Erfolgsgarant sind. Es kommt auf ein gut funktionierendes Team an. Spieler, Trainer, Vorstand – alle müssen harmonieren. Ich glaube wir können mit der Besessenheit auf Siege, die wir derzeit in unserer Mannschaft haben, mehr erreichen als andere mit mehr Geld. Auch jetzt haben Wolfsburg II, Meppen oder Flensburg mehr Möglichkeiten. Warum sind wir aber oben? Weil wir ein junges, hungriges Team haben, das enormes Selbstvertrauen hat und keine Störungen zulässt.

Frage: Wie schwer ist es derzeit, mit Spielern über neue Verträge zu verhandeln?

Herrnberger: Sie bekommen Verträge für dritte und vierte Liga. Das haben sie sich auch verdient. Sie haben den Hype ausgelöst, also sollen sie ihn auch erleben.

Frage: Die Verträge von Dietmar Hirsch und Ralf Voigt, die als Trainer und Sportdirektor Gesichter des Erfolgs sind, laufen im Sommer aus. Wie sicher sind Sie, dass sie bleiben?

Herrnberger: Ich glaube nicht, dass sie sich gegen den VfB entscheiden, weil es irgendwo 1000 Euro mehr gibt. Hier entsteht etwas, an dem beide großen Anteil haben. Warum sollten sie das aufgeben? Wir sind in Gesprächen.

Frage: Gibt es einen Zeitplan?

Herrnberger: Ob wir nun ein, zwei oder vier Wochen brauchen, ist egal. Es soll eine zeitnahe Entscheidung geben, da es eine wichtige ist, gerade auch für die Spieler.

Frage: Wie sehr nervt es Sie, dass eine Meisterschaft wegen der darauffolgenden Relegation nicht für einen Aufstieg reichen könnte?

Herrnberger: Es gibt in Europa wohl keine Liga, in der einem das Aufsteigen so schwer gemacht wird. Es kann eine perfekte Saison sein – aber am Ende geht in zwei Spielen alles den Bach runter. Das erschwert die Planung. Wir werden jedoch alles dafür geben, den Traum von der 3. Liga Realität werden zu lassen – die Mannschaft, der Verein und die Stadt hätten es verdient. Wir können Großes schaffen, wenn wir bescheiden rangehen und keine großen Töne spucken.

Aufrufe: 024.2.2016, 07:22 Uhr
Jan Zur Brügge und Lars BlanckeAutor