2024-05-08T11:10:30.900Z

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Nicht länger Trainer der DJK Regensburg 06: Tobias Smolarczyk. F: Brüssel
Nicht länger Trainer der DJK Regensburg 06: Tobias Smolarczyk. F: Brüssel

Smolarczyk legt sein Amt nieder

27-jähriger Übungsleiter der DJK Regensburg gab im heutigen Training überraschend seinen Rücktritt bekannt

Paukenschlag bei der DJK Regensburg 06: Erfolgstrainer Tobias Smolarczyk wird nicht länger auf der Kommandobrücke des Kreisligisten stehen. Der 27-Jährige informierte die Mannschaft während der Trainingseinheit am Dienstagabend über seinen Rücktritt. In einem offenen Brief an Verein und Fans teilte er mit, dass sich in letzter Zeit eine gewisse Distanz zu den Jungs entwickelt hätte, die nicht mehr überbrückbar sei. An dem mäßigen Saisonstart in der Kreisliga 1 - die Schwabelweiser waren mit leidglich sieben Punkten aus den ersten sieben Spielen gestartet - läge es aber keinesfalls, stellt Smolarczyk klar.

Ich wurde und bin hier Trainer meiner Freunde, heißt es in Smolarczyks offenem Brief. Dies sei im Falle des Erfolgs unproblematisch, im Falle eines kleinen Kaders noch unproblematischer. Aber: Ich habe aber gemerkt, dass sich durch die Situation in letzter Zeit - auch schon in der letzten Saison - eine gewisse Distanz zu den Jungs entwickelt. Und diese Distanz würde nicht kleiner werden. Das will ich nicht - nicht bei Leuten, die ich seit einer Ewigkeit kenne. Freundschaften gehen vor. Smolarczyk vermisste zuletzt die Einstellung vieler seiner Schützlinge, die nicht mehr mit der seinen übereinstimmten. Der 27-Jährige, der die „jungen Wilden“ im Frühjahr 2013 als Chefanweiser übernommen hatte, wünscht der Mannschaft und dem Verein für die Zukunft nur das Beste, sagt: In drei Jahren als Trainer in Schwabelweis haben wir gemeinsam Unglaubliches erreicht.

Smolarczyks offener Brief:

2013 habe ich im Frühjahr die Möglichkeit bekommen, meinen Verein als Cheftrainer zu übernehmen. Meinen Verein, in dem ich seit meinem 6. Lebensjahr aktiv bin, in dem ich als Spieler weder in der Jugend noch im Herrenbereich höher als Kreisklasse spielen konnte, wo ich jedoch die ersten Schritte meiner Trainerkarriere machen konnte. Trotz aller Inkonstanz seit Vereinsgründung 2006 mit zig verschiedenen Trainern und zahlreichen Jahren gegen den Abstieg, war es für mich eine riesengroße Ehre und Möglichkeit mit damals 24 Jahren als Trainer im Herrenbereich Fuß zu fassen. Dafür bin ich den Verantwortlichen der DJK unendlich dankbar.

In drei Jahren als Trainer in Schwabelweis, die Rückrunde der Saison 2012/13 als Unterstützung für den damaligen Trainer, zähle ich dabei auch dazu, haben wir gemeinsam Unglaubliches erreicht. Anfang 2013 sah es stark nach zukünftigem A-Klassenfußball aus. Was folgte ist bekannt. Diese Zeit war die mit Abstand beste in meiner Zeit als Fußballer und ich denke jeder der irgendwie dabei war, sieht dies genauso. Eine so unfassbar perfekte Saison wie die im Aufstiegsjahr war einfach unglaublich. Die Emotionen nach dem Schlusspfiff in Sinzing oder nach dem 5:1-Finalsieg über Thalmassing bei der Hallenkreismeisterschaft – beispielhaft bei Julians Tor zum 2:1 – werde ich nie vergessen. Nie. Genauso wenig die Derbysiege oder den Weg ins Pokalfinale. Das war einfach fantastisch.
Und auch einige Momente der letzten Saison wie die Last-Minute Siege gegen Türk Genclik, Obertraubling, Kareth oder den Auswärtssieg in Sulzbach kann uns zusammen keiner mehr nehmen. Letztlich war auch der dritte Platz – wenngleich mehr drin gewesen wäre – richtig gut!

»Diese Zeit war die beste in meiner Zeit als Fußballer.«

Und nur weil die Mannschaft aktuell bescheiden da steht, höre ich nicht auf. Es ist erst ein Viertel der Saison gespielt. Aber…

Ich wurde und bin hier Trainer meiner Freunde. Das ist im Falle des Erfolgs unproblematisch, im Falle eines kleinen Kaders noch unproblematischer. Ich habe aber gemerkt, dass sich durch die Situation in letzter Zeit – auch schon in der letzten Saison – eine gewisse Distanz zu den Jungs entwickelt. Und diese Distanz würde nicht kleiner werden. Das will ich nicht – nicht bei Leuten, die ich seit einer Ewigkeit kenne. Freundschaften gehen vor.

Nach drei Jahren nutzen sich bestimmte Dinge ab. Die Jungs brauchen eine neue Ansprache, neue Trainingsreize, neue Chancen. In gewisser Weise bin ich als Trainer nach so einer langen Zeit voreingenommen. Ich würde wohl immer wieder den gleichen Spielern die Chance geben, anderen nicht.

In meiner DJK-Zeit habe ich ganze zwei Trainings verpasst, sofern ich beruflich in Regensburg war. Selbst als ich beruflich knapp 200 Kilometer weit weg war, war ich regelmäßig im Training. Das ist mein Selbstverständnis als Trainer. Ich gebe immer alles, bin unfassbar ehrgeizig und zielstrebig. Das habe ich in letzter Zeit bei vielen Spielern meiner Mannschaft einfach vermisst. Die Gier nach Erfolg, die Bereitschaft immer ins Training zu gehen, im Spiel immer alles zu geben, die Teamfähigkeit. Die Einstellung vieler stimmt nicht annähernd mit meiner über ein. Das ist aber intern und ich werde auch garantiert keinen meiner Spieler in irgendeiner Form in der Öffentlichkeit bloßstellen, das hat keiner verdient. Wenn man jedoch selber so viel in ein Hobby investiert, aber immer weniger zurückkommt, dann ist das sehr niederschmetternd. In letzter Zeit war die Trainertätigkeit mehr Belastung als Freude.

»Wenn man selber so viel in ein Hobby investiert, aber immer weniger zurückkommt, dann ist das sehr niederschmetternd.«

Sicherlich hätte ich mir viele dieser Fragen wahrscheinlich nicht gestellt, hätten wir zuletzt sportlichen Erfolg gehabt. Jetzt ist es aber – auch auf Grund der obigen Gründe – so gekommen. Dieser Schritt fällt mir alles andere als leicht, vor allem wenn ich an die tolle gemeinsame Zeit zurückdenke. Vor allem tut es mir Leid für all die Spieler, auf die ich mich immer zu 100 Prozent verlassen konnte.

Das ist immer mein Verein gewesen und er wird es auch weiterbleiben. Ich kehre dem Verein nicht komplett den Rücken zu. Viele Spieler sind wegen mir gekommen. Zusammen haben wir eine vor noch nicht so langer Zeit nicht für möglich gehaltene Basis geschaffen, sodass auch die Zukunft gut werden kann. Auch wenn der Schritt nicht leicht war, ist er reiflich überlegt und aus meiner Sicht der einzig richtige für die Mannschaft, aber auch für mich selbst! Es der Mannschaft eben mitzuteilen, war wahrscheinlich das Emotionalste was ich bisher im Fußball erlebt habe.

Ich bin überzeugt davon, dass meine Mannschaft bald wieder in die Spur zurückfinden wird. Dazu muss sie wieder eine Einheit auf und neben dem Platz werden, mit einer klaren Hierarchie. Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich auf meinem Weg unterstützt haben, auf die ich zählen konnte. Ich wünsche euch alles erdenklich Gute dabei.

Aufrufe: 015.9.2015, 21:43 Uhr
Florian WürtheleAutor