2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten

Skandal in Bad Freienwalde

Langjährige Jahn-Schatzmeisterin gesteht, den Verein um 40 000 Euro geprellt zu haben

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Die langjährige Schatzmeisterin des SV Jahn Bad Freienwalde hat vermutlich über einen längeren Zeitraum knapp 40 000 Euro aus der Vereinskasse veruntreut. Das hat sie jetzt dem Vereinsvorsitzenden Jörg Grundmann gestanden.

"Ich bin vollkommen fassungslos", sagte Jörg Grundmann, seit 15 Jahren Vorsitzender des Vereins. Die langjährige Schatzmeisterin habe ihm jetzt ihre Tat mitgeteilt. Weder über den genauen Betrag, noch über ihre Vorgehensweise habe die 61-jährige Kurstädterin jedoch Angaben gemacht. Bisher sei von einer Summe in Höhe von 38 000 Euro die Rede.

Während der Zeit als Hartz IV-Empfängerin habe die Frau das Geld für den Haushalt verwendet, begründete sie gegenüber dem Vorsitzenden ihre Tat. Ihr Mann, ebenfalls im Vorstand des Vereins, sagte gegenüber dem Vorsitzenden aus, nichts davon gewusst zu haben.

"Wir haben jetzt die Unterlagen der vergangenen zehn Jahre und die Handkasse bei ihr abgeholt", sagte Grundmann. Eine Tiefenprüfung soll jetzt zeigen, wie hoch der fehlende Betrag tatsächlich ist. Pleite sei der Verein dennoch nicht. "Wir sind liquide und können unseren Verpflichtungen nachkommen", sagte der Vereinsvorsitzende.

Die Jahreshauptversammlung des Vereins heute Abend im Kurtheater sollte eigentlich im Zeichen eines Generationswechsels stehen. Der bisherige Vorstand kandidiert nicht mehr und lässt jüngeren Mitgliedern den Vortritt. Der alte Vorstand, der nicht entlastet werden kann, und der neue werden jetzt gemeinsam an der Aufklärung arbeiten. "Mein Stellvertreter Wolfgang Ziesing und ich wollen uns keineswegs aus der Verantwortung stehlen", sagte Jörg Grundmann. "So habe ich mir meinen Abschied nicht vorgestellt."

"Wir wissen noch nicht, an welcher Stelle die Lücke bei uns ist und wollen auch nicht darüber spekulieren", sagte der Vereinsvorsitzende. Zwei Kassenprüfer des Vereins, darunter eine Mitarbeiterin einer Bank, hätten jährlich die Finanzen überprüft und keine Unzulänglichkeiten festgestellt. Der SV Jahn ist mit 428 Mitgliedern der größte Sportverein der Stadt Bad Freienwalde. Allein durch Mitgliedsbeiträge verfügt er über einen Jahresetat von 20 000 Euro. Erwachsene zahlen sieben Euro pro Monat. 24 Prozent der Mitglieder sind Kinder und Jugendliche, die den halben Mitgliedsbeitrag zahlen. Hinzu kommen 7500 Euro Zuschuss von der Stadt, die zweckgebunden für das Jahn-Stadion verwendet werden müssen. Bis 31. Dezember 2014 bekam der Verein Geld vom Jobcenter für den Platzwart. Hinzu kommen noch Sponsorengelder.

Die Mitgliedsbeiträge werden zwar in die große Kasse des SV Jahn eingezahlt, fließen dann aber zu 82 Prozent in die Abteilungen zurück, wo das jeweilige Mitglied Sport treibt. "Dort kann niemand etwas abzweigen", versicherte der Vereinsvorsitzende. Die einzelnen sportlichen Abteilungen verfügten so über ein hohes Maß an Autarkie, seien für ihr Budget selbst verantwortlich.

"Wir haben ihr über Jahre vertraut, aber sie war nicht ehrlich", sagte der Vereinsvorsitzende bitter. "Es ist tragisch für alle Beteiligten, für den Verein, für all jene, die ein hohes Maß in uns gesetzt haben, aber auch tragisch für die Schatzmeisterin selbst", sagte Jörg Grundmann. Sie sei immer für den Verein da gewesen, sei schwer krank, aber nie ehrlich gewesen. Von einer Anzeige gegen die Frau will der Verein absehen.

Die Polizei werde von Amts wegen ermitteln, kündigte Dörte Kammann, Sprecherin der Polizeiinspektion Märkisch-Oderland, in Strausberg an. "Dies ist ein Offizialdelikt", sagte die Beamtin. Nicht ermittelt werde bei Summen bis 50 Euro.

Aufrufe: 018.4.2015, 20:58 Uhr
MOZ.de / Steffen GöttmannAutor