2024-04-25T14:35:39.956Z

Analyse
Der Affinger Patrick Stoll (links) überzeugte gegen den SC Ichenhausen mit einer guten Leistung.  Foto: Peter Appel
Der Affinger Patrick Stoll (links) überzeugte gegen den SC Ichenhausen mit einer guten Leistung. Foto: Peter Appel

Sieg verdrängt den Frust

Affing feiert nach langer Zeit wieder einen »Dreier« +++ Beim TSV Aindling herrscht trotz der Niederlage in Illertissen aber auch keine getrübte Stimmung +++ Allerdings droht Ronny Roth lange auszufallen

Nach langer Zeit feiert der FC Affing in der Landesliga Südwest wieder einen Sieg. Aindling unterliegt zwar Illertissen, Trainer Bahl ist aber mit der Leistung der Spieler zufrieden.

Vor einigen Jahren hat der FC Affing eine neue Sportanlage geschaffen. Das Heim wurde – wie bei uns so üblich – solide erstellt und mit dicken Mauern ausgestattet. Und das war auch gut so. Denn sonst hätte das Gebäude am Sonntagabend wohl Schaden genommen. Nach dem 1:0-Sieg über Ichenhausen feierten die Fußballer so laut, dass sie die Wände beinahe zum Wackeln brachten.

Hier entlud sich riesige Freude und verdrängte den Frust über die lange Wartezeit auf dieses Erfolgserlebnis, das die Lage im Abstiegskampf spürbar verbesserte. Seit dem 2. November durfte man keinen Siegersekt mehr schlürfen. Marco Küntzel hatte allen Grund, seine Leute in höchsten Tönen zu loben, nicht zuletzt die Defensive. Der Ex-Profi hatte sich am Sonntag mal wieder selbst aufgestellt. Abteilungsleiter Robert Lindermeier erklärte diese Maßnahme: „Er wollte selbst mitspielen, um Ordnung und Stabilität auf den Platz zu bringen.“ Sprintduelle gegen Kontrahenten, die rein vom Alter her seine Söhne sein könnten, wird Küntzel naturgemäß nicht mehr viele gewinnen. Doch seine Präsenz auf dem Rasen ist aus einer anderen Überlegung heraus wertvoll: Auf diese Weise ist er seinen Mitspielern ganz nahe, wenn er ihnen Anweisungen gibt. Von der Bank aus muss er über den halben Platz schreien.

Dass auch Patrick Stoll in dieser Landesligapartie beginnen durfte, war sicher nicht von allen erwartet worden. Den Coach hat der Mann geradezu begeistert: „Das ist ein großer, robuster Kerl, auch fußballerisch ein guter Mann. Der Junge hat seine Sache sehr gut gemacht.“ Zwei Wochen zuvor hatte Küntzel noch ganz andere Töne angeschlagen und den letzten Biss im Kampf ums Überleben vermisst. Diesmal stellte er sichtlich erfreut fest: „Sie haben sich reingehauen, wir haben uns in die Bälle reingeschmissen.“

Dabei sind die personellen Probleme keineswegs vom Tisch. Sven Wernberger beispielsweise musste erneut zuschauen. Nach seiner Adduktorenzerrung kann der Keeper wieder ins Training einsteigen. Prognosen über eine Rückkehr zwischen die Pfosten wollte der ehemalige Aindlinger noch nicht abgeben: „Das hängt davon ab, wie es mir bei voller Belastung geht.“

Im Heimspiel am kommenden Sonntag gegen Fürstenfeldbruck wird Wernberger wohl noch einmal unter den Zuschauern Platz nehmen. Florian Riegel wird seine Position nicht kampflos aufgeben. Am Sonntag wirkte er so souverän und sicher, als sei er seit Jahren die unumstrittene Nummer eins beim FCA.

Es war vor einigen Wochen bei der Jahreshauptversammlung des TSV Aindling. Ludwig Grammer und Josef Kigle äußerten sich bei dieser Gelegenheit zu den Aussichten in der Landesliga. Präsident wie Vorstand Spielbetrieb warnten in ähnlichen Formulierungen davor, in der Frühjahrsrunde einen Spaziergang zu erwarten. Dass die beiden Funktionäre, die vor Jahrzehnten selbst auf dem Platz standen, mit diesen Aussagen nicht einfach nur tiefstapelten, das zeigt sich nach den ersten drei Punktspielen. Andererseits darf man auch festhalten: Die Mannschaft hat sich im Rahmen ihrer Möglichkeit geschlagen. Sie sorgte beim 1:0 in Memmingen für eine Überraschung, leistete sich beim 1:1 gegen Durach einen spielerischen Ausreißer nach unten und muss sich für die jüngste 0:2-Niederlage beim Spitzenreiter in Illertissen keine großen Vorwürfe gefallen lassen. „Auf das sollten wir aufbauen“, meinte Roland Bahl am Samstagabend: „Wir sollten versuchen, uns das nächste Mal zu belohnen.“ Was sicher auch kein Kinderspiel wird, denn der SV Egg an der Günz, der am Sonntag ans Schüsselhauser Kreuz kommt, liegt immerhin auf Rang zwei der Tabelle.

Eine Aindlinger Rechnung ist in diesen Wochen noch nicht aufgegangen. Nachdem im Winter Leute wie Wolfgang Klar und Daniel Ritzer engagiert wurden, durfte man eigentlich davon ausgehen, die Zahl der Alternativen im Kader würde steigen. Doch aus unterschiedlichen Gründen fallen derzeit viele Akteure aus, so dass der Kreis am Samstag lediglich aus 14 Kickern bestand. Bei Wolfgang Klar dürfte sich am Dienstag entscheiden, ob die Sperre nach seiner Roten Karte von drei auf zwei Spiele reduziert wird.

Möglicherweise hat sich Ronny Roth in Illertissen ein Außenband gerissen. „Das wäre bitter für den Burschen“, kommentierte Josef Kigle dessen frühes Ausscheiden am Samstag. Eine Kernspintomografie soll Aufschluss bringen. Bei diesem Mittelfeldspieler darf man schon von einer gewissen Tragik reden. Der ehemalige Gersthofer gehörte zuletzt zum Team des FC Affing, kam aber aufgrund einer langwierigen Verletzung nicht auf die Füße. Jetzt war Roth drauf und dran, am Lechrain nicht nur zum Stammspieler, sondern gleich zum Regisseur zu werden.

An der Leistung im Westen des Bezirks hatte Kigle nichts auszusetzen: „In der zweiten Halbzeit haben wir gut gespielt. Wir haben zwei Fehler gemacht, die zu Toren führten. Die die Fehler gemacht haben, die wissen das.“ Und in Richtung Roth erklärte er: „Den müssen wir wieder aufrichten.“

Aufrufe: 023.3.2015, 22:17 Uhr
Aichacher Nachrichten / Johann EiblAutor