2024-05-02T16:12:49.858Z

Aufreger der Woche
Da weint sogar der Fußballgott, wenn Sportgeräte als Waffen missbraucht werden.	Karikatur: Schwarze-Blanke
Da weint sogar der Fußballgott, wenn Sportgeräte als Waffen missbraucht werden. Karikatur: Schwarze-Blanke

Sicherungen durchgebrannt

Brutale Tätlichkeit in Alsheim löst auf allen Seiten Entsetzen aus

Das hätte es am letzten Spieltag des Jahres nun wirklich nicht gebraucht: Das Spitzenspiel der C-Klasse Worms zwischen dem VfR Alsheim und FT/Alemannia Worms wurde am Sonntag nach einer Stunde Spielzeit abgebrochen, nachdem einem Spieler der Gäste völlig die Sicherungen durchgebrannt waren. Eigentlich bereits des Feldes verwiesen, sprang der Spieler der Fusionierten einem Alsheimer Fußballer mit Anlauf und Stollenschuhen ins Kreuz. Auf beiden Seiten war man über die Aktion des 26-jährigen Stürmers entsetzt, teilweise geradezu schockiert.

,,Was hier heute passiert ist, ist unfassbar. Mir fehlen die Worte", stammelte VfR-Trainer Ronni Jankowski unmittelbar, nachdem er seinen Schützling noch am Abend im Krankenhaus besucht hatte. Was zu diesem Zeitpunkt noch nicht feststand: Der Spieler des VfR wird wohl keine Folgeschäden davon tragen, die zunächst aufgetretenen Lähmungserscheinungen haben sich relativiert. So konnte Jankowski einen Tag später vermelden, dass sich der Verletzte auf dem Weg der Besserung befindet. Das war unmittelbar nach der rüden Aktion, die neben Rettungswagen und Hubschrauber auch die Polizei auf den Plan rief, noch nicht abzusehen.

Der zuletzt deutlich aufpolierte Ruf von FT/Alemannia, deren Trainer Anton Kurt seit seinem Wirken einige disziplinlose Akteure aussortiert hat, hat darunter nun deutlich zu leiden - auch wenn es sich erwiesenermaßen um eine Aktion eines Einzelnen gehandelt hat. ,,Wir sind selbst vor den Kopf gestoßen und wünschen dem Verletzten alles Gute", schrieb FTA-Spieler Denis Nock am gleichen Abend in den sozialen Medien und sein Mitspieler Deniz Engel versichert, ,,dass dieser Spieler für uns nicht mehr auflaufen wird." Das zumindest scheint wahrscheinlich, hat doch auch Anton Kurt ,,harte Konsequenzen" für seinen Spieler angekündigt, ohne dabei allzu konkret werden zu wollen.

Einen Imageschaden trägt durch Aktionen wie diese aber nicht nur der Verein FT/Alemannia, sondern der ganze Amateur-Fußball davon, steht doch diese Sportart bei uns mehr als alle anderen in der Öffentlichkeit. ,,Wenn dann so eine Geschichte passiert wie jetzt in Alsheim, denken einige, die nicht so nah am Fußball dran sind, dass da vermutlich nur Bekloppte am Werk seien", reflektiert Lothar Renz, der Vorsitzende des Fußballkreises Alzey-Worms. Er warnt aber vor Pauschalurteilen, zu der unsere Gesellschaft in vielen Bereichen neige. Renz: ,,Man muss das im Verhältnis sehen: Jede Woche finden tausende Fußballspiele statt, in denen alles ordentlich abläuft. Aber wenn in einem Prozent der Spiele jemand aus dem Rahmen fällt, heißt es: die Fußballer wieder. Schwarze Schafe gibt es überall." Und die gelte es mit drastischen Strafen zu maßregeln.

,,Unsere Aufgabe ist es zu schauen, dass so etwas nicht überhandnimmt. Der Verband muss da reagieren und dem einen Riegel vorschieben." Im konkreten Fall kann das für den Übeltäter eine sehr lange Auszeit bedeuten - ungeachtet eventueller strafrechtlicher Konsequenzen. Neben der persönlichen Strafe für den FTA-Spieler ist aber auch die Wertung der Partie zu beachten. Hier kommt es nun darauf an, was der Unparteiische in seinem Bericht dem Klassenleiter mitteilen wird. ,,Alleine die Tatsache, dass sich ein Spieler schwer verletzt, rechtfertigt nämlich noch nicht einen Spielabbruch", gibt Renz zu bedenken. Er vermutet, dass es letztlich auf eine Wiederholung der Partie hinauslaufen wird - unter Vorbehalt.



Aufrufe: 030.11.2015, 18:00 Uhr
Michael MayerAutor