2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
F: Bock
F: Bock

Seine Anschauung genießt Sonderstatus

MANUEL BÖCKLE : "Hier zu bleiben, ist für mich selbstverständlich"

Viele Jahre lang war er Spieler und Schiedsrichter in Personalunion: In der neuen Saison soll er nun auch noch als spielender Co-Trainer fungieren. Für seinen Heimatverein scheint Manuel Böckle (25) in fast jede Rolle zu schlüpfen.

Der 3. Februar 2015 ist ein guter Tag für Manuel Böckle. Er hat fast alles gewonnen und den Turniersieg geholt. Doch der Erfolg hat einen Haken: Er ist an der Playstation zustandegekommen. Fernab der Computersimulation sieht die Welt etwas anders aus für den Kapitän der SG Groß Gaglow. Kein Spiel haben Böckle & Co. bis dahin für sich entscheiden können. Am Ende der Saison verabschieden sich die Südcottbuser mit sieben Punkten in 28 Partien aus der Landesklasse. Es ist der zweite Abstieg in Folge.

Wenn ein Klub eine derartige Durststrecke durchlebt, sind personelle Aderlasse vorprogrammiert. Auch Böckle müsste lügen, wenn er behaupten würde, dass er in keiner Sekunde mal Pro und Contra eines Vereinswechsels abgewogen hätte. So wie schon 2009, als er in seinem ersten Männerjahr in die Kreisliga abgestiegen war. Doch die Trainer Christian Knecht und Christian Frischke tüftelten seinerzeit einen Fünf-Jahres-Plan aus, der Gaglow in die Verbandsliga führen sollte. Und Böckle blieb. "Die nächsten Jahre sollten uns Recht geben." Anno 2012 spielte Gaglow wieder in der Landesliga. Eine Geschichte, die Böckle nun gern wiederholen würde: "Ich will wieder aufsteigen und es nochmal allen beweisen." Und zwar nicht nur an der Playstation.

Vor 19 Jahren hat er das Fußball-Einmaleins in Gaglow erlernt. "Ich bin in Kiekebusch zur Schule gegangen, dort gab es keine Mannschaft. Gaglow war in der Nähe und hatte einen guten Ruf." Inzwischen ist es an ihm selbst, etwas für den Ruf zu tun. Und dieser Aufgabe stellt er sich. Detlef Irrgang machte ihn 2011 zum Kapitän, etwa acht Jahre lang half er dem Verein zudem als Schiedsrichter. Auch Vater und Bruder zahlen Mitgliedsbeitrag. "Die sind immer mit dabei, wenn irgendetwas zu machen ist", adelt Abteilungsleiter Frank Gasche die Böckle-Familie. Allen voran Manu. "Er ist unser wichtigster Spieler. Ohne ihn hätte es dieses Jahr noch viel schlechter ausgesehen."

Der Masterstudent (BWL) gehört aber nicht zu der Spezies, die für ihre Anteilnahme eine Gegenleistung einfordert. Schon gar nicht monetärer Natur. Eine Anschauung, die Sonderstatus genießt. "Manu hat nie nach Geld gefragt", weiß Gasche. Weil er dem Verein auch so viel zu verdanken hat. "Ich habe hier 80 Prozent meiner Freunde kennengelernt. Das ist einfach mein Verein. Bei meinem Ausbildungsverein zu bleiben, ist für mich selbstverständlich." Zwar würde jeder Fußballer ab einer bestimmten Summe anfangen zu überlegen, sagt Manuel Böckle ehrlich. Der Unterschied sei, dass der Preis bei ihm höher ist. Und er kommentiert mit einem Augenzwinkern: "Nach eurem Artikel ist für mich in diesem Sommer ja sowieso erstmal ein Wechsel ausgeschlossen."

Aufrufe: 030.6.2015, 07:22 Uhr
LR-Online.de/Steven WiesnerAutor