Schilksee: Klassenerhalt ist realistisch

Zunächst einmal muss die Gutzeit-Elf den Schwung der Aufstiegseuphorie mitnehmen. Der Kern des Meisterteams ist komplett beisammen geblieben, wurde ergänzt und verjüngt. Erstmals seit Jahren können die Schilkseer auch nicht mehr als Krösus ihrer Liga gelten.

Die Möglichkeiten des TSV bewegen sich im normalen Rahmen des unteren Regionalliga-Bereichs. Wie aber sind die Kieler im Liga-Vergleich aufgestellt? Wir machen den Test.

Tor:
Patrick Dahmen spielte im Vorjahr eine gute SH-Liga-Saison und bringt etwas Erfahrung mit. Er ist ein solider Torwart, dem die Regionalliga zuzutrauen ist.
Chris Kröhnert erreichte bei Holstein Kiel (noch) kein Drittliga-Niveau. Eine Klasse tiefer sollte er aber ein Rückhalt sein können. Beide werden sich einen engen Zweikampf liefern.
Der junge Lukas Losch wird als Nummer drei zunächst lernen.

Abwehr:
Mit den Neuzugängen ist in der Defensive für guten Konkurrenzkampf gesorgt. Auf den ersten Blick haben in der Innenverteidigung der im Vorjahr starke Marco Rook und der einzige Akteur mit mehrjähriger Regionalliga-Erfahrung, Hannes Schäfke, die Nase vorn.
Aber mit Patrick Amponsah, Maximilian von Randow und vor allem dem noch verletzt fehlenden Kjell Gonda stehen auch starke Alternativen parat.
Auf der rechten Abwehrseite dürften sich die beiden Ex-Holsteiner Robin Schubert und Tim Gürntke ein knappes Rennen liefern, ebenso wie links der etablierte Marcel Vones und Neuzugang Jan-Niclas Bräunling.
Der TSV scheint personell in der Defensive, wo mit Benedict Klimmek und Lennart Grützmacher auch noch zwei Nachwuchskräfte auf Einsätze hoffen, gut aufgestellt, auch wenn viele Akteure sich auf Tempo und Härte der Regionalliga noch einstellen müssen.

Mittelfeld:
Im Zentrum steht und fällt alles mit Timo Nath, dem auch in der Regionalliga eine starke Rolle zugetraut werden kann. Der erfahrene Oliver Dreier, der aus der Regionalliga kommende Felix Schlagelambers, die im Vorjahr etablierten Tom Warncke und Teyi Lawson-Body - sie alle kämpfen um ein oder zwei Plätze neben Nath, müssen sich aber auch strecken, um gutes Regionalliga-Niveau zu erreichen.
Auf den Außenbahnen sind mit Tjark Gutzeit und Benjamin Petrick die Stammkräfte aus der Vorsaison gut im Rennen. Moses Ogodogbo dürfte es schwer haben, Christian Sankowski fällt noch verletzt aus. Optionen sind aber auf beiden Seiten auch gelernte Außenverteidiger wie Gürntke oder Vones.

Angriff:
Spielt Petrick nicht außen, müsste er vorne gesetzt sein. Ansonsten, oder wenn mit zwei Stürmern gespielt wird, sind Erdogan Cumur und Tom Wüllner, die in der SH-Liga gutes Niveau zeigten, ebenfalls Stammplatzkandidaten. Louis Schütt benötigt noch etwas Zeit.

Vorne wohl gesetzt: Offensivmann Benjamin Petrick.

Trainer: Mit Thorsten Gutzeit ist auf die Trainerposition in Schilksee, die jahrelang einem Schleudersitz glich, Kontinuität eingekehrt. Das liegt nicht nur an der Tatsache, dass er ,,schon" ein Jahr durchhielt und großen Erfolg hatte. Vor allem bringt der 49-Jährige, der schon Holstein Kiel ins DFB-Pokal-Viertelfinale und zum Aufstieg in die 3. Liga führte, die richtige Mischung aus Erfahrung, Ruhe und fachlichem Verständnis mit.
An seinen Entscheidungen wird nicht gezweifelt. Hinzu kommt sein nach außen bescheidenes, in der Sache aber bestimmtes Auftreten, mit dem der TSV an Profil und Sympathie in der Außendarstellung gewann. Unabhängig vom Ausgang der Saison sollte an Gutzeit auf dem Trainerposten nicht gerüttelt werden.

Taktik:
In der vergangenen Saison waren die Schilkseer zwischen den Systemen flexibel, konnten zwischen einem 4-2-3-1 und einem 4-4-2 mühelos wechseln. Diese Flexibilität wird auch in dieser Saison erhalten bleiben. Da in der Offensive auch Spielertypen zur Verfügung stehen, die ohne Probleme sowohl außen als auch im Zentrum spielen können, bleibt Variabilität.
Gutzeit hat auch taktisch die Chance zu variieren. In der Schleswig-Holstein-Liga war oft Ballbesitzfußball gegen defensive Gegner gefordert. Eine Klasse höher ist das nicht mehr so leicht umzusetzen. Aber der TSV hat ebenso bereits bewiesen, dass man aus einer gesicherten Abwehr (der im Vorjahr deutlich stabilsten der SH-Liga) zielstrebigen Konterfußball anbieten kann. Dies wird noch häufiger gefragt sein.

Umfeld:
Auch wenn die Sponsorenbasis in den vergangenen Jahren stetig gewachsen ist, steht und fällt beim TSV weiterhin alles mit dem Engagement von Manager, Vorstand und Ex-Trainer Bodo Schild. In der Regionalliga ist man jedoch auf einem Niveau angekommen, wo man mit den finanziellen Möglichkeiten den Konkurrenten nicht mehr überlegen ist.
Mit der gemeinnützigen GmbH, dem neuen Jugendförderverein, dem Schritt für Schritt regionalligatauglich gemachten Sportplatz und weiteren Strukturmaßnahmen hat sich das Umfeld in Schilksee entwickelt.
Sportlich war die Installation von Frank Drews noch einmal ein wichtiger Baustein, um Schild und Gutzeit in Teilbereichen zu entlasten und mit dem weitere sportliche Erfahrung hinzu gewonnen wurde.

Fazit:
Der TSV Schilksee ist in den meisten Bereichen gut gerüstet für die Regionalliga, ohne dass er dort große Sprünge machen wird. Viele Spieler müssen sich noch an die Anforderungen gewöhnen, insbesondere in der Rückwärtsbewegung.
Ziel muss sein, Kontinuität in allen Bereichen zu gewährleisten und den Klassenerhalt sicherzustellen. Wichtig ist dabei, dass aus den vielen Heimspielen zu Saisonbeginn gegen überwiegend hoch einzuschätzende Konkurrenz schon möglichst viele Punkte eingefahren werden und der Start gelingt. Realistisch scheint für den TSV am Saisonende eine Platzierung zwischen 12 und 15.


Das Spiel im FuPa-Liveticker: https://www.fupa.net/spielberichte/tsv-schilksee-fc-eintr-norderstedt-2334791.html