2024-04-30T13:48:59.170Z

Allgemeines
Voxtrup gegen Delmenhorst ging reibungslos über die Bühne. Foto: Bernd Seyme
Voxtrup gegen Delmenhorst ging reibungslos über die Bühne. Foto: Bernd Seyme

Schiedsrichter-Streik sorgt für Stille auf den Fußballplätzen

Landesliga und Bezirksliga: Vereinsikonen bringen Spiele über die Bühne – Einige Ausfälle und geteiltes Echo auf Streikaufruf

Wie angekündigt haben am Sonntag keine der vom Bezirk zuvor offiziell eingeteilten Schiedsrichter Fußballspiele in der Landesliga oder Bezirksliga geleitet. Gekickt wurde fast überall trotzdem, nennenswerte Vorfälle gab es keine – und doch war etwas anders. Es war stiller auf den Plätzen.

Derby bei SF Lechtingen, 44. Minute: David Brüwer verspringt – ausnahmsweise – der Ball am eigenen 16er. So muss der Wallenhorster gegen Luca Maunert mit Körpereinsatz in den Zweikampf, köpft das Leder weg. Maunert fällt um, Aushilfs-Referee Heinz Schleibaum pfeift, Freistoß für Lechtingen, umstritten. Fußballer wissen: Es folgen eigentlich Aufschreie der Spieler, Trainer und Fans, dann aufgeregte Debatten auf und neben dem Feld. Diesmal bleibt es still. Brüwer schaut nur verwundert, dreht sich dann um in Richtung Freistoßmauer und kriegt erst gar nicht mit, dass Schleibaum nach Rückfrage bei Maunert den Freistoß zurücknimmt. Gemurmel am Platz, kurze Konfusion über die Spielfortsetzung, ehe Wallenhorst nach dem Schiedsrichterball das Leder an Lechtingen zurückgibt.

Eine typische Szene: Ruhe und Zurückhaltung aller Beteiligten auf und neben dem Platz haben die von Aushilfs-Referees geleiteten Landesliga- und Bezirksliga-Spiele geprägt. Das Zeichen des Innehaltens, dass der NFV Bezirk Weser-Ems mit dem Streik nach der Diskriminierung eines Schiedsrichters in Firrel im September setzen wollte, ist insofern angekommen, hat ausgestrahlt. „Für mich war das wie eine Laufeinheit“, so Schleibaum, sonst in der Kreisklasse an der Pfeife, über seinen Einsatz. Der 63-Jährige, als SFL-Ikone in Wallenhorst ebenso geschätzt, sagte aber auch: Bei aller Verwerflichkeit des Firrel-Vorfalls sei es falsch, daran unbeteiligte Fußballer ohne Schiedsrichter allein zu lassen.

Solidarisch mit dem Streik hatten sich per Platzdurchsage vor dem Anpfiff die ehrenamtlichen Referees in Hollage gegen SC Lüstringen erklärt. Der Hollager Michael Lührmann, Träger des DFB-Ehrenamtspreises, distanzierte sich vor dem einsatztechnisch eher zurückhaltend geführten Bezirksliga-Topspiel mit seinen Assistenten Valentin Gerner und Sascha Krolik (Lüstringen) von jeglicher Gewalt.

Bei RW Sutthausen leitete Kreis-Referee Ottmar Steffan als Vater von Spieler Jannis die Partie gegen Bad Laer – wie Schleibaum ohne Linienrichter. „Ein, zwei strittige Entscheidungen gab es. Wie immer“, so Markus Mohnhaupt. Der RW-Fußballobmann kritisierte, dass man nach der Streikankündigung vom Bezirk nichts mehr gehört hatte.

Die Platzverhältnisse waren der offizielle Grund für die Absage der Bezirksliga-Partie Türkgücü gegen Berge sowie fünf weiterer Landesliga-Partien am Sonntag, darunter das Duell des SC Melle in Dinklage. Es war ein Fußballsonntag unter einmaligen Vorzeichen. Wenn bald wieder intensiverer Fußball gespielt wird, sollten alle Beteiligten das Erscheinen der etablierten Referees begrüßen – und bei allem Einsatz und Siegeswillen die Grundsätze der Fairness und Sportlichkeit beherzigen.

Weiterlesen: Kommentar zum Schiedsrichter-Streik: Ehrenwert, aber falsch

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Hier dokumentieren wir die von den Aushilfs-Referees in Hollage vorbereitete Erklärung im Wortlaut:

Liebe Fussballfreunde,

wir, das Schiedsrichtergespann das aus inaktiven Schiedsrichtern beider Vereine besteht, solidarisieren uns mit den aktiven Schiedsrichtern. Wir möchten durch die heutige Spielleitung ein Zeichen gegen jede Art unsportlichen Verhaltens und verbaler Gewalt gegen Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern setzen.

Durch die aktuelle Situation wird deutlich, wie wertvoll und unabdingbar die jedes Wochenende geleistete Arbeit der ehrenamtlichen Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter ist.

Wir dulden jegliche Art von Gewalt an unseren Sportstätten nicht!

Sascha Krolik (SC Lüstringen), Valentin Gerner (SC Lüstringen), Michael Lührmann (BW Hollage).

Aufrufe: 012.3.2017, 20:22 Uhr
Benjamin Kraus / Neue Osnabrücker ZeitungAutor