Der Traum von Rainer Hausner war einer, den eigentlich jeder Bub hat, wenn er seine ersten Torwarthandschuhe geschenkt bekommt. „Klar“, sagt der 28 Jahre alte Torwart vom SC Eltersdorf, „wer will den Sprung zum Fußballprofi nicht schaffen?“ Hausner war sogar sehr dicht daran, für Wacker Burghausen spielte er Jugend-Bundesliga, sein Gegenüber war zum Beispiel Kevin Trapp, heute bei Paris St. Germain. „Ein Jahr war ich bei den Profis dabei“, sagt Hausner, dritte Liga, einen Einsatz hatte er nicht. „Zum einen war ich ein paar Zentimeter zu klein, zum anderen habe ich in diesem Jahr gelernt, dass es besser ist, einen ordentlichen Job zu lernen.“
Hausner studierte Lehramt, Wirtschaft und Geographie, derzeit ist er im letzten Referendarsjahr am Nürnberger Behaim-Gymnasium, und spielte nebenbei ambitioniert Amateurfußball: Erlangen-Bruck, Frohnlach, Bayernliga, Regionalliga. Seit Januar 2015 ist er beim SC Eltersdorf unter Vertrag. Dort erlebt er zuletzt eine gerade für einen Keeper schwierige Achterbahnfahrt: Fünf Niederlagen, 17 Gegentore, gab es in Folge, ehe der SCE die Kurve kriegte. Nun sind es drei Wochen ohne Gegentor, mit Siegen über Erlenbach (6:0), Würzburg (3:0) und nun einem hart erkämpften 0:0 gegen Aubstadt, den Tabellenvierten. „So macht es deutlich mehr Spaß“, sagt Hausner und grinst. „Wir hatten auch einiges aufzuholen, was die Gegentore anbetrifft.“
Hier scheint sich der SCE nun vor allem in der Deckung stabilisiert zu haben, „wir stehen kompakter“, findet Hausner, „wir spielen nicht mehr so blauäugig nach vorne und riskieren, dass es dann hinten klappert.“ Ein Verdienst von Trainer Bernd Eigner, selbst einst Bundesliga-Verteidiger: „Ich glaube, wir sind mit diesem erkämpften, aber auch verdienten 0:0 heute endgültig raus aus der Krise. Es hat sich rentiert, dass wir an der Abwehr gearbeitet, das dritte Mal zu null gespielt haben.“ Das hatte die Mannschaft auch Rainer Hausner zu verdanken, der gleich mehrfach in höchster Not klären musste. Doch egal, wer da vor ihm auftauchte, wer abzog, wer köpfte immer bekam der Keeper der Eltersdorfer noch die Hände an den Ball.
Doch kein Wunder, immerhin hatte Rainer Hausner schon sehr prominente Profis im Schusstraining: Robin van Persie etwa, oder Roy Makaay. „Das ist schon Jahre her“, sagt er zwar, als Praktikant bei Adidas, für das er bis heute Torwarthandschuh- Prototypen testet, durfte er sich ins Tor stellen, als die Weltstars zu Besuch waren. „Die haben mir die Bälle ganz schön um die Ohren gehauen.“ Vielleicht noch so ein Grund, um lieber doch nicht Profi zu werden.
Gegen Aubstadt lieferte sich Eltersdorf jedenfalls einen harten Schlagabtausch im Mittelfeld, bei sommerlichen Temperaturen waren vor allem die Gäste am Drücker. Allerdings hätte Patrick Schwesinger auf Zuspiel von Patrick Fuchs die Führung erzielen können, scheiterte aber am Gästetorwart (32.). Doch wie schon im ersten Durchgang blieb es Aubstadt, das immer gefährlicher vors Eltersdorfer Tor kam. Immer wieder der starke Hausner aber parierte reihenweise gegen Max Schebak und Michael Dellinger. Ab der 73. musste Eltersdorf dann das torlose Remis zu Zehnt über die Zeit retten — Kapitän Thomas Dotterweich hatte Gelb-Rot gesehen.
„Wir hatten Glück, aber auch Chancen, um für eine Überraschung zu sorgen“, fand Eigner später zufrieden. Seine Mannschaft steht nun ohne Druck im Niemandsland der Tabelle – „wir wollen uns deshalb nicht ausruhen“, sagt der Coach, „sondern weiter jedes Spiel gewinnen, uns weiterentwickeln.“ Für kommende Saison wurde bereits die Rückkehr von Bastian Herzner aus Seligenporten bestätigt.
Für Keeper Rainer Hausner werden die Partien bis zur Sommerpause eine Abschiedstour – entweder, der Beruf verschlägt ihn irgendwo hin, oder er macht eine Weltreise. Noch so ein Traum, den eigentlich jeder besitzt.