2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Verletzungsbedingt absolvierte Herzner (am Ball) in dieser Saison erst zehn Spiele - sammelte dabei aber starke sieben Scorer-Punkte.
Verletzungsbedingt absolvierte Herzner (am Ball) in dieser Saison erst zehn Spiele - sammelte dabei aber starke sieben Scorer-Punkte. – Foto: Simon Tschannerl

Ansbach, Herzner und der Wandel der Zeit

Der 31-jährige Offensivspieler kehrte vor der Spielzeit nach fünf Jahren zu den Mittelfranken zurück und fand einen völlig andere Verein vor, als den er verlassen hatte

Nicht alles war schlecht vor einem halben Jahrzehnt, als er seinen Heimatverein verlassen hat. Genauso wenig ist nun alles Gold, was glänzt. Dass sich die SpVgg Ansbach aber deutlich positiv entwickelt hat, betont er mehrmals. Nach der Saison 2015/16 hat Bastian Herzner die "09er" verlassen. Er war für Eltersdorf, Seligenporten, Erlangen und Burgoberbach aktiv, sammelte Erfahrung in der Bayern- und Regionalliga. Vor der Saison ist der 31-Jährige dann nach Ansbach zurückkehrt. Und genauso wie er selbst waren die Mittelfranken fast nicht mehr wieder zu erkennen.

Es war aber jetzt nicht so, dass man sich fremd war. Äußerlich haben sich beide Parteien nur wenig verändert. Bei Bastian Herzner sind die Gesichtszüge etwas kantiger geworden, die Haare dem aktuellen Trend angepasst und die Tattoos mehr geworden. Die SpVgg Ansbach hat sich während der Abwesenheit vom 31-Jährige zu einer Topmannschaft der Bayernliga entwickelt, war nicht umsonst Herbstmeister. Innerlich liegen allerdings Welten zwischen damals und heute.

"Basti hat sich als Mensch extrem weiterentwickelt. Er ist weiterhin sehr fröhlich, offen und witzig, ist aber auch deutlich reifer geworden", stellt Ansbachs Spielertrainer Christoph Hasselmeier fest, der während der vorherigen Zeit des Stürmers bei der Spielvereinigung noch "nur" sein Mitspieler war. Ähnlich wie die Lebenserfahrung auf die Persönlichkeit Herzner Einfluss genommen hätte, seien auch die vielen Spiele im gehobenen Amateurbereich beim Spieler Herzner auszumachen. "Er ist nach wie vor ein überragender Stürmer, der Körperlichkeit mit guter Technik vereint", stellt Hasselmeier fest. Gewisse Uneigenarten, die der Jugend geschuldet waren, hätte er hingegen abgelegt.

Bastian Herzner als junger Spieler (links) in der Saison 2015/16, ehe er die 09er in Richtung Eltersdorf verlassen hat. Vorne (Nummer 5) übrigens Christoph Hasselmeier, damals Kapitän, heute Spielertrainer.
Bastian Herzner als junger Spieler (links) in der Saison 2015/16, ehe er die 09er in Richtung Eltersdorf verlassen hat. Vorne (Nummer 5) übrigens Christoph Hasselmeier, damals Kapitän, heute Spielertrainer. – Foto: Moritz Hahn

Denn nun ist der gelernte Schreiner nicht mehr der Nachwuchsspieler aus der eigenen Jugend, sondern einer der ältesten und erfahrensten Spieler im Team, die vorangehen (sollen). Und das macht er gerne - auch und vor allem, weil ihm die "neue" SpVgg Ansbach außerordentlich gut gefällt. "Der Verein hat nun eine klare Struktur. Jeder hat seine Aufgabe, die er richtig gut erledigt - egal ob Vorstandschaft, Teammanager, Betreuer, Trainer oder Mannschaft", macht Herzner deutlich. Ihm ist aber gleichzeitig wichtig, zu unterstreichen, dass Anfang der 2010er in Folge seiner Worte nicht alles schlecht war. "Auch damals lief es nicht schlecht. Aber die Situationen sind nicht miteinander vergleichbar."

Das Konzept der Spielvereinigung, konsequent auf die eigenen Talente zu setzen, würde sich mehr und mehr auszahlen. Der 31-Jährige selbst war seinerzeit einer der ersten Nachwuchskräfte, die von dieser Philosophie profitierten. "Ansbach hatte schon immer eine gute Nachwuchsarbeit. Wir sind aber praktisch ins kalte Wasser geschmissen worden. Inzwischen ist das anders. Die A-Jugend-Spieler trainieren bei uns regelmäßig mit und werden so behutsam an den Seniorenbereich herangeführt." Der lebende Beweis für seine Worte sind Spieler wie Jonas Bayerlein, Riko Manz und Niklas Seefried, die die "09er" selber ausgebildet haben und bereits in jungen Jahren zu den Leistungsträgern des derzeitigen Spitzenreiters zählen.

Die aktuelle Erfolgsserie und der mögliche Sprung in die Regionalliga sind also kein Zufall, sondern die Folge guter, klar strukturierter Arbeit. Das liegt nicht nur auf der Hand, sondern wird auch von Bastian Herzner so gesehen. Genauso wie der Verein an sich ist auch der Offensivspieler drauf und dran, an frühere Glanzzeiten anzuknüpfen. Nachdem er sich nach Station beim ATSV Erlangen aus beruflichen Gründen etwas zurückziehen musst und nur noch Kreisliga spielte, läuft "mein Leben inzwischen wieder top". Er ist glücklich verheiratet, freut sich über ein Töchterchen, sein frisch bezogenes Eigenheim und hat auch wieder den passenden Beruf gefunden, der es erlaubt, Bayernliga zu spielen.

Angesichts all dieser positiven Nachrichten sind die kleineren Wehwehchen ("Mein Körper braucht inzwischen deutlich mehr Pflege"), die das Alter mit sich bringt, nur halb so schmerzhaft. Zumal inzwischen alle größeren körperlichen Baustellen ausgeheilt sind und der torgefährliche Angreifer voll angreifen will. Alles perfekt also? Nicht ganz. Einen kleinen Wehrmutstropfen gibt es: "Leider werde ich nicht mehr mit meinen Bruder Tobias zusammenspielen können. Er hat in Erlangen Haus gebaut und wird wohl seine Karriere in Eltersdorf beenden." Und Bastian wohl in Ansbach, seiner frischen alten Liebe. Das hat allerdings noch etwas Zeit...

Aufrufe: 028.10.2021, 08:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor