2024-04-25T14:35:39.956Z

Vereinsnachrichten
Schwer angezählt – SC Präsident Stefan Hahlweg (41) Foto: SCP-Archiv, Gunnar Haffer
Schwer angezählt – SC Präsident Stefan Hahlweg (41) Foto: SCP-Archiv, Gunnar Haffer

Bricht Prenzlau auseinander?

Die Jahreshauptversammlung ist abermals abgesagt worden. Erneut gab es keinerlei Auskünfte des Vorstandes an die Mitglieder - Präsident Hahlweg bleibt weiter stumm.

Das Präsidium des größten Prenzlauer Sportvereins bleibt erneut seinen Mitgliedern jede Rechenschaft schuldig - die für den 5. Juli neu-avisierte Jahreshauptversammlung muss abermals abgesagt werden.

Das gleicht wahrlich einem nächsten Paukenschlag: Viele Mitglieder des größten Prenzlauer Sportvereins SC Blau Weiß Energie sprechen offen von Skandal. „Am Mittwoch verstrich – selbst mit allen Toleranzaugen zugedrückt – die letzte Chance für den Vorstand, fristgerecht zur für den 5. Juli avisierten Jahreshauptversammlung einzuladen. Unsere Mitglieder sind entsetzt über die erneute Verzögerungstaktik des Präsidenten, Herrn Stefan Hahlweg“, berichtet Gunnar Haffer aus dem „Energie-Mini-Team“ über die jüngste Entwicklung im Verein. Die Saison ist abgeschlossen, lediglich das Finale um den sogenannten „Supercup“ des Kreisverbandes steht noch für Freitagabend in Lychen auf dem Programm. „Ja, unsere Zweite hat sich durch den tollen Pokalsieg bei den Männern qualifiziert und tritt gegen den Meister der Uckermarkliga, die Eintracht aus Göritz, an. Danach aber ist die Saison für uns wirklich ´rum“, so Haffer weiter. Eigentlich hätten die Prenzlauer insbesondere in ihrer Abteilung Fußball großen Grund zum Jubeln. Gerade das „Vorzeige-Team“, der Landesliga-Aufsteiger der Ersten, legte eine sensationelle Saison hin, kam sportlich auf Rang zwei, musste allerdings einen Punkteabzug hinnehmen. Wieder fallen die Schuldzuweisungen allein auf den Präsidenten Stefan Hahlweg, der fortgesetzt alles totschweigt und sich auch weiterhin nicht erklären will. „Von dem offiziellen Verfahren gegen die betroffenen Vereine wurden diese bereits Anfang des Jahres informiert. Außerdem sind diese Vorgänge bereits im April an die Sportgerichte übergeben worden, die ihrerseits ohnehin zunächst schriftliche ‚Anhörungsverfahren‘ etc. starteten“, erklärte der Schiedsrichter-Chef des Fußballkreises Uckermark, Sören Kalz.

Konkret geht es um die „Soll-Einsatzzahlen“ der SC-Referees, wie auch derer in Gramzow (minus sechs Punkte, nicht genügend gemeldete Schiedsrichter) und auch in Schwedt (wie Prenzlau ebenso drei Zähler Abzug). „Stefan Hahlweg übernahm im Herbst 2016 auch die Leitung und damit die Verantwortung unserer Unparteiischen im Verein von mir, weil ich mich ob etlicher obskurer Vorgänge und trotz mehrfacher Hinweise sowie gänzlich unbeantworteter Vermittlungsversuche unter anderem auch von diesem ehrenamtlichen und mit viel Einsatz geführten Posten zurückzog“, berichtete Gunnar Haffer. Prenzlau bleibt sportlich Vizemeister, offiziell aber Dritter – am Mittwoch liefen die Fristen für alle Rechtsmittel aus, damit gelten die Urteile und die offizielle Tabelle wurde entsprechend „korrigiert“. „Das ist ärgerlich, aber nun auch nicht mehr zu ändern“, klang es halbwegs versöhnlich aus der Mannschaft.

Längst aber geht der Blick weit voraus. Bereits Anfang Mai kam der Verdacht auf, dass die Fußballabteilung im Verein weitestgehend oder gar gänzlich eingestampft werden könnte. Presseberichte spekulierten über eine „Plan-Insolvenz“ des gesamten Vereins. Inzwischen ist bekannt, dass die erfolgreiche Landesklasse-Mannschaft der A-Junioren (U19) zur neuen Saison gar nicht erst wieder gemeldet wurde.

Auch im Bereich der B-Junioren (U17) wird der Prenzlauer Traditionsverein erstmals keine eigenständige Mannschaft mehr stellen. Hier ist eine Spielgemeinschaft mit dem Angermünder FC geplant. Zudem wird es fortan auch keine Damenauswahl mehr geben, eine entsprechende Vereinsmeldung blieb aus.

Und was wird aus den drei Männer-Auswahlen? Die Traditionsmannschaft der „Alten Herren“ will ihren guten neunten Rang in der kommenden Spielzeit der Kreisliga steigern. Anders sieht es bei den beiden anderen Herren-Teams aus. Sowohl die Erste, wie auch die Zweite dürften kräftig auseinanderbrechen. Aus beiden Mannschaften haben sich nach eigenen Angaben bereits etliche Aktive vom Spielbetrieb beim Verein abgemeldet und die Herausgabe der Spielerpässe gefordert. „Wir kriegen die Mannschaften nicht mehr voll bislang.“ Bei rund einem Dutzend Athleten stehen Clubwechsel bereits fest, etliche Leistungsträger und Stammspieler werden definitiv gehen. Die Zeit dafür aber wird langsam knapp, denn ein direkter Vereinswechsel zum Sommer ist nur möglich, wenn eine schriftliche Abmeldung vom Spielbetrieb beim Verein (per Einschreiben) bis zum 30. Juni erfolgte. Ansonsten gelten die Wartefristen gemäß Spielordnung (mindestens 6 Monate nach dem letzten Spiel).

Falls, wie zu vermuten scheint, keine „Spielmöglichkeit“ im Verein mehr besteht, also sowohl die Erste, wie auch die Zweite zurückgezogen und/oder aufgelöst würden wird es richtig kompliziert für noch angemeldete Spieler. Die Spieler müssten sodann Ihren Pass vom Verein fordern und bis zum Ende der Wechselfrist am 31. August einen neuen Club finden. Ansonsten wäre das Fußballspielen dann erst wieder zur Winterpause möglich (Wartefrist). Weitere Wechselabsichten sind bereits bekannt: Der Wechsel von Torschützenkönig Stephan Bethke zu seinem Heimatverein nach Lübbenow stand schon länger fest, und so geht es weiter, die Liste wird immer länger.

Inzwischen aber geht das Durcheinander im Verein auch außerhalb des Fußballs munter weiter. Das vermisste „BTT-Boot“ ist wundersam wieder aufgetaucht. Allerdings weiß niemand, wo es war – und warum? Harald Müller aus der Wassersportabteilung bestätigte am Donnerstag, es sei nicht komplett, etliche Teile fehlten, aber es gab wohl eine kleinere Reparatur am „Steuerbock“. „Wir vermuten alle, dass Herr Hahlweg das Boot nur wegen der anstehenden Jahreshauptversammlung aufs Gelände geholt hat“, die offenbar auch deshalb nun abermals „verschoben“ werden soll. Außerdem wurde die komplette Aufschrift vom Rumpf entfernt, daher war es auch nur schwer - z.B. im Netz - wiederzufinden. Offenbar handelt es sich hier erneut um eine grobe Verschleierung, vielleicht sogar Veruntreuung von Vereinsvermögen durch den Präsidenten. Gut möglich, dass das Boot längst verkauft wurde und nur zur Jahreshauptversammlung „zurückgeliehen“ und auf das Vereinsgelände geschafft wurde.

Die sehnlich erwartete Jahreshauptversammlung also findet nach dem Skandal am 24. Mai nun auch am hilfsweise mündlich angekündigten 5. Juli wieder nicht statt. Präsident Hahlweg vermied es, sich zu erklären, die vereinseigene Internetseite (allein von ihm betreut) ist seit Wochen tot, eine satzungskonforme Einberufung gab es wieder nicht. Nun steht der 12. Juli im Raum, weil sich „die Kassenprüfer im Urlaub befinden“ – was offenbar niemand ahnen konnte. „Außerdem frage ich mich auch, wie der Bericht der Kassenprüfer aussehen soll, wenn die beide ihre Funktion längst niedergelegt haben und nur 2015 geprüft vorliegt mit Ablehnung auf Entlastung“, bestätigte Harald Müller unsere Eindrücke, wonach es dem Präsidenten offenbar nur noch um Verschleppung und Zeitgewinn geht. Insofern steht auch die Frage im Raum, inwieweit die Vereinsmitglieder den vermeintlich fälligen Jahresbeitrag abbuchen lassen sollten, zumindest einer erteilten Einzugsermächtigung wäre vor dem 30. Juni widersprechen. „Der Verein hat seine Verpflichtungen in wesentlichen wirtschaftlichen Teilen nicht erfüllt! Zumindest bis nach endgültiger Klärung auf einer ordentlichen Mitgliederversammlung inklusive Wahl eines neuen Vorstandes dürfte das Zurückhalten der Beitragszahlung berechtigt sein, zumal die Verwendung des Beitrages gänzlich unklar ist“, sagte Haffer.

„Wir werden unsere Anträge an die Tagesordnung und damit an die Mitgliederversammlung stellen, sind vorbereitet. Diesmal kann der Präsident sie nicht noch einmal ignorieren, wie am 24. Mai, wir werden sie in der Öffentlichkeit darstellen und dafür werben“, bekräftigte Gunnar Haffer stellvertretend für das „Energie-Mini-Team“ dessen Absichten, denen sich bereits viele Vereinsmitglieder anschlossen.

Nachtrag: Nach der Veröffentlichung dieses Beitrages hat der Vorstand reagiert und am Freitagnachmittag einen Termin für die nächste, offizielle Jahreshauptversammlung angesetzt. Am 12. Juli, ab 18 Uhr, sind alle Vereinsmitglieder in die Uckerpromenade 60 in Prenzlau geladen.

Aufrufe: 023.6.2017, 12:48 Uhr
Ulrike SchwahnAutor