2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligabericht
Stephan Bethke kann sich über die Torjägerkanone freuen.  F: Bock
Stephan Bethke kann sich über die Torjägerkanone freuen. F: Bock

Die Prenzlauer Zauber-Saison bekommt bösen Dämpfer

Vizemeisterschaft ist wegen Punktabzugs futsch. Auch der FC Schwedt ist betroffen und rutscht in der Abschluss-Tabelle nach unten.

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Energie-Elf siegte souverän gegen Schlusslicht Falkenthal, durch die zeitgleiche erste Teltower Heimpleite, leuchtete gar Platz 2 auf der Anzeigetafel auf, aber dann – alles wieder futsch.

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe! „Stimmt das?“, „Kann ich nicht glauben, ist das offiziell und woher weißt Du das?“ – das waren die wohl meist-gestellten Fragen. Die Prenzlauer Mannschaft ließ sich auf der schmucken Tartanbahn für eine unglaubliche Aufstiegssaison und das fast nicht mehr möglich gehaltene Erreichen des Vize-Meistertitels feiern und dankte ihren treuen Anhängern. Nach und nach aber wurde bekannt, dass zwar der Jubel durchweg berechtigt ist, der sportliche Erfolg absolut korrekt errungen wurde, dieser aber nun doch einen -von der Mannschaft selbst völlig unabhängigen- „Nachtritt“ erhielt. Ligaweit zollten derweil auch die konkurrierenden Vereine immer wieder fairen Respekt und durchweg Anerkennung für das famos und fair aufspielende Team. Und dann tauchte, quasi „unter der Hand“, die Nachricht auf, dass mindestens drei uckermärkischen Vereinen jeweils mindestens drei Zähler im Endklassement abgezogen werden, weil die „Soll-Einsatzzahlen“ der von den Vereinen zu stellenden Schiedsrichter nicht erfüllt wurden. Erst war es nur ein Gerücht am Samstag im Stadion, hektisch wurde hinter den Kulissen nach Erklärungen gesucht. Die Abzüge der sechs Zähler beim VfB Gramzow waren seit Wochen bekannt. Aber am Abend bestätigten Landesliga-Staffelleiter Lars Jonas am Autotelefon und auch uckermarks Schiri-Chef Sören Kalz die traurige Nachricht: auch dem SC Energie und dem FC Schwedt werden im Nachgang der Saison (per Mittwoch) völlig berechtigt jeweils drei Zähler weggestrichen – Peng! Niemand im Stadion wusste von der längst beschlossenen Entscheidung, der Verein hatte die „böse Post“ bereits Anfang April erhalten und war sogar mindestens seit dem Winter über das Verfahren in Kenntnis gesetzt.

Nach dem souveränen, vor allem aber nie gefährdeten und selbst in der Höhe völlig ausreichenden 3:0 gegen die längst abgestiegenen Füchse aus Falkenthal fand die Freude nach diesem 30. und letzten Saisonspieltag kein Halten mehr, denn parallel liefen die Smartphones heiß. Aus Stahnsdorf kam die Nachricht der ersten Teltower Heimniederlage in der Saison. Das bedeutete Platz zwei für die Energetiker – zumindest sportlich. Außerdem wurde übertragen, dass es Prenzlaus Torjäger Nummer eins, Stephan Bethke, zum Torschützenkönig der gesamten Landesliga-Nord geschafft hatte. Und sogar ein Scheck winkt dem Verein. Es ist zwar nicht die „Gesamtausbeute“ unseres Bundeslandes, die von der Sparkasse mit 1.000 € garniert würde, aber 300 € werden es dann doch sein, die der Vereinskasse gutgeschrieben werden. In der FairPlay-Wertung behauptete Prenzlau in der Nordstaffel den ersten Platz. Der Sponsor des Landesverbandes FLB aber prämiert diese Wertung über alle sieben Staffeln im Land, in dieser Tabelle liegt der SC nach Abschluss aller Spiele (und Verfahren) auf einem großartigen Platz fünf. „Für diese Wertung hat der Punkteabzug keine Bedeutung, sie bezieht sich auf den Verein, nicht auf die Mannschaft“, erklärte uns Martin Hagemeister am Sonntag, der in der Geschäftsstelle des Landesverbandes u.a. für den Spielbetrieb zuständig ist und von diesem Verfahren gegen die Uckermärker bereits seit langem wusste. Selbst Prenzlaus Chefcoach Heiko Stäck und sein (Trainer-) Team waren nicht eingeweiht.

Das Spiel selbst lief zäh an, nahm dann aber Fahrt auf. Die Gäste – ohne jeden Wechselspieler angereist – probierten sich in einer stabilen Defensive. Kaum aber lief die Partie überhaupt, da kräuselten sich die Nackenhaare von SC-Trainer Heiko Stäck kräftig. Sein Innenverteidiger Wellington Schäfer sah nicht nur Gelb für einen missglückten Verteidigungseinsatz, viel schlimmer, er verletzte sich dabei am rechten Knie (3.) – schon wieder! Er kam klar zu spät, die Verwarnung daher durchaus in Ordnung, aber die Folgen…. Er musste ´raus, Artur Wojach ersetzte ihn (8.) – das lief nun gar nicht nach Plan des akribischen Taktikers Heiko Stäck. Im weiteren Verlauf dominierten zwar die Gastgeber, echte Chancen zum Torerfolg aber blieben noch Mangelware. Dann aber ein schön vorgetragener Angriffszug, Füchse-Schlussmann Philipp Stademann in höchster Not. Die FCF-Defensive kratzte das Leder gerade noch so von der Torlinie, allerdings stand Bartosz Barandowski goldrichtig, staubte geschickt ab und versenkte das Runde völlig verdient im Eckigen – endlich, das 1:0 für den klaren Favoriten (30.). Der Pole markierte seinen 13. Saisontreffer und sollte am Ende immerhin Rang neun der Torjägerliste einnehmen. Prenzlau fühlte sich sicher, spielte auch so, eine Vorentscheidung aber gelang bis zu Pause nicht mehr, es blieb beim knappen, aber auch nicht wirklich gefährdeten Vorsprung. Derweil machte die Kunde die Runde, dass die Teltower tatsächlich mit 0:1 hinten lagen (Sebastian Holtz traf für Perleberg in Minute 39). Die prompt erzeugte Blitztabelle wies die Uckermärker als Vizemeister aus, insgesamt wertlos, wie beschrieben, zu diesem Zeitpunkt aber wusste das noch niemand im Stadion, ein „Alleinstellungsmerkmal“ des SC-Präsidenten.

Zur Pause wechselte Heiko Stäck durch, quasi ohne echte Not kamen A-Junior Eric Ziese für Enrico Bressel und Jaroslaw Filiks für den Torschützen Bartosz Barandowski (46.). Das bedeutete eine Umstellung wieder hin zu einer defensiven Dreierkette, wie zuletzt beim Pfingsttest in Torgelow probiert. Und es ging gut los: Stephan Bethke vollstreckte nach toller Vorarbeit des „man of the match“ Marcel Blume zum 2:0, was wiederum in der Torjäger-Wertung Auswirkungen hatte. Bethke führte diese ligaweite Zählung mit drei Treffern an, sein ärgster Verfolger, Ümit Ejder, allerdings hatte noch vor der Pause in Zehdenick für den Meister FSV Bernau zum zwischenzeitlichen 0:2 verwandelt – alter Vorsprung also wieder hergestellt. Prenzlau sorgte fortan für ein Spiel auf ein Tor, allein das Gehäuse um Philipp Stadermann erwies sich als sehr hartnäckig. Gut ein Dutzend vielversprechender Abschlüsse donnerte an Pfosten oder Querbalken. Wieder der enorm fleißige Blume mit der Vorarbeit, Nutznießer diesmal: Mittelfeldmotor Robert Sikorski – 3:0 (63.). Ein ebenso erwarteter, wie verdienter Sieg für den Liga-Neuling, die vorläufige Krönung aber bildeten dann doch die Nachrichten aus Stahnsdorf und Zehdenick. Bernau gewann beim SVZ „nur“ mit 0:2, schon damit war klar, dass Prenzlaus Stephan Bethke an seinem letzten Arbeitstag im blau-weißen Trikot der Pokal für den besten Torjäger nicht mehr zu nehmen sein würde – Herzliche Gratulation zu 28 Treffern, mehr als jeder andere Aktive in der Landesliga-Nord für sich verbuchen konnte und über beide Staffeln dieser 7. Liga reichte das immerhin zu Platz 3! Und zeitgleich in Stahnsdorf verlor der RSV Teltow tatsächlich mit 0:2 daheim, das bedeutete für Prenzlau -zumindest sportlich- Rang zwei in der Abschlußtabelle. Wenn, ja wenn da nicht diese erwähnte dritte Nachricht mit dem Punkteabzug gewesen wäre. Prenzlau kann dennoch gut damit leben, es bleibt also beim nicht minder sensationellen dritten Platz im Aufstiegsjahr – auch dazu unsere herzliche Gratulation.

Viel schlimmer dürfte der arg trübe Ausblick wirken, dem der SC aufgrund all der offenbar gewordenen Misswirtschaft im Verein entgegen sieht. Eine bislang nur mündlich angekündigte zweite Mitgliederversammlung binnen sechs Wochen soll nun am 5. Juli Klarheit bringen. Wir werden weiter berichten, gratulieren aber vorrangig noch einmal der Mannschaft und ihrer Trainercrew zu einer trotz aller Unbill sehr wohl großartigen Saison.

Aufrufe: 021.6.2017, 10:24 Uhr
Ulrike SchwahnAutor