2024-05-10T08:19:16.237Z

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Hassia-Trainer Nelson Rodrigues (links) übernimmt mit der Organisation einer Weinelf für Portugal eine reizvolle ehrenamtliche Aufgabe.F: Boor
Hassia-Trainer Nelson Rodrigues (links) übernimmt mit der Organisation einer Weinelf für Portugal eine reizvolle ehrenamtliche Aufgabe.F: Boor

Rodrigues baut für Portugal Weinelf auf

Trainer von Hassia Bingen soll Struktur und Trainingsbetrieb organisieren +++ Waldalgesheims Konstantin Gänz in dem Metier zuhause

BINGEN / Waldalgesheim. Italien, Deutschland, Österreich, die Schweiz, Slowenien und Ungarn nahmen im Sommer 2016 an der Fußball-Europameisterschaft der Winzer in Rheinhessen teil. Den Sieg holten sich in der Mainzer Coface-Arena die Slowenen mit einem 3:2 gegen Titelverteidiger Deutschland. Sie stehen damit auch als nächster Ausrichter für das Turnier 2018 fest. Dann soll es eine Neuerung geben: Mit Portugal wird ein weiteres Land erstmals teilnehmen, zunächst noch außer Konkurrenz. Der Botschafter war im Sommer 2016 in Mainz so überraschend wie schnell gefunden: Nelson Rodrigues, Trainer von Hassia Bingen, mit Wurzeln im portugiesischen Wallfahrtsort Fatima.

Rodrigues als Mitglied des All-Star-Teams im Einsatz

Der 38-Jährige war dabei, als ein All-Star-Team den Endspieltag auf dem Rasen sportlich begleitete. Außer ihm waren unter anderem auch Giovane Elber (260 Bundesligaspiele / 133 Tore) und Carsten Ramelow (333 Bundesligaspiele / 22 Tore, 46 Länderspiele / drei Tore, Vize-Weltmeister 2002 mit Deutschland) in der Mannschaft. Rodrigues fühlte sich im Kreis der prominenten Mitspieler schnell gut aufgenommen. Was ihn auch mit ihnen verband: Eine unmittelbare biografische oder berufliche Verbindung zu Wein oder Weinanbau war bei den wenigsten gegeben.

Beim Jahresempfang der deutschen Weinelf im württembergischen Affaltrach (bei Heilbronn) wurde Rodrigues nun offiziell zum Botschafter für die Portugiesen erkoren und zudem auserwählt, für die EM-Turniere 2018 und 2020 die Mannschaft der Südeuropäer zu organisieren. In Schloss Affaltrach hat Rodrigues übrigens einen „unmittelbaren Nachbarn“ getroffen, der ihm bei Bedarf noch das eine oder andere über den Spielbetrieb der Weinmannschaften erzählen kann.

Konstantin Gänz, Neuzugang beim SV Alemannia Waldalgesheim, ist nämlich Spieler der deutschen Weinelf und stand im Team, das im Juni in Mainz das EM-Finale gegen Slowenien verloren hat. Der 23-Jährige wechselte im Winter vom TSV Schott Mainz zum Verbandsligisten Waldalgesheim. Er studiert an der Hochschule Geisenheim im fünften Semester Weinbau und Önologie. Gänz stammt aus einem Weingut in Guldental und hat von Kindesbeinen an im elterlichen Betrieb alles mitbekommen, was mit Weinanbau zu tun hat. Er bringt also alle Voraussetzungen mit, derer es für eine Berufung in die deutsche Weinelf bedarf: großes fußballerisches Potenzial und eine enge beruflich ausgerichtete Verbindung zu Wein und Weinanbau. Beides ist nämlich Voraussetzung, in den Kader der Weinelf aufgenommen zu werden. Gänz hatte sich 2015 mit einer Handvoll anderer Kandidaten bei einem Probetraining in der Sportschule Edenkoben gegen eine beträchtliche Anzahl von Mitbewerbern durchgesetzt und gehörte damit auch dem 24 Spieler umfassenden EM-Kader an, der im Alltagsgeschäft von Friedel Müller, Trainer des hessischen Verbandsligisten FC Dorndorf, gecoacht wird. Die Weinelf tritt vier bis acht Mal im Jahr national und international meistens bei Charity-Veranstaltungen an. Besonders in Erinnerung ist Gänz sein Debüt bei einem Spiel gegen eine Elf von Schweizer Köchen in St. Gallen und die Partie beim Sprendlingen-Cup 2015 zugunsten der Duchenne Stiftung.

Erste EM-Teilnahme noch außer Konkurrenz geplant

„Fußball und Wein verbinden Menschen“, sagt der in Bad Kreuznach geborene Nelson Rodrigues, der aber längst als „Ur-Hassiate“ bezeichnet werden darf. „Vielleicht kann ich ein Stück weit dazu beitragen, dass Europa weiter zusammenwächst, sich die Nationen weiter annähern.“ Kontakte hat er bereits geknüpft: Ein Onkel ist politisch in Portugal aktiv. Via Hochschule in Geisenheim lassen sich auch Verbindungen zu ähnlichen Instituten in Lissabon herstellen. Ähnlich dem Geschehen am Binger Hessenhaus soll zukünftig auch hier die Strukturierung von Trainingsalltag im Vordergrund stehen: „Im nächsten Jahr werden wir Stützpunkttrainings in Portugal durchführen“, blickt Nelson Rodrigues nach vorne. Zwei oder drei Mal will er selbst in die „alte Heimat“ fliegen, auch wenn sein Team zunächst außer Konkurrenz und rein unter dem olympischen Motto „Dabei sein ist alles“ an den Start gehen wird. Damit wird Rodrigues‘ Rolle der von Ex-Profi und Trainer Erich Rutemöller ähneln, der seit 2010 in ähnlicher ehrenamtlicher Funktion die deutsche Weinelf betreut. Eine solche Mannschaft sollte sich auch im äußersten Süd-Westen des Kontinents zusammenstellen lassen. Dass er eine gute Truppe an den Start bringen wird, dessen ist Rodrigues sich sicher. Der 38-Jährige gerät beim Erzählen geradezu ins Schwärmen: Teilweise sei es überraschend gewesen, dass der eine oder andere heutige Winzer, der bei der EM 2016 aktiv war, vor Jahren bei einem Profiverein in einer der oberen Ligen gekickt habe. Er darf sich bereits auf seine neue Aufgabe vorbereiten: Die Botschafter oder „Länderpräsidenten“ treffen sich voraussichtlich am 31. März zu einer Sitzung in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana.

Und wenn der Hassia-Coach mal, was die weinbaufachliche Dimension des Projekts betrifft, die eine oder andere Frage hat, wird ihm Konstantin Gänz sicherlich hilfreich zur Seite stehen.

Infos

Die deutsche Weinelf wurde 2005 in Ingelheim gegründet-

Aktueller Präsident ist Diplom-Ingenieur Robert Lönarz, Campus Manager der Hochschule Geisenheim und dort Leiter der Stabsabteilung Kommunikation, Hochschulbeziehungen, Weiterbildung und Hochschulsport.

Weinbau und Fußball: Konstantin Gänz ist da mit Leib und Seele dabei.   Archivfoto: Heidi Sturm
Weinbau und Fußball: Konstantin Gänz ist da mit Leib und Seele dabei. Archivfoto: Heidi Sturm
Weinbau und Fußball: Konstantin Gänz ist da mit Leib und Seele dabei. Foto: Heidi Sturm

Aufrufe: 018.2.2017, 13:00 Uhr
Jochen Werner und Andreas SchererAutor