SpVgg Greuther Fürth - 1. FC Nürnberg 2:4
Es sah nach vertauschten Rollen aus, was da nach dem Anpfiff auf dem Rasen des Sportzentrums Kleeblatt ablief: Da standen sich der Tabellenfünfte (und zeitweilige Zweite) und der Vorletzte der „U19“-Bundesliga Süd/Südwest gegenüber. Doch das laut Ranking schwächere Team dominierte und nagelte den Gastgeber geradezu in dessen Hälfte fest. So waren es geradezu zwangsläufig die Nürnberger, die schon früh zu ersten halbwegs vielversprechenden Abschlüssen kamen – und nach bereits 18 Minuten beim Erzrivalen in Führung gingen. Geradezu rasant spielten sich Niklas Sommer und Leonard Langhans auf dem rechten Flügel durch, die Flanke kam flach und maßgerecht nach innen, wo Philipp Harlass sich aus zehn Metern völlig freistehend die Ecke aussuchen konnte und vollstreckte. Gerade mal sechs Zeigerumdrehungen später konterten die Nürnberger die Fürther auf nahezu identische Weise erneut aus, nur diesmal über links und Ismailcan Usta als Vollstrecker in der Mitte.
Die Gastgeber fanden eine halbe Stunde lang kaum Zugriff, verloren immer wieder Bälle in der Vorwärtsbewegung. Ob ihnen an der Außenlinie ihr zu den Profis beförderter und sonst lautstark coachender Trainer Janos Radoki fehlte, bleibt Spekulation. Sein Vertreter Jürgen Brandl traf den Nagel auf den Kopf, als er beklagte: „Wir waren nicht so giftig in den Zweikämpfen, das hat der Club besser gemacht.“ Viele Ballverluste habe sein Team auch dadurch verursacht, dass es „viel zu viele Bälle zu risikoreich nach vorne und in die Spitze gespielt“ habe.
Den Anschlusstreffer verdankten die Gastgeber dazu noch einer ungeschickten Aktion von Filip Rettig: Als der Fürther Matthew Loo in den FCN-Strafraum dribbelte, nahm er das Geschenk dankend an, dass Rettig sein Bein stehen ließ, über das der Fürther dann stolperte. Was Kapitän Patrick Sontheimer mit einem sicher verwandelten Elfmeter zum 1:2-Anschlusstreffer nutzte (30.). Danach hatte seine Mannschaft besser in das durchaus nickelige Spiel mit mehreren Gelben Karten für überharte Aktionen auf beiden Seiten gefunden. Doch zu richtig klaren Einschussmöglichkeiten kamen die Hausherren nicht, sieht man von einem 20-Meter-Schuss von David Raum knapp über das Club-Gehäuse ab (38.).
Die zweite Hälfte begann wie die erste: Nürnbergwar giftiger und nutzte die nächste Fürther Schlafmützigkeit. Nach einer Ecke stand Tim Hüttl blank und nickte aus kurzer Distanz ein. „Das schockt natürlich, aber insgesamt haben die Jungs es in der zweiten Halbzeit besser gemacht, auch vom Spielaufbau her“, resümierte Brandl dennoch resigniert. Hatte seine optisch überlegene Mannschaft doch erneut ein Gastgeschenk verteilt und mit einem Stellungsfehler Harlass das 2:4 ermöglicht (80.).
Sehr zur Zufriedenheit von Club-Coach Pellegrino Matarazzo. „Entscheidend bei einem Derby ist immer das Herz, und das war bei uns heute an der richtigen Stelle, die Jungs haben hundert Prozent gegeben“, freute er sich über einen verdienten Sieg. Und lobte sie, dass sie „unseren Plan, der gut aufgegangen ist“, so gut umgesetzt hätten. Damit habe sich sein um den Klassenerhalt kämpfendes Team wie schon eine Woche zuvor beim 2:1 über den VfB Stuttgart für den eigenen Aufwand belohnt. „Wir haben fünfmal unentschieden gespielt und in vielen Partien, in den wir gut gespielt haben, nicht die notwendigen Punkte geholt“, erläuterte er den Tabellenstand. Immerhin: Um einen Platz kletterte der Club nach oben.
In der zweiten Halbzeit hatten sie sich am Ende der kleinen Steintribüne des Sportzentrums Kleeblatt versammelt: etwa zwei Dutzend junge Männer meist in schwarzen Kapuzenpullovern. Beim Schlusspfiff stimmten sie keinen Jubel über den 4:2-Sieg des 1.FC Nürnberg im "U19"-Derby bei der SpVgg Greuther Fürth an. Vielmehr schwenkten sie geschlossen wie auf Kommando nach links und hetzten in Richtung Funktionsgebäude.
Dort entwickelte sich eine heftige Schlägerei mit Fürther Fans. Auf mehrere am Boden liegende Menschen wurde eingetreten, auch unbeteiligte Besucher des Spiels bekamen Schläge ab, auch eine Frau, die offenbar das Pech gehabt hatte, zu nahe am Geschehen gestanden zu sein und wohl eine Faust ins Gesicht bekommen hatte. Auch die Club-Spieler, die sofort in Richtung „Schlachtfeld“ eilten, konnten ihre vermeintlichen Fans nicht bremsen.
Ebenso wie auf Kommando machten die Nürnberger wenig später erneut kehrt – es hatte sich offenbar herumgesprochen, dass mehrere Polizeistreifen im Anmarsch waren. Herbeigerufene Kräfte des Unterstützungskommandos konnten die Flüchtenden wenig später festhalten. „Nach ihrer Durchsuchung und Feststellung der Personalien eskortierten die Beamten die Gruppe zur U-Bahnhaltestelle Fürth-Rathaus. Insgesamt notierten die Beamten rund 30 Personalien“, teilte das Polizeipräsidium Mittelfranken später mit. Einer der Schläger, ein 23-jähriger Nürnberger, wurde demnach wegen Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung festgenommen, gegen ihn wurde Haftbefehl beantragt.
Schiedsrichter: Peter Dotzel (Heidenfeld) - Zuschauer: 600