2024-04-30T13:48:59.170Z

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Der Jubel nach dem Derbysieg war im Club-Lager groß. F: Zink
Der Jubel nach dem Derbysieg war im Club-Lager groß. F: Zink

Randale überschatteten Derbysieg der Club-U19

13. Spieltag: FCN-Nachwuchs nutzt Kleeblatt-Fehler zum 4:2-Sieg +++ Fan-Gruppen prügelten sich

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Überschattet von der Schlägerei zwischen Nürnberger und Fürther Ultras nahm das recht ansehnliche „U19“-Derby zwischen der SpVgg Greuther Fürth und dem 1.FC Nürnberg, das die Gäste aus der Noris etwas überraschend mit 4:2 (2:1) gewannen, ein unschönes Ende.

SpVgg Greuther Fürth - 1. FC Nürnberg 2:4

Es sah nach vertauschten Rollen aus, was da nach dem Anpfiff auf dem Rasen des Sportzentrums Kleeblatt ablief: Da standen sich der Tabellenfünfte (und zeitweilige Zwei­te) und der Vorletzte der „U19“-Bun­desliga Süd/Südwest gegenüber. Doch das laut Ranking schwächere Team dominierte und nagelte den Gastgeber geradezu in dessen Hälfte fest. So waren es geradezu zwangsläu­fig die Nürnberger, die schon früh zu ersten halbwegs vielversprechenden Abschlüssen kamen – und nach bereits 18 Minuten beim Erzrivalen in Führung gingen. Geradezu rasant spielten sich Niklas Sommer und Leo­nard Langhans auf dem rechten Flü­gel durch, die Flanke kam flach und maßgerecht nach innen, wo Philipp Harlass sich aus zehn Metern völlig freistehend die Ecke aussuchen konn­te und vollstreckte. Gerade mal sechs Zeigerumdrehungen später konterten die Nürnberger die Fürther auf nahe­zu identische Weise erneut aus, nur diesmal über links und Ismailcan Usta als Vollstrecker in der Mitte.

Viele Fürther Ballverluste in der Vorwärtsbewegung

Die Gastgeber fanden eine halbe Stunde lang kaum Zugriff, verloren immer wieder Bälle in der Vorwärts­bewegung. Ob ihnen an der Außen­linie ihr zu den Profis beförderter und sonst lautstark coachender Trainer Janos Radoki fehlte, bleibt Spekula­tion. Sein Vertreter Jürgen Brandl traf den Nagel auf den Kopf, als er beklagte: „Wir waren nicht so giftig in den Zweikämpfen, das hat der Club besser gemacht.“ Viele Ballverluste habe sein Team auch dadurch verur­sacht, dass es „viel zu viele Bälle zu risikoreich nach vorne und in die Spit­ze gespielt“ habe.

Den Anschlusstreffer verdankten die Gastgeber dazu noch einer unge­schickten Aktion von Filip Rettig: Als der Fürther Matthew Loo in den FCN-Strafraum dribbelte, nahm er das Geschenk dankend an, dass Rettig sein Bein stehen ließ, über das der Fürther dann stol­perte. Was Kapitän Patrick Sontheimer mit einem sicher verwandel­ten Elfmeter zum 1:2-Anschlusstreffer nutzte (30.). Danach hatte seine Mannschaft besser in das durchaus nickelige Spiel mit mehreren Gelben Karten für überharte Aktionen auf beiden Seiten gefunden. Doch zu rich­tig klaren Einschussmöglichkeiten kamen die Hausherren nicht, sieht man von einem 20-Meter-Schuss von David Raum knapp über das Club-Gehäuse ab (38.).

Die zweite Hälfte begann wie die erste: Nürnbergwar giftiger und nutz­te die nächste Fürther Schlafmützig­keit. Nach einer Ecke stand Tim Hüttl blank und nickte aus kurzer Distanz ein. „Das schockt natürlich, aber ins­gesamt haben die Jungs es in der zwei­ten Halbzeit besser gemacht, auch vom Spielaufbau her“, resümierte Brandl dennoch resigniert. Hatte sei­ne optisch überlegene Mannschaft doch erneut ein Gastgeschenk verteilt und mit einem Stellungsfehler Har­lass das 2:4 ermöglicht (80.).

Sehr zur Zufriedenheit von Club-Coach Pellegrino Matarazzo. „Ent­scheidend bei einem Derby ist immer das Herz, und das war bei uns heute an der richtigen Stelle, die Jungs haben hundert Prozent gegeben“, freu­te er sich über einen ver­dienten Sieg. Und lobte sie, dass sie „unseren Plan, der gut aufgegan­gen ist“, so gut umge­setzt hätten. Damit habe sich sein um den Klassenerhalt kämpfen­des Team wie schon eine Woche zuvor beim 2:1 über den VfB Stutt­gart für den eigenen Aufwand belohnt. „Wir haben fünf­mal unentschieden gespielt und in vie­len Partien, in den wir gut gespielt haben, nicht die notwendigen Punkte geholt“, erläuterte er den Tabellen­stand. Immerhin: Um einen Platz klet­terte der Club nach oben.

Nach dem Spiel flogen die Fäuste

In der zweiten Halbzeit hat­ten sie sich am Ende der kleinen Stein­tribüne des Sportzentrums Kleeblatt versammelt: etwa zwei Dutzend junge Männer meist in schwarzen Kapuzen­pullovern. Beim Schlusspfiff stimmten sie keinen Jubel über den 4:2-Sieg des 1.FC Nürnberg im "U19"-Derby bei der SpVgg Greuther Fürth an. Viel­mehr schwenkten sie geschlossen wie auf Kommando nach links und hetz­ten in Richtung Funktionsgebäude.

Dort entwickelte sich eine heftige Schlägerei mit Fürther Fans. Auf mehrere am Boden liegende Men­schen wurde eingetreten, auch unbe­teiligte Besucher des Spiels bekamen Schläge ab, auch eine Frau, die offen­bar das Pech gehabt hatte, zu nahe am Geschehen gestanden zu sein und wohl eine Faust ins Gesicht bekom­men hatte. Auch die Club-Spieler, die sofort in Richtung „Schlachtfeld“ eil­ten, konnten ihre vermeintlichen Fans nicht bremsen.

Ebenso wie auf Kommando mach­ten die Nürnberger wenig spä­ter erneut kehrt – es hatte sich offen­bar herumgesprochen, dass mehrere Polizeistreifen im Anmarsch waren. Herbeigerufene Kräfte des Unterstüt­zungskommandos konnten die Flüch­tenden wenig später festhalten. „Nach ihrer Durchsuchung und Fest­stellung der Personalien eskortierten die Beamten die Gruppe zur U-Bahn­haltestelle Fürth-Rathaus. Insgesamt notierten die Beamten rund 30 Perso­nalien“, teilte das Polizeipräsidium Mittelfranken später mit. Einer der Schläger, ein 23-jähriger Nürnberger, wurde demnach wegen Landfriedens­bruchs und gefährlicher Körperverlet­zung festgenommen, gegen ihn wurde Haftbefehl beantragt.

Schiedsrichter: Peter Dotzel (Heidenfeld) - Zuschauer: 600
Tore: 0:1 Philipp Harlaß (18.), 0:2 Ismailcan Usta (25.), 1:2 Patrick Sontheimer (30. Foulelfmeter), 1:3 Tim Hüttl (48.), 2:3 Dominik Sollfrank (63.), 2:4 Philipp Harlaß (80.)

Aufrufe: 028.11.2016, 10:05 Uhr
Philipp Roser (NZ)Autor