2024-05-02T16:12:49.858Z

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F: Ostermann
F: Ostermann

Rätselraten um Eric van der Luer

Auf die Frage, ob der Niederländer Trainer des KFC Uerdingen bleibt, gab KFC-Boss Lakis am Mittwoch keine Antwort

Eric van der Luer schien damit gerechnet zu haben, mit dem Unvermeintlichen. Nach dem offiziellen Teil der Pressekonferenz am Dienstag Abend zum Spiel gegen die U23 des VfL Bochum, wo sich seine Mannschaft mit 0:4 hatte abfertigen lassen, da kam der Trainer des KFC Uerdingen wie üblich zu den Krefelder Medienvertretern zu einem kurzem Gespräch.

Normalerweise, so hat es sich seit seinem Amtsantritt vor etwas mehr als anderthalb Jahren eingebürgert, fragt er dann: "Braucht Ihr noch etwas?". Diesmal war es anders. Sein Blick verriet Enttäuschung, Traurigkeit, Erschöpfung - und ein Stück weit Resignation. Etwa so, als sei ihm in den Minuten zuvor noch einmal bewusst geworden, dass die Niederlage wohl das Ende seiner Karriere als Trainer des KFC Uerdingen besiegelt hatte. Van der Luer streckte die Hand aus und sagte mit müder Stimme: "Tschüss, Oli." Es klang nicht nach nur einer bloßen Verabschiedung, sondern so, als wäre es ein endgültiges Lebewohl. Vor der Tür des Presseraumes im Lohrheidestadion, gab er weiteren Kollegen die Hand, verabschiedete sich und fuhr nach Krefeld. Dort verschwand der Trainer in seinem Büro und räumte deutlich mehr Sachen aus als nach normalen Spielen.

Es könnte verfrüht gewesen sein, denn gestern um 16 Uhr war eine Trainingseinheit der Mannschaft anberaumt, und die leitete wie gewohnt van der Luer. Von KFC-Boss Lakis, der van der Luer sowohl menschlich als auch als Trainer ungemein schätzt, reagierte auf die wiederholten Anfragen unserer Zeitung erst um gegen 21 Uhr per SMS. Auf die Frage, ob van der Luer Trainer bleibt, gab er keine Antwort. Auch der zweite Vorsitzende Tuncay Yilmaz, der ebenfalls den Tag über versucht hatte, Lakis zu erreichen, wusste nichts zu dem Thema.

Am Dienstag abend hatte van der Luer ein Debakel erlebt, mit dem in dieser Heftigkeit wohl niemand gerechnet hatte - wohlgemerkt gegen einen unmittelbaren Konkurrenten im Kampf um den Ligaverbleib, noch nicht einmal gegen ein Spitzenteam der Regionalliga. Seine Mannschaft enttäuschte durch die Bank weg. Einzig Torwart Robin Udegbe hatte in den 90 Minuten zuvor Normalform erreicht, und hätte er nicht mehrfach glänzend reagiert, die ohnehin schon deftige Niederlage wäre sicherlich noch heftiger geworden als sie es jetzt schon war. Seine Mannschaftskollegen hatten sich zuvor nahezu geschlossen ein Armutszeugnis ausgestellt. Es war nicht zu spüren, dass da ein Team auf dem Feld gestanden hatte, das sich mit Macht gegen eine drohende Niederlage stemmen würde, das mit aller Macht versuchen würde, die Karre noch aus dem Dreck zu ziehen und den Abstieg zu vermeiden. Und spielerisch war es über weite Strecken ein Offenbarungseid. Statt auf Spielzüge zu setzen, wurde der Ball in der Regel aus der Abwehr irgendwie nach vorne geholzt in der Hoffnung, dass dort einer an den Ball käme, der einen plötzlichen Geistesblitz hat und noch etwas bewegen könnte.

Auch die mitgereisten Fans aus den Reihen der Ultras reagierten darauf. Hatten sie während des Spiels aus Protest über die vorangegangenen Leistungen noch über weite Strecken geschwiegen, so stimmten sie in der Schlussphase nach dem 0:3 sogar Schmährufe gegen das eigene Team an, die mindestens genauso weh getan haben dürften wie die Niederlage an sich. "Ihr seid so lächerlich", skandierten sie zunächst, später bejubelten sie Bochums nächstes Tor und sangen "Europapokal", wie sie es sonst nur nach grandiosen Leistungen machen - Häme der eigenen Anhänger kann manchmal mehr weh tun als die heftigste Backpfeife.

So verständlich diese Reaktionen waren, so unverständlich war das, was sich nach dem Schlusspfiff abspielte. Van der Luer hatte das Team in die Kurve geschickt, und dort legte sich Kapitän Kosi Saka mit den Fans an. Vor dem Clubhaus zündelte plötzlich ein Flackerfeuer. Und als der Mannschaftsbus gegen 22.20 Uhr an der Grotenburg eintraf, da hatten sich zahlreiche Anhänger dort versammelt, um die Mannschaft zu empfangen und sie erneut mit Sprechchören zu bedenken. Die Polizei war mit mehreren Wagen vor Ort, einige der Polizisten hatten sogar Hunde dabei. Spätestens da war eine Grenze erreicht, die das normale Maß überschritten hatte - absichtlich verliert niemand ein Fußballspiel, am allerwenigsten der Trainer, der genau wusste, dass sein Job auf dem Spiel steht.

Aufrufe: 027.3.2014, 10:55 Uhr
Rheinische Post / Oliver SchaulandtAutor