2024-05-10T08:19:16.237Z

Im Nachfassen
Der Anfang einer Partynacht: Petrik Krajinovic (Nr. 4, am Boden) freut sich mit seinem Trainer Oliver Zapel. Foto: Schwarz
Der Anfang einer Partynacht: Petrik Krajinovic (Nr. 4, am Boden) freut sich mit seinem Trainer Oliver Zapel. Foto: Schwarz

Petrik Krajinovic und sein gutes Bauchgefühl

Abwehrspieler des SV Eichede überließ Lechler die Entscheidung vom Punkt aus

Es waren unglaubliche Szenen, die sich nach dem Herzschlagfinale im Eicheder Ernst-Wagener-Stadion abspielten. Die (Freuden-)Tränen flossen bei Spielern und Verantwortlichen des SV Eichede nach dem 2:1 (1:0)-Erfolg gegen den Bremer SV im letzten Spiel der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord in Strömen. Die Stormarner hatten vor der eigenen Pflichtspiel-Rekordkulisse von 1756 Zuschauern nach 2013 zum zweiten Mal das Ticket für die vierte Liga gelöst.

Die Freude darüber gipfelte in einer ausgekugelten Schulter von Arnold Lechler - die hatte ihm die Eicheder Jubeltraube verpasst, als die gesamte Mannschaft den Schützen des entscheidenden Last-Minute-Tores in der Nachspielzeit unter sich begraben hatte. Trainer Oliver Zapel irrte anschließend geradezu glückselig über den Platz, herzte den ihm dabei über den Weg laufenden Ligamanager Malte Buchholz, Co-Trainer Olaf Poschmann, Vereinsboss Olaf Gehrken - und überhaupt die gesamte ,,SVE-Welt". Beinahe alle auf dem Rasen ließen ihren Emotionen freien Lauf.

Auch Petrik Krajinovic genoss den Erfolg in vollen Zügen - der Eicheder Abwehrspieler allerdings wirkte insgesamt ein Stück weit gefasster als seine Vereinskameraden. Der 23-Jährige hatte auch schon den ersten Regionalliga-Aufstieg am 8. Juni 2013 durch einen 2:0-Erfolg vor 1404 Besuchern gegen Eintracht Norderstedt miterlebt. Sofort wurden Erinnerungen an jenen Tag bei ihm wach.

,,Das war damals ähnlich von den Emotionen her. Allerdings mussten wir gegen Norderstedt nicht bis in die Nachspielzeit zittern - aber auch so ist das jetzt natürlich perfekt für uns gelaufen", erklärte Krajinovic. Er wusste, wem besondere Ehre in einem einmal mehr funktionierenden Kollektiv gebührte, richtete seinen Dank an Arnold Lechler. Damit spielte der Verteidiger auf dessen Nervenstärke beim Foulelfmeter in der zweiten Minute der Nachspielzeit an.

Durch den gleichzeitigen 2:1-Erfolg von Germania Egestorf-Langreder gegen Altona 93 - ebenfalls per Elfmeter in der Nachspielzeit - hätte den ,,Bravehearts" ein Remis gegen den Bremer SV nicht zum Aufstieg gereicht. Das hatte zwei Minuten vor dem Abpfiff beim Stand von 1:1 auf beiden Plätzen noch anders ausgesehen. Dann überschlugen sich die Ereignisse in der dramatischen Schlussphase.

Eigentlich war Krajinovic als Strafstoßschütze vorgesehen. Beim 2:2 gegen Egestorf im zweiten Spiel der Aufstiegsrunde hatte er noch sicher vom Punkt aus verwandelt - gegen den BSV aber entschied Krajinovic: Lechler soll schießen. Ein Bauchgefühl. ,,Arnold ist zu mir gekommen, hat gesagt, dass er sich sicher fühlt und das Ding reinmacht. Das kam so überzeugend rüber, dass ich ihm den Vortritt gelassen habe. Wie man gesehen hat, war das die richtige Entscheidung", betonte er und schob noch augenzwinkernd hinterher: ,,Auch wenn ich weiß, dass ich den Elfmeter sicherlich auch verwandelt hätte."

Nach dem Strafstoß brachen dann alle Dämme - und auch Krajinovic reihte sich in die Partytruppe ein. Der Mechatronikstudent ließ für die feuchtfröhliche Sause sogar eine Termin am nächsten Tag platzen. ,,Ich hätte eigentlich ab 8.10 Uhr eine Vorlesung in Hamburg gehabt. Aber nach so einem Erfolg habe ich mich entschlossen, das lieber nachzuarbeiten und in Eichede den Aufstieg zu genießen."

Im Erfolg blickte der Abwehrspieler des SV Eichede aber auch schon nach vorn und freut sich auf seine zweite Saison mit den ,,Bravehearts" in der vierten Liga. Wobei es eigentlich seine erste richtige Spielzeit in der Regionalliga Nord wird. 2013/2014 erlebte er das Abenteuer nur 36 Minuten lang auf dem Platz - dann stoppte ihn ein Kreuzbandriss.

,,Ich bin gespannt, was da möglich ist und lasse alles auf mich zukommen. Für mich ist das jedenfalls die Chance, nachdem ich in der Saison 2013/2014 lange verletzt war, jetzt richtig Gas zu geben und der Mannschaft mit meiner Erfahrung, die ich sammeln durfte, weiterzuhelfen."
Aufrufe: 014.6.2016, 07:30 Uhr
SHZ / Stephan RussauAutor