2024-05-08T14:46:11.570Z

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Intesiver Derby-Moment: Christian Seeger wird von Sebastian Braun gestoppt. | Foto: Alexandra Bußa
Intesiver Derby-Moment: Christian Seeger wird von Sebastian Braun gestoppt. | Foto: Alexandra Bußa

Petereit entscheidet Derby für den Offenburger FV

Mit etwas Glück und Erfahrung entscheidet der OFV das Stadtderby für sich und verschärft damit auch die Probleme beim SCO

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Auch im zweiten Offenburger Stadtderby setzte sich der OFV gegen den SCO durch, wenn auch nur hauchdünn. Emotionen wurden ausgelebt - auf den Rängen und auf dem Platz, der tief war und die Kicker zu robustem Spiel zwang. Am Ende gab es vor etwas mehr als 1000 Zuschauern nur einen Treffer, aber drei Platzverweise.
Besonders intensiv strahlte hernach das Gesicht von OFV-Kapitän Marco Petereit. Ihm – ausgerechnet – war das entscheidende Tor in der 50. Minute gelungen. Er war erkennbar motiviert über den Rasen gerannt. „Im Derby bin ich immer emotional, schließlich habe ich 14 Jahre beim SCO gekickt. Da wollte ich unbedingt gewinnen.“ Nicht zu vergessen: Sein Vater war einige Jahre Vorsitzender bei den Schwarz-Weißen gewesen. Petereits Schuss aus der Drehung in die rechte Torecke, verdeckt und leicht abgefälscht, war für SCO-Tormann Daniel Künstle kaum zu sehen.

Dass etwas Fortune dabei war beim Sieg des OFV wollte Petereits Teamkollege Louis Beiser-Biegert nicht abstreiten: „Glücklich, aber verdient aufgrund der ersten Halbzeit“ lautete seine Bewertung. Aus der anderen Perspektive hörte sich das so an: „Unglücklich, besonders bitter“, sagte SCO-Torwart Daniel Künstle. „Ein Unentschieden, mindestens, wäre gerecht gewesen. Für uns war eigentlich viel mehr drin. Ein Spiel komplett auf Augenhöhe“, behauptete SCO-Spielmacher Narek Sermanoukian. „Die erfahrenere Mannschaft hat gewonnen“, erklärte Petereit grinsend. „Der OFV hat das clever gespielt“, räumte Sermanoukian zerknirscht ein.

Der Rahmen des allerersten Derbys im September war größer – damals kamen 2300 Fans – die Atmosphäre war am vergangenen Samstag aber intensiver. Und es fanden Grenzüberschreitungen statt. Die erste leisteten sich die in Schwarz-Weiß gekleideten SCO-Fans, die sich der Südkurve bemächtigt hatten: Sie brannten zu Beginn Bengalos und Rauchkerzen ab. Später detonierten Kracher. „Die SCO-Fans waren ziemlich laut“ fand Beiser-Biegert. Aber erst nach dem 1:0 für den OFV stieg die Hitze auch im sportlichen Wettkampf an und bildete somit die Gefühle der Fans ab.

„Fast wie ein Freundschaftsspiel“ war jenes erste Derby im September einigen Spielern vorgekommen. Dies beschrieben Petereit wie Sermanoukian fast wortgleich. „Dieses Mal war es intensiver,“ befanden beide. SCO-Coach Rainer Hannig hatte vor dem Spiel schon kritisiert, dass es im September keine einzige Gelbe Karte gegeben hatte. Die Botschaft war klar. Im Derby darf, ja soll, auch mal hingelangt werden. Was dann auch geschah, vor allem als nach dem 1:0, als das Adrenalin stieg.

OFV-Abwehrrecke Nico Schlieter verließ den Platz nach zwei gelbwürdigen Fouls in fünf Minuten. SCO-Keeper Künstle beendete mit seiner Attacke in der 90. Minute die numerische Überlegenheit der Gäste. Und Manuel Vollmer leistete sich einen verbalen Aussetzer, den der Schiedsrichter als rot-würdig einordnete. OFV-Trainer Martin Heimburger hatte trotzdem ein „leidenschaftlich geführtes, aber nicht unfaires Derby“ gesehen.

„In der nächsten Saison gibt es wieder zwei Derbys.“ Narek Sermanoukian

„Chancen hatten wir genug“, erklärte Sermanoukian. Tatsächlich war die Partie in dieser Hinsicht durchaus ausgeglichen: Je zwei große Chancen hatten beide Teams vor der Pause. In der 40. Minute wehrte Christian Seeger einen schönen Sermanoukian-Freistoß auf der Linie ab, fünf Minuten danach verfehlte ein Kopfball von Robert Hartfiel nur knapp das von Florian Streif gehütete OFV-Tor. Zuvor hatte Petereit am langen Pfosten eine Flanke knapp verpasst. Und nach einer halben Stunde war Marco Junker nach einer sehenswerten Kombination frei zum Schuss gekommen.

Ähnlich das Bild nach der Pause. Einziger Unterschied: der OFV machte das Tor. „Wesentlich mehr Spielanteile“ habe seine Mannschaft gehabt, vor allem in der ersten Halbzeit, erklärte Heimburger hernach, während der Kollegen Hannig diese ersten 45 Minuten als ausgeglichen bewertete. „In den letzten 25 Minuten waren wir das bessere Team“, so der SCO-Trainer, der folgerichtig „sehr enttäuscht“ mit dem Ergebnis war.

Zwei Stadtderbys, zwei Siege, das ist eine tolle Sache“, sagte Heimburger unmittelbar nach Spielschluss auf dem Rasen, blieb dabei aber auffällig ernst. Etwas später, beim Trainergespräch im VIP-Raum wurde er, auf die vergangene Krise angesprochen, grundsätzlicher: „Das war keine einfache Nummer in den letzten Wochen. Aber jetzt machen wir einen Strich drunter.“

Andere Sorgen haben die städtischen Rivalen, stehen sie doch jetzt erst recht mitten im Abstiegskampf. „Jetzt gehen wir in die Winterpause und ruhen uns aus“, so Sermanoukian. „Dann gehen wir wieder ran und halten die Klasse. Und in der nächsten Saison gibt es wieder zwei Derbys. Da können wir dann Rache nehmen.“ Den letzten Satz sagte er mit einem Lachen.

Offenburger FV – SC Offenburg 1:0 (0:0)
OFV: Streif, Caspar, Baitenger, Schmider, Schlieter, Schätzle, Beiser-Biegert, Junker (83. Feger), Petereit (93. Sandhaas), Seger, Vollmer. SCO: Künstle, Hartfield (83. Cisse), Grüner, Mutlu, Braun, Sermanoukian, Bayer, Pleger (70. Flügler), Burghard, Rodas, Bergmann (67. Kempf). Tor: 1:0 Petereit (50.). Gelb-Rot: Schlieter (OFV, 80.). Rot: Künstle (SCO, 90. , Vollmer (OFV, 91.). Schiedsrichter: Zorn (Freiburg). Zuschauer: 1035.
Aufrufe: 07.12.2014, 20:15 Uhr
Uwe Schwerer (BZ)Autor