Oktay Taylan: Mit 53 Jahren gegen die jungen Wilden

Von Auflösungserscheinungen könne trotz hoher Niederlagen und einem Torverhältnis von 9:78 nicht die Rede sein, findet Abteilungsleiter Gökhan Tosun. „Im Moment finden die meisten Gegner einen riesigen Spaß daran, uns abzuschießen. Teilweise wird nach dem Treffer zum 4:0 der Ball aus dem Tor geholt, um das Spiel schnell fortsetzen zu können. Man bekommt den Eindruck, dass viele den TKV aus der Welt schaffen möchten. Wir werden aber zurückkehren“, lautet seine kämpferische Botschaft.

Während hinter den Kulissen mit Hochdruck an Neuverpflichtungen gearbeitet wird, wurden in den vergangenen Wochen sämtliche Kräfte mobilisiert, um den Betrieb am Laufen zu halten. Einmal trat der TKV nicht an, bei dreimal erfolgt automatisch der Ligaausschluss. Also holte sogar der 53 Jahre alte Oktay Taylan seine Fußballschuhe aus der Mottenkiste. Der frühere Vorsitzende lernte das Kicken einst in der Jugend von VfB und SpVgg Jahn, ehe er bei den Herren als Mittelfeldspieler für die Jahn-Reserve, den TKV und Bammersdorf auflief. Taylan erlebte die sportlichen Höhen und Tiefen seines Türkischen Kulturvereins mit. Weniger in Bewegung ist er, seit die zweite Mannschaft, bei der er ab und an aushalf, abgemeldet werden musste. Ohne jede Trainingseinheit stand er dann an einem Sonntag im November den jungen Talenten aus der zweiten Reihe des Bezirksliga-Spitzenklubs SpVgg Erlangen gegenüber. „Für den Verein tu ich das gerne. Wenn ich gebraucht werde, bin ich da. Das ist Ehrensache“, erklärt Taylan. Wenngleich die Begegnung mit 0:6 verloren ging, erhielt der Routinier Lob für seine Laufbereitschaft und die nach wie vor vorhandenen technischen Qualitäten auf der Zehnerposition. Zwei Tage, so Taylan, habe er die Anstrengungen noch in den Muskeln und Knochen gespürt. Der Arbeitgeber zeigte glücklicherweise Verständnis.

Es sind Fußballromantiker wie Taylan, die den 1975 gegründeten Club am Leben halten. Denn die begabtesten Vertreter der jüngeren Generation zog es bisweilen in wiederkehrenden Abständen dorthin, wo es nebenbei etwas Taschengeld zu verdienen gab. Nach dem Durchmarsch unter Serdar Kuygun in die Kreisliga geriet der TKV einmal mehr in einen solchen Abwärtsstrudel. Jüngst verabschiedete sich der frisch gekürte Kapitän Yalcin Caglayin in der laufenden Runde als Vertragsamateur nach Dechsendorf, sein Vertreter Murat Erboga pausiert. Aus dem eigenen Stall kommt kein Nachschub, der die Lücken schließt. Die Alteingesessenen, die sich regelmäßig zum Karten spielen treffen, bilden den kleinen harten Kern. Um Schiedsrichterkosten und Kaffee zu bezahlen, braucht es ihre privaten Spenden.

Sechs Zugänge fix

Urgestein Taylan und Abteilungsleiter Gökhan Tosun blicken nach turbulenten Wochen, da ihnen weitere Negativergebnisse durch die Wetterkapriolen erspart blieben, wieder etwas positiver in die Zukunft. „Wir haben unseren Coaches nun mehr Möglichkeiten gegeben und den Kader vergrößert. Punktlos werden wir sicher nicht absteigen. Wenn es am Ende nicht reicht, geht es eben wieder von vorne los“, sagt Gökhan Tosun. Das Übungsleiter-Gespann Arif und Sinan Tosun sei jedenfalls nie zur Disposition gestanden. „Der Trainer hat immer Recht, auch wenn es verschiedene Meinungen gibt.“

Nach Enver Hantal, Ali Aksoy (beide Trailsdorf), Emre Yesilbas (Neuses), Ali Dayan (Essingen) sind mittlerweile die nächsten Transfers von Bayram Güler (zuletzt Großenseebach) und Mustafa Varis (Viktoria Bamberg) fix. Offen ist noch die Entscheidung, die im Mannschaftskreis getroffen werden soll, ob Cagalayin eine zweite Chancen gewährt bekommen soll.