2024-04-25T14:35:39.956Z

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"Er ist einfach eine coole Socke": Trainer Bernd "Pep­pi" Kohler bekommt eine Bierdusche. F: Sippel
"Er ist einfach eine coole Socke": Trainer Bernd "Pep­pi" Kohler bekommt eine Bierdusche. F: Sippel

Mit einer besonderen Mannschaft auf dem Durchmarsch

Die Landesliga-Reserve des ATSV Erlangen steigt zum zweiten Mal hintereinander auf, „wir sind ein cooler Haufen“, sagt der Torjäger

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Am Ende waren es vier Punkte. Vier Punkte mehr hat der ATSV Erlangen II geholt als der tapfere ASV Möhrendorf in der Kreisklasse 2 und feiert damit den zweiten Direktaufstieg hin­tereinander. „Das ist gut so“, sagt Tor­jäger Simon Erhardt, „denn bei der Relegation hätten wir nicht antreten können.“

Wie viele es am Ende waren, sagt Simon Erhardt, das weiß er gar nicht so genau. „Keine Ahnung, ich habe nicht mitgezählt.“ Aber wir: 38 Tore waren es in 30 Punktspielen, zum Saisonabschluss, beim 17:0 über den Türkischen KV Forchheim, nochmal vier. „Klar freue ich mich“, sagt der 25-Jährige, „aber jeder Stürmer, der einigermaßen das Tor trifft, hätte in dieser großartigen Mannschaft so oft getroffen.“ Diese großartige Mannschaft ist die Landesliga-Reserve des ATSV Erlan­gen. Es wären mehr als nur vier Punk­te Vorsprung gewesen, wären ihr am Grünen Tisch nicht sechs Zähler abge­zogen wurden. Niko Haaß, der eine Woche vorher in der Landesliga ge­spielt hatte, war in der Kreisklasse gegen Heßdorf aufgelaufen. Weil er die Sperrfrist von zehn Tagen in die­sen Fällen nicht eingehalten hatte, wurde die Partie nachträglich gegen den ATSV gewertet und obendrein drei Punkte Abzug als Strafe ausge­sprochen. „Sonst“, sagt Simon Er­hardt, „wären wir schon vor vier Wochen durch gewesen. So mussten wir bis zum letzten Spieltag warten.“

Im Nacken saß ja immer der ASV Möhrendorf, der 14 von 16 Spielen in der Rückrunde gewann – vor allem gegen den ATSV gab es ein knappes 0:1 und die Erlanger zogen vorbei an die Tabellenspitze. „Zwar wird uns immer vorgeworfen, wir hätten da acht Spieler aus der Ersten dabei ge­habt“, sagt Erhardt, „aber so war es wirklich nicht. Es waren drei. Aber das ist ja auch legitim in einem Verein und würde jeder so machen.“ Ansonsten beherrschte der ATSV II die Liga auch ohne die Hilfe aus der Landesliga: Sechs, sieben Spieler, die da­mals unter Helmut Wolff mit in die Bezirksliga auf­gestiegen waren, kicken dort, Jungs, wie Erhardt sagt, „die locker höher­klassig noch spielen könnten, es aber beruf­lich oder mit der Uni nicht mehr schaffen“. Auch Erhardt studiert Betriebswirtschaft in Nürnberg, wenn Prüfun­gen sind oder Kommilito­nen aus der Mannschaft über Feiertage nach Hau­se fahren, kommen zwei, drei Spieler aus der Ers­ten zur Verstärkung. „Ansonsten war der Auf­stieg schon unser Ver­dienst – und der unseres einzigartigen Trainers.“ Nur drei Niederlagen musste der ATSV in der Saison hinnehmen, dar­unter die eine durchs Sportgericht. 133:34 lau­tet die eindrucksvolle Torbilanz, neben Erhardt trafen Pay­an Azizi (16) und Pawel Kielbasa (9) am häufigsten. „Wir sind ein einge­schworener Haufen von vielen alten ATSV-lern, bei uns steht vor allem der Spaß am Fußball im Vordergrund. Bei der Ersten geht es dafür professionel­ler zu“, sagt der Toptorschütze.

„Es ist tatsächlich möglich“

Vergangene Saison, gleich nach der A-Klassen-Meisterschaft, haben die ersten gleich den Kreisklassen-Durch­marsch gefordert. So überlegen war die überqualifizierte Mannschaft auf­getreten. „Wir haben sie alle erst gebremst. Aber als wir nach sieben Spielen sechsmal gewonnen hatten, da haben wir selber gesagt: Okay, es ist tatsächlich möglich“, berichtet Erhardt.

Auch privat unternehmen die Spie­ler viel zusammen, „es stimmt ein­fach“, findet Simon Erhardt, der in der F-Jugend beim ATSV das Fußball­spielen begann. In der D-Jugend ging es für zwei Jahre zur Spielvereinigung Greuther Fürth, dann weiter zum FSV Erlangen-Bruck. „Als ich ins zweite Jahr A-Jugend kam, bin ich zurück zum Heimatverein. Einfach, weil da meine Kumpels waren.“ Sebastian Schepp hat er überredet mitzukom­men – sie spielten dann gar nicht A-Jugend, sondern bei den Herren. „Wir sind gleich in die Bezirksliga auf­gestiegen, das war eine großartige Zeit“, sagt Erhardt. In der Hinrunde stand der ATSV im Mittelfeld, in der Rückrunde verlor er nur noch ein ein­ziges Spiel. „Da ist dieser coole Hau­fen entstanden, der heute noch zusam­men spielt. Viele kenne ich als Mit­schüler aus dem Ohm-Gymnasium.“ Als sich der Stürmer vergangene Saison verletzte und nicht mehr recht den Anschluss fand, blieb er in der Reserve hängen. „Fußball ist mir nicht mehr ganz so wichtig wie früher, ich genieße jetzt mehr den Spaß mit den Kumpels.“ Einmal hat er in dieser Saison in der Landesliga ausgeholfen – die Erste, sagt er, hat ja auch immer Spieler geschickt, wenn wir Not am Mann hatten. „So muss das auch sein in einem Verein“, findet Simon Erhardt, „einer hilft dem anderen.“ Nun marschierte der ATSV II also in die Kreisliga. „Relegation“, verrät Erhardt, „hätten wir gar nicht spielen können – die Abschlussfahrt nach Bu­dapest ist schon gebucht.“ Auch Bernd „Peppi“ Kohler, der Trainer fährt mit. „Er ist die coolste Socke überhaupt“, sagt Simon Erhardt. „Wenn wir ihn nicht hätten, wären wir niemals durchmarschiert.“ Und wenn es Erhardt nicht gäbe, und seine 38 Saisontore.

Aufrufe: 06.6.2017, 11:19 Uhr
Christoph Benesch (Erlanger Nachrichten)Autor