2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
F: Leifer
F: Leifer

Ohne Druck zum Überraschungssieg

C-Junioren des SV 98 bezwingen München / Ziel der Nachwuchsarbeit ist die Weiterentwicklung der Spieler

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Darmstadt 2 – Bayern 1. Was klingt wie ein wirklichkeitsfremder Traum aller Lilien-Fans, ist am Samstag in Erfüllung gegangen. Zwar waren es „nur“ die C-Junioren der 98er, die gegen die beste deutsche Mannschaft gewannen. Aber es war ein völlig verdienter Erfolg des Regionalligisten, der einen hoch gehandelten Gegner bezwang.

Drei Spiele sind in dieser Saison absolviert, die 98er sind gut aus den Startlöchern gekommen. 4:0 gegen Ulm, jetzt 2:1 gegen die Münchner Bayern – wäre das unglückliche 0:1 am vergangenen Mittwoch beim FSV Frankfurt nicht gewesen, alles wäre optimal.

Ist es aber trotzdem, wie Björn Kopper, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) an der Kranichsteiner Straße, erläutert. „Uns geht es in erster Linie darum, die Jungs weiterzuentwickeln. Und dabei kommt uns auch zu Gute, dass es in diesem Jahr keine Absteiger gibt.“ Die Regionalligen werden im kommenden Sommer neu eingeteilt, deshalb können alle 14 Vereine in der Südgruppe ohne Druck spielen.

Marc-Michael Nauth (7.) und Angelo Dentico fünf Minuten vor dem Abpfiff erzielten die Treffer für den Lilien-Nachwuchs, der in der ersten Halbzeit gut mitspielte und sich nach der Pause auf Konter verlegte. Den einzigen erfolgversprechenden Angriff nutzte Dentico zum Siegtreffer – was den Münchnern, die durch Abdul Bangura (58.) ausgeglichen hatten, hörbar nicht gefiel. Trainer Peter Wenninger tobte an der Seitenlinie, doch seine Mannschaft fand nicht mehr zurück in die Partie.

„Das war eine reife Leistung der Jungs“, freute sich Darmstadts Trainer Flavio Diogo. „Die Mannschaft hat sich selbst belohnt und nach dem 1:1 selbstbewusst zurückgeschlagen.“ Kurz vor Ende der Partie hatte es eine Schrecksekunde gegeben, als Leon Lerch nach einem Zweikampf verletzt vom Platz musste und Schmerzen am Knie hatte. Doch die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht: Lerch hatte lediglich einen Schlag abbekommen – Aufatmen bei den 98ern.

Ab der C-Jugend trennt sich im Fußball so langsam die Spreu vom Weizen, ab diesem Alter (im Moment Jahrgang 2002) zeigt sich, ob der Weg wirklich nach ganz oben führen kann. In Darmstadt haben sie sich mit dem NLZ gut aufgestellt, die Bedingungen sind deutlich besser als vor einigen Jahren. Dass man mit Vereinen wie den Münchner Bayern nicht mithalten kann, weiß man aber natürlich beim SV 98. Schließlich wird in der bayerischen Landeshauptstadt gerade ein neues NLZ gebaut – für rund 80 Millionen Euro.

„Die haben ganz andere Möglichkeiten, das sind ganz andere Dimensionen“, sagt Kopper. So wird es in München ein Internat geben, in Darmstadt undenkbar. „Wir sind gerade dabei, Gastfamilien zu suchen für unsere Jungs.“ In der C-Jugend kamen im Sommer neue Spieler etwa aus Neckarelz oder Edenkoben. Vier- bis fünfmal in der Woche wird trainiert – da kommen viele Kilometer im „Eltern-Taxi“ zusammen.

Neidisch sei er aber nicht, wenn er nach München blicke, sagt Kopper. „Man kann sich ja auch immer mal etwas abschauen.“ So sei es durchaus üblich, sich auszutauschen, auch wenn manches geheim bleiben müsse. „Generell kann man über alles reden, manchmal bekommt man halt nur keine Antwort“, erklärt Kopper, der alle Leiter der anderen NLZ persönlich kennt. Und der auch erklärt, warum die C-Junioren auf Kunstrasen spielen dürfen, was in der höchsten Spielklasse eigentlich nicht erlaubt ist. „Es geht, wenn man sich mit dem Gegner darauf verständigt. Und bisher haben alle mitgespielt.“

Wer sich in der C-Jugend behauptet, hat es natürlich noch nicht geschafft auf dem Weg zum Profifußballer. Aber wer sich dort durchbeißt, der ist auf einem guten Pfad, weiß Kopper. „Ab diesem Alter ist der nächste Schritt machbar, es ist aber immer noch ein langer Weg.“ Auf diesem haben die Spieler des SV 98 am Samstag einen großen Schritt gemacht – mit einem Sieg gegen die Bayern.

Aufrufe: 012.9.2016, 06:20 Uhr
redAutor