2024-05-10T08:19:16.237Z

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Ehrungen beim VfB 1900 Gießen (von links): Georg Biedermann, Erich Göbel, Harald Wallbott, Kai Braun und Bernd Hoffmann. Foto: Nemeth
Ehrungen beim VfB 1900 Gießen (von links): Georg Biedermann, Erich Göbel, Harald Wallbott, Kai Braun und Bernd Hoffmann. Foto: Nemeth

"Noch kein dramatischer Zustand"

VL MITTE: +++ Liquiditätsprobleme der Verbandsliga-Fußballer überschatten VfB-Versammlung +++ Offiziell keine Fusion mit Watzenborn-Steinberg geplant +++

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GIESSEN - (chn). An dem seit Jahren immer wiederkehrenden Gerücht, dass die beiden derzeit erfolgreichsten Fußball-Clubs der Region miteinander fusionieren könnten, ist nach Aussagen des VfB-Vorsitzenden Harald Wallbott auch diesmal nichts dran. Einen "FC Mittelhessen", bestehend aus dem Hessenligisten SC Teutonia-Steinberg und dem Verbandsliga-Dritten VfB 1900 Gießen, werde es so schnell nicht geben. Das ging zumindest aus den Äußerungen des Vorsitzenden am Rande der am Mittwoch einberufenen Mitgliederversammlung hervor.

Nichtsdestotrotz standen die Fußball-Senioren der 1900er im Fokus der vereinsinternen Runde. Wie der Gießener Anzeiger bereits vorgestern berichtet hatte, sehen sich die VfB-Kicker momentan mit einem Liquiditätsproblem konfrontiert. Dies wurde auch auf Nachfrage von Vereinsmitgliedern vom Vorstand sowie von Fußball-Abteilungsleiter Uwe Stabel bestätigt. Kurz vor dem Bankrott scheinen die Lahnstädter indes nicht zu sein. "Ich weiß nicht, warum das wieder so hoch gehängt wird. Sogar FFH hat angerufen", schüttelte Wallbott den Kopf. Dennoch: Fakt sei, dass sich einer der Hauptsponsoren mit einer Tranche im Verzug befindet und diese wohl erst im Frühjahr 2016 begleichen kann. "Es ist noch kein dramatischer Zustand, aber man muss sich nun mit dem Verlauf der Rückrunde befassen", erläuterte Wallbott und räumte zugleich ein, dass "höherklassiger Fußball nicht vom Verein alleine bezahlt" werden könne. Auf Zusagen von Sponsoren und Unterstützer müsse man sich verlassen können.

Ähnlich äußerte sich auch Uwe Stabel, der bekundete, dass der Verein vor Beginn der Verbandsliga-Saison seine buchhalterischen Hausaufgaben gemacht habe und mitnichten für den Zahlungsverzug in die Verantwortung gezogen werden könne. "Wir hatten vor Beginn der Runde einen Haushaltsplan erstellt. Aus meiner Sicht war der solide geplant", so der Abteilungsleiter. Die Vereinsmitglieder, die sich vereinzelt über eine verspätete Kommunikation der finanziellen Situation ärgerten, beruhigte Stabel mit dem Hinweis, dass die Fußballer derzeit kein Minus vorzuweisen hätten sowie zuletzt alle Löhne ausgezahlt werden konnten.

"Friede, Freude, Eierkuchen ist aber auch nicht", redete Uwe Stabel die Lage allerdings auch nicht schön. Nach Ansicht des VfB-Funktionärs ist die Sponsorenakquise in der Region aufgrund der Gießen 46ers sowie in Anbetracht des fußballerischen Erfolgs der Teutonen aus Watzenborn-Steinberg für seinen Verein nicht einfacher geworden ist. Man arbeite indes jetzt schon jetzt daran, Unterstützer und Sponsoren für die Saison 2016/17 zu finden und könne diesbezüglich bereits erste positive, namentlich aber nicht weiter preisgegebene Signale vermelden. Abschließend betonte Stabel, dass sich der finanzielle Engpass lediglich auf den Senioren-Bereich beziehen würde - die Junioren werden von der aktuellen Situation nicht berührt.

Freilich beleuchtete man am Mittwoch nicht nur die Fußball-Abteilung des VfB. Auch anderen Themen kamen zur Sprache. So wurden gleich zu Beginn der Mitgliederversammlung 14 Vereinsangehörige für ihre langjährigen Mitgliedschaften geehrt, Dr. Kai Braun darüber hinaus für seine "herausragenden Dienste um den Verein". Mit einer Schweigeminute gedacht wurde ferner zu Veranstaltungsbeginn dem im September verstorbenen Ex-Vorsitzenden Karl Schieferstein.

Weitere Bekanntmachungen gingen aus dem Vorstandsbericht 2014/15 von Harald Wallbott hervor: So bleibe die VfB-Mitgliederzahl mit 690 weiterhin stabil, ebenso wurde die finanzielle Lage des gesamten Vereins als ausgeglichen bezeichnet. Erfreulich stelle sich die sportliche Entwicklung der beiden Spitzen-Teams in den Abteilungen Basketball und Fußball dar, beide spielen momentan um den Aufstieg mit.

Positiv hervorgehoben wurden zudem die Sportprojekte für Flüchtlingskinder, welche der VfB seit diesem Jahr organisiert. Ärger hat der Gießener Verein derweil mit zwei gerichtlichen Verfahren im Zusammenhang mit dem 2009 errichteten Kunstrasenplatz. So befindet sich ein Prozess wegen Lärmbeeinträchtigung eines Nachbarn im Berufungsverfahren des Oberlandesgerichts Frankfurt, das zweite Verfahren betrifft derweil die Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen wegen aufgetretener Baumängel.


Aufrufe: 010.12.2015, 19:12 Uhr
Christian Németh (Gießener Anzeiger)Autor