Der TSV Neustadt sorgt an der Schwelle zum neuen Jahr für einen Transferhammer im Kelheimer Fußball. Der Kreisligist verpflichtet mit Christian Bauer einen Spielertrainer, der viele Jahre beim SSV Jahn Regensburg II in Bayern- und Landesliga kickte und dort Kapitän der Rothosen war. Zudem lief der 32-Jährige für FC Normannia Gmünd nahe Stuttgart in der vierthöchsten Liga auf. „Nochmals in die Bayernliga oder ein Neubeginn als Spielertrainer, das waren meine Optionen. Mein Bauchgefühl sprach für den Einstieg in die Betreuerlaufbahn beim TSV Neustadt“, sagt Bauer. Mit der Vorbereitung aufs Frühjahr übernimmt er beim Kreisligisten.
„Ich hätte nie gedacht, dass wir bei der Trainersuche bei einem früheren Bayernliga-Spieler landen würden.“ Daniel Neubaur
TSV-Abteilungsleiter Daniel Neubaur platzt fast vor Freude. „Als wir uns auf die Suche nach einem Trainer machten, hätten wir nie gedacht, dass wir bei einem ehemaligen Bayernliga-Spieler landen würden.“ Für Neustadt zeigt sich in einer schwierigen Saison damit ein Hoffnungsstreifen am Horizont. Nach 14 Partien der laufenden Spielzeit dankte Trainer Andreas Tzschöckell ab. Er war erst im Sommer gekommen, nachdem die Donaustädter in der Relegation als Vizemeister an die Bezirksliga geklopft hatten. Das Team scheiterte und nahm den Dämpfer sichtlich mit in die neue Saison. Aktuell steht der TSV auf einem Abstiegsrelegationsplatz. Spieler Markus Englert übernahm nach Tzschöckells Abgang die Betreueraufgaben.
„Ich habe zwar höherklassig gespielt – bin aber ein geerdeter Typ.“ Christian Bauer
Beim ersten Gespräch in Neustadt zeigte ihm Neubar das TSV-Sportgelände. „Ich finde das Umfeld für einen Kreisligisten atemberaubend, mancher höherklassige Verein hat das nicht.“ Auch menschlich habe es von Beginn an „super gepasst“. „Die Abteilungsführung hängt sich rein, das Drumherum stimmt. Eigentlich fiel die Entscheidung bei mir ziemlich schnell.“ Dennoch erbat sich Bauer eine Bedenkzeit von einer Woche. Ideal findet er, dass er nach der Arbeit in Saal direkt nach Neustadt ins Training fahren kann. Als sein Entschluss nach und nach im Bekanntenkreis umging, „wurde ich schon gefragt: Was willst du in der Kreisliga?“, erzählt Bauer. „Aber wenn ich auch früher mal höherklassig gespielt habe, so bin ich doch geerdet geblieben. Ich denke, man kann die Mannschaft wieder hinten raus führen. Ich hoffe auch als Spieler meinen Teil dazu beitragen zu können.“
Der gebürtige Bernhardswalder hat eine bewegte Fußball-Vita. Von seinem Heimatverein TSV ging er als Junior zu Post/Süd Regensburg, das im SSV Jahn aufging, dann zum Freien TuS. Im Jahr 2008 wechselte er zum FC Normannia Gmünd bei Stuttgart. „Den Verein kennt vermutlich kaum jemand, aber wir haben damals in der Oberliga Baden-Württemberg – also der heutigen Regionalliga – gegen Klubs wie Heidenheim oder Mannheim gespielt.“ Profi war Bauer dort wie auch später nie. „Ich arbeitete wie zuvor in Regensburg bei der Post. Ich hatte mich versetzen lassen.“ Nach eineinhalb Jahren zog es ihn zurück in die Oberpfalz. „Das Heimweh war doch größer als die vage Aussicht auf eine Profi-Laufbahn.“ Bauer landete wieder beim TuS und Anfang 2011 beim SSV Jahn. In der zweiten Mannschaft der Rothosen wurde er in Landes- und Bayernliga zum Kapitän und führte die Truppe als Leistungsträger durch vier Spielzeiten.
Als die erste Jahn-Mannschaft im Sommer 2012 in die 2. Bundesliga aufstieg, machte man Bauer zum Teammanager. „Da konnte ich vormittags immer mit den Profis mittrainieren. Trainer Franciszek Smuda fragte mich, ob ich nicht im Zweitliga-Kader angreifen möchte. Aber das konnte ich damals mit meiner Rolle als Teammanager nicht in Einklang bringen.“ Stattdessen machte er in diesem Jahr 29 Bayernliga-Spiele (9 Tore), in der Saison darauf gar 33 (6 Tore). Im Sommer 2014 wechselte Bauer zum ASV Cham in die Landesliga. Sein Gastspiel währte nur zwei Monate, da sich Bayernligist TSV Bogen um ihn bemühte. Gepackt von der Herausforderung nahm der Regensburger das Angebot an und packte weitere 24 Bayernliga-Spiele auf seine Bilanz drauf. Im Sommer 2015 zog er weiter zur Fortuna. „Da hat’s aber zuletzt nicht mehr gestimmt“, merkt er an.
„Ein paar Jährchen aktiven Fußball lege ich schon noch drauf.“ Christian Bauer
An ein Ende als Kicker denkt Bauer längst nicht. „Ich fühle mich schon noch fit für ein paar weitere Jährchen“, sagt er. Diese Konstitution verdanke er auch Disziplin und Trainingsfleiß. „Ohne Training geht’s weder in der Bundesliga noch in der A-Klasse. Daher erwarte ich auch von meinen künftigen Mitspielern eine gewisse Disziplin, natürlich werde ich keine Ansprüche aus Bayern- oder Landesliga ansetzen, aber wenn wir in Neustadt etwas erreichen wollen, müssen die Voraussetzungen stimmen.“ Bereits am 1. Februar geht Bauer mit seinem neuen Klub in die Vorbereitung. Die Marschroute sei klar: „Möglichst schnell möglichst viele Punkte sammeln, um hinten rauszukommen.“ Abteilungsleiter Neubaur hätte seinen Glücksgriff schon gerne beim ATSV-Hallenturnier in der nächsten Woche am Parkett gesehen. „Ich glaube, ich habe seit sieben Jahren nicht mehr in der Halle gespielt. Da droht mir eher eine Verletzung als ein glorreicher Auftritt, das muss nicht sein“, lächelt Bauer.