2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Entsetzt: Viktorias Sportvorstand Franz Wunderlich
Entsetzt: Viktorias Sportvorstand Franz Wunderlich

Mit dem Taxi von Bremen nach Köln

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Das 2:3 der Kölner Viktoria in Wiedenbrück versetzt Franz Wunderlich so in Unruhe, dass er sich eine teure Reise leistet. Trainer Wollitz räumt unglückliche Einwechslungen ein

Köln. Nach Feiern war Franz Wunderlich am Freitagabend wirklich nicht zumute. Dabei hatte sich der Sportvorstand des FC Viktoria Köln auf ein ausgelassenes Wochenende in Bremen eingestellt. Gemeinsam mit Freunden aus seinem Karnevalsklub wollte der 51-Jährige auf den dortigen Freimarkt gehen; dass das größte Volksfest im Norden am Ende ohne das Mitwirken des einstigen Profis weitergehen musste, hatte einen Grund: Noch in der Nacht fuhr Wunderlich mit dem Taxi von Bremen zurück nach Köln — die 2:3-Niederlage seiner Viktoria am Abend zuvor beim SC Wiedenbrück hatte dem gebürtigen Kölner mächtig zugesetzt: „Ich habe tief in die Tasche gegriffen für die Fahrt, aber das war mir in dem Moment auch egal”, sagte Wunderlich am Samstag im Sportpark Höhenberg.

Wenn ein Mitglied des Vorstands knapp 300 Kilometer mit einem Taxi zurücklegt, muss es dafür durchaus triftige Ursachen geben. Wunderlich begründet seine Nacht- und Nebelaktion so: „Von den Ergebnissen her hängen wir im Moment absolut in der Luft. Deshalb können wir jetzt auch nicht alles schönreden. Ich musste einfach zurück.”

Zwar hatte die Mannschaft, die die Tabelle inzwischen mit nur noch mit drei Punkten Vorsprung vor Alemannia Aachen anführt, auch in Wiedenbrück ordentlich gespielt, aber Wunderlich meint: „Uns gelingt es nicht, unsere hundertprozentigen Chancen zu nutzen. Darüber hinaus stimmt es auch in der Defensive nicht.”

Vornehmlich vor dem Wiedenbrücker Ausgleich durch Massih Wassey (51.) hatte sich die Mannschaft dilettantisch verhalten: Weil sich Viktorias größte Spieler in der Mauer auf der Torwartseite postiert hatten, hatte Wassey keine Mühe, den anschließenden Freistoß in den Giebel zu setzen — über den Scheitel des kleinsten Kölners hinweg. „Da haben wir die Mauer falsch gestellt”, meinte auch Trainer Claus-Dieter Wollitz auf der Pressekonferenz. „Normalerweise wäre das Tor niemals gefallen.”

Wollitz selbst mochte die Verantwortung nicht von sich weisen: „Ich habe heute schlecht gewechselt”, gab der 49-Jährige offen zu. „Mein Team operiert nicht mit langen Bällen, sondern ist in der Lage, Möglichkeiten zu kreieren. Das habe ich mit meinen Wechseln verhindert.” Was Wollitz exakt meinte, erklärte Wunderlich am Samstagmittag: „In der Schlussphase wurde lang gespielt und vorne waren die Ochsen drin.” Die „Ochsen” waren in Wiedenbrück Claus Costa und Marcus Steegmann, die für die eher filigranen Andreas Schäfer und André Dej in die Partie gekommen waren.

Angesichts von lediglich fünf Punkten aus den jüngsten fünf Begegnungen scheinen inzwischen auch die Spieler selbst ein wenig verunsichert zu sein. Torhüter Nico Pellatz etwa glaubt: „In den letzten fünf bis sechs Spielen ist bei uns etwas der Wurm drin.” Und Kapitän Timo Staffeldt versucht, das im Oktober noch sieglose Viktoria-Team mit diesen Parolen starkzureden: „Im Moment haben wir nun einmal eine solche Phase. Jetzt müssen wir als Mannschaft enger zusammenrücken.”

Am Freitag trifft der Regionalliga-Spitzenreiter auf den Tabellenzweiten Alemannia Aachen, Wunderlich gibt folgende Maxime für das Spitzenduell vor: „Jetzt darf es keine Ausreden mehr geben, Aachen ist genau der richtige Gegner. Da müssen wir die Ärmel hochkrempeln.” Mit seiner sündhaft teuren Taxifahrt hat er zumindest schon bewiesen, dass er alles gibt.

Aufrufe: 026.10.2014, 19:44 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Oliver LöerAutor