2024-05-08T11:10:30.900Z

Ligabericht
Lena Balck lief trotz ihrer Erkältung für Oberligist FC Oste/Oldendorf auf. Sie spielte mit Mütze und behielt kühlen Kopf bei zwei Distanzschüssen. Beide schlugen ein. A/O hatte mit 1:2 das Nachsehen.
Lena Balck lief trotz ihrer Erkältung für Oberligist FC Oste/Oldendorf auf. Sie spielte mit Mütze und behielt kühlen Kopf bei zwei Distanzschüssen. Beide schlugen ein. A/O hatte mit 1:2 das Nachsehen.

Miss Pudelmütze wird mit zwei Toren Derby-Heldin

Lena Balck behält kühlen Kopf bei Distanzschüssen

Lena Balck entscheidet das Derby der Fußball-Oberliga Frauen zwischen dem FC Oste/Oldendorf und der SV Ahlerstedt/Ottendorf mit einem Doppelpack. Rund 100 Zuschauer sehen die Begegnung auf dem "Feld der Ehre". Die Zahl ist nicht nur aufgrund der widrigen Wetterverhältnisse beeindruckend. A/O-Trainer Harald Zerwas überzeugt als (unglücklicher) Wahrsager.

Die Temperaturen am Freitagabend in Gräpel sind eigentlich relativ mild, die Kombination aus Regen und Wind macht den Besuch auf dem "Feld der Ehre" aber unangenehm, nass und kalt. Dennoch kommen etwa 100 Fans, um sich das Derby gegen A/O anzuschauen. Keinem von ihnen hätte man es übel genommen, wäre er auf der warmen Couch geblieben, um das Spiel via FuPa.net zu verfolgen. Clemens Budde vom MTSV Selsingen lädt während der Partie 30 Video-Highlights ins Netz, die bereits am Samstagmittag mehr als 1200 Klicks haben.

Die Zuschauer vor Ort bereuen ihren Besuch nicht. Wie in einer Sardinenbüchse zusammengerückt, suchen sie unter einem Unterstand Schutz vor dem Regen. Sie stehen möglichst nah an der Verkaufsbude, damit der Weg zu Bier, Würstchen und Apfelpunsch nicht so weit ist. Kalle Hees wirbt über die Lautsprecher für Fanschals. "Damit niemandem kalt wird."

Die Zuschauerzahlen in Oste/Oldendorf sind ein absolutes Novum in der Liga - und darüber hinaus. In der Vorbereitung spielte O/O beim FC St. Pauli. Der Regionalligist beneidete den Gast für deren Zuschauerzahlen. Man selbst käme in der Regel auf etwa 50 Fans. In Gräpel und Umgebung bringen die Menschen eine hohe Affinität zum Frauenfußball mit, sagt Stefan Draack. Die Leute kämen, um Sport zu sehen, etwas zu trinken und um sich zu unterhalten. "Die Fans haben einen großen Anteil daran, wo wir jetzt stehen. Wir leben von der Gemeinschaft", so der O/O-Manager.

A/O-Trainer Harald Zerwas sagte im Vorfeld, er würde sich allgemein auf den Plätzen mehr Zuschauer wünschen. Die Teams hätten das verdient. Ja, Frauenfußball ist langsamer als Herrenfußball. Das ist wissenschaftlich erwiesen und der Genetik (geringere Muskelanteil) geschuldet. Technisch und taktisch gibt es manchmal Defizite - und Ausreißer nach oben: Die Schusstechnik von Kimberly Kaaden ist eine Augenweide. Das war bei den Herren bis in die 90er Jahre nicht anders und der Frauenfußball ist noch relativ jung. Erst seit zehn Jahren gibt es eine eingleisige Bundesliga.

Im Derby liefern sich O/O und A/O ein ausgeglichenes, laufintensives und von Zweikämpfen geprägtes Duell, in dem Harald Zerwas ein gutes Gespür beweist. "Die Tagesform wird entscheidend sein", sagte er und behielt recht - zu seinen Ungunsten. FC-Torhüterin Milena Bargsten muss nicht oft eingreifen, rettet aber insbesondere in der Schlussphase mehrfach in höchster Not, während Janine Krüger (sonst ein starker Rückhalt) bei beiden Gegentoren nicht gut aussieht. "Beim Aufwärmen hat sie solche Bälle locker weggefischt", sagt Torwarttrainer Dennis Blümel.

Es sind zwei Fernschüsse von Lena Balck, nach schlimmen A/O-Fehlpässen, die Krüger Probleme bereiten. Die junge Angreiferin ist der Rohdiamant beim FC und verfügt bereits jetzt über ein offensives Gesamtpaket. Balck, die wegen einer Erkältung mit einer Pudelmütze aufläuft, arbeitet zudem gut gegen den Ball, muss taktisch jedoch noch viel dazulernen. "Sie ist erst 18 Jahre alt, ihre Entwicklung ist noch lange nicht beendet. Lena hinterfragt viel und will sich verbessern", lobt Draack. "Sie war für uns nicht zu halten, wir hätten schon das Anspiel verhindern müssen", so Harald Zerwas, der auch in einem weiteren Punkt recht behalten sollte: "Wenn wir einen Zähler mitnehmen wollen, brauchen wir zwei Tore", sagte er vor dem Spiel. Jener zweite Treffer gelingt A/O allerdings nicht. Nur Sina Klintworth ist erfolgreich. Dabei bieten sich den Gästen beste Gelegenheiten. "Wir waren lange zu ängstlich", so Zerwas.

Tore: 1:0 (44.) Balck, 2:0 (75.) Balck, 2:1 (85.) Klintworth.

Aufrufe: 020.3.2017, 09:30 Uhr
Tageblatt / Von Lars WertgenAutor