2024-05-02T16:12:49.858Z

Der Spieltag
300 Fans begleiteten die SV D/A. Foto Berlin
300 Fans begleiteten die SV D/A. Foto Berlin

Lob - aber keine Punkte für D/A

Komplimente von allen Seiten - allein es fehlen die Punkte.

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Da sind sie wieder, diese Gratulanten. Die Schiedsrichterin Susann Kunkel bescheinigt dem Trainer der SV Drochtersen/Assel, Enrico Maaßen, und seiner Mannschaft nach dem Abpfiff eine gute Leistung gegen die viermal so teure Mannschaft des Hamburger SV II.

Die Spieler des HSV haben zusammen einen Marktwert von gut vier Millionen und der Klub gehört damit zur Spitze in der Fußball-Regionalliga Nord. Die Drochterser Fans stehen in der Nachspielzeit auf der Tribüne und schwenken ihre Fahnen. Sie feiern ihre Jungs, sie bauen sie auf, einige sagen später, dass D/A besser war als der HSV. HSV-Trainer Joe Zinnbauer sagt, dass es D/A seinen Spielern nicht einfach gemacht habe. Dass seine Leute diesmal schlecht gespielt haben und dass das womöglich auch ein wenig am Gegner gelegen haben könnte.

Diese Lobeshymnen hörte Enrico Maaßen jetzt schon häufiger. Sogar nach der 0:4-Pleite im Flensburger Ortsteil Weiche erklärten die Gastgeber D/A zu einem spielstarken Aufsteiger, der sich vor dem Abstieg nicht fürchten muss und letztendlich nichts mit der Rückkehr in die Oberliga zu tun haben werde. Beim 0:1 gegen Cloppenburg räumte Cloppenburgs Chefcoach Uwe Groothuis ein, seine Mannschaft habe glücklich gewonnen und Drochtersen habe besser gespielt.

Freilich findet es D/A-Trainer Maaßen besser, gelobt zu werden, als zu hören, dass Drochtersen keine reelle Chance hatte. „Aber nur von Glückwünschen kannst du eben nicht in der Liga bleiben“, sagt Maaßen. Punkte müssen her. D/A hat erst fünf aus sechs Spielen und findet sich knapp über dem Strich wieder, der die Abstiegskandidaten vom Mittelfeld trennt.

Die Spieler der Spielvereinigung Drochtersen/Assel haben sich wieder nicht belohnt für ihren immensen Aufwand. Die Protagonisten arbeiten in der Regel acht Stunden am Tag, kommen aus Lüneburg oder Hamburg fast täglich am Abend nach Drochtersen zum Training und sind damit von morgens sieben bis abends um kurz vor Mitternacht unterwegs. Sie haben sich gegen den HSV die Lunge aus dem Leib gelaufen, einen Fehler gemacht, der zum Freistoß und so zum 0:1 führte und einen Fehler fabriziert, der dem 1:2 voran ging. „Alles wird brutal bestraft“, sagt Enrico Maaßen.

Maaßen sieht an der Seitenlinie, wie sich seine Jungs zerreißen und am Ende wie begossene Pudel vom Platz schleichen, weil sie außer Anerkennung nichts erlangt haben. Stürmer Alexander Neumann konnte nach 91 Minuten keinen Schritt mehr machen. Beide Beine wurden von Krämpfen durchgeschüttelt. Dabei gehört gerade Neumann zu den physisch stärksten Spielern im Drochterser Kader. Physiotherapeut Eike Gräntzddörffer und HSV-Profi Ahmet Metin Arslan trugen ihn vom Platz. „Wir müssen das Glück erzwingen und uns für Herz und Willen belohnen“, sagt Maaßen.

Der Drochterser Trainer ist geknickt und darf es nicht zeigen. Die Leistung gegen den HSV II wird er seinen Spielern im nächsten Training als etwas Positives verkaufen. Er wird ihnen sagen, dass sie 90 Minuten besser waren als die Profis oder mindestens als Spieler, die täglich unter professionellen Bedingungen arbeiten. „Wir dürfen nicht an uns zweifeln“, sagt Maaßen. Und vor allem müsse D/A „in Ruhe weiterarbeiten“. Die Mannschaft funktioniert als Mannschaft. Jeder Einzelne müsse sich individuell verbessern. Die Offensive müsse effizienter werden.

Die Sprüche der Gratulanten tun Maaßen schon weh. Gegen den SV Meppen am kommenden Wochenende will der Coach, dass die Experten ihm zu einem Sieg gratulieren. Die magische Zahl von 40 Punkten steht im Raum. So viele Zähler müsste ein Team am Ende der Saison schon haben, um die Klasse zu halten.

Aufrufe: 030.8.2015, 22:50 Uhr
TAGEBLATT/Daniel BerlinAutor