2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligavorschau
Wer gewinnt am Samstag das Kräftemessen? Der Biener Daniel Thole (links) oder der Lingener Fabian Thole. Foto: Werner Scholz
Wer gewinnt am Samstag das Kräftemessen? Der Biener Daniel Thole (links) oder der Lingener Fabian Thole. Foto: Werner Scholz

Lingen gegen Biene: Bruderliebe im Stand-by-Modus

Fabian und Daniel Thole treffen am Samstag im Derby aufeinander

Die Klitschko-Brüder schwingen im Boxring die Fäuste, im Tennis gibt es den Sister Act der Williams-Schwestern. Und bei den Fußballern tummeln sich nicht nur die Bender-Zwillinge Lars und Sven: Auch im Emsland treiben Geschwister oder Eltern und Kinder gemeinsam oder gegeneinander Sport. In unserer Rubrik „Familienbande“ berichten wir davon. Heute: die Fußballer Fabian Thole (TuS Lingen) und Daniel Thole (SV Holthausen/Biene), die am Samstag um 15 Uhr im Landesligaderby aufeinandertreffen.

Wenn die beiden Brüder am Samstag aus dem Bauch der Tribüne die Stufen zum Stadion hinaufsteigen und vor mehreren Hundert Zuschauern über die rote Tartanbahn den grünen Rasen betreten, werden sie sicherlich nervöser sein als sonst. „Es ist auf jeden Fall schon etwas Besonderes“, gesteht Fabian. Bei der diesjährigen Stadtmeisterschaft in Laxten spielten sie zwar im Finale schon einmal gegeneinander. Lingen siegte im Elfmeterschießen mit 4:2: „Aber das ist das erste Pflichtspiel gegeneinander“, so Daniel. „Deshalb also schon etwas Besonderes und kein ‚normales‘ Spiel, weil ich ja auch vom TuS komme.“ Eine Saison lang trugen beide gemeinsam das Trikot der Rot-Gelben. Bis Daniel im Sommer 2013 an den Biener Busch wechselte. Beim Pokalspiel in der letzten Saison, als Lingen im Achtelfinale mit 5:2 im Elfmeterschießen gewann, konnte er verletzungsbedingt nicht mitwirken.

In dem gemeinsamen Jahr beim TuS liefen sie häufiger Seite an Seite auf. Aber nur einmal gemeinsam in der Innenverteidigung. „Wir hatten uns das schon ein bisschen anders ausgemalt“, berichtet Fabian, der zu der Zeit noch ebenso wie Daniel in der hintersten Abwehrreihe unterwegs war. Es handelte sich um ein Testspiel, das 2:3 verloren ging. „Zur Halbzeit lagen wir 3:0 zurück. Das sah nicht ganz so gut aus“, lacht Fabian. Seitdem Wolfgang Schütte Trainer ist, bekleidet er die Sechserposition. „Als wir noch zusammengespielt haben und wenn jemand meinen Bruder gefoult hat, dann habe ich schon versucht, ihn zu schützen“, erinnert sich der drei Jahre ältere Daniel an die gemeinsame Zeit.

Wenn Fabian und Daniel am Samstag auf dem Platz stehen, werden selbstverständlich auch die Eltern dabei sein. Dieter Thole spielte selber beim ASV Altenlingen und war jahrelang Trainer – auch beim TuS Lingen. Als „ziemlich fußballverrückt“ beschreibt Fabian seinen Vater. Einig sind sich die beiden Brüder, dass sie in erster Linie durch ihn zum Fußball gekommen sind.

Und was passiert, wenn im Spiel einer auf den anderen zuläuft? „Dann nehme ich, glaube ich, keine Rücksicht“, sagt Fabian. In dem Moment sei man so ballfixiert, dass man womöglich gar nicht realisiere, dass plötzlich der eigene Bruder vor einem steht. Genauso sieht es Daniel: „Wenn mein Bruder kommt, werde ich ihn im Zweikampf sicherlich nicht schonen. Natürlich versuche ich, dass es ohne Foulspiel über die Bühne gehen kann. Wenn es aber nicht anders geht, werde ich ihn schon foulen.“ Vielleicht werde er sogar noch ein, zwei Prozent mehr geben, weil er nicht das Spiel und gegen seinen Bruder verlieren möchte. „Es ist schon so, dass die Bruderliebe für 90 Minuten ein bisschen im Stand-by-Modus geschaltet werden muss.“

Eine Wette, dass beispielsweise der Verlierer eine Woche lang beim Frühstück das Trikot des Gegners tragen muss, gibt es allerdings nicht. Vielmehr ist klar: „Egal, wie das Spiel ausgeht: um 18.30 Uhr, wenn Schalke spielt, dann feuern wir wieder dieselbe Mannschaft an“, so Fabian. Dann sei wieder alles vergessen – zumindest bis zum Rückspiel.

Aufrufe: 017.10.2014, 23:02 Uhr
Dieter KremerAutor