Ligaerhalt wäre gigantisch

"Sandbagging" ist ein Begriff, der erstens im Fußball niemandem geläufig ist und zweitens wohl auch den wenigsten in unseren Breitengraden. Dennoch trifft dieses Phänomen aus dem nordamerikanischen Motorsport die Sachlage vor dem sonntäglichen Relegationsspiel im beschaulichen Steinlachtal auf den Punkt. Man hält mit den eigenen Fähigkeiten bewusst hinterm Berg, um die Konkurrenz in die Irre zu führen.

Dies hört sich dann aus dem Lager der Faulbaum-Kicker vom TB Kirchentellinsfurt wie folgt an: "Wer hätte vor ein paar Wochen gedacht, dass wir es überhaupt in die Relegation schaffen." Die Kirchentellinsfurter kamen zwar nicht mehr ans rettende Ufer, allerdings schaffte man es immerhin ins seichte Wasser, sprich die Relegation.

Dies gelang dem TBK übrigens erst am letzten Spieltag. Deshalb meint Kirchentellinsfurts Trainer Jan Wachsmuth auch: "Das ist für uns ein absoluter Bonus, wir gehen da ohne Druck rein."

In Reihen des schwarz-weißen Landesliga-Tabellenfünftletzten fehlen mit Grauer, Baumann, Kauffmann und Hoxhaj gleich vier Akteure. Letzterer gar mit Bänderriss, was einen Einsatz ohnehin mehr als fraglich erscheinen lässt.

Jan Wachsmuth lobt die Oberliga-Reserve des SSV Reutlingen Fußball und wischt den vermeintlichen Vorteil der nicht vorhandenen K.O.-Spiele weg: "Die Reutlinger haben ein junges Team, sind topfit, das macht denen nichts aus. Das ist ein super Team, die sind taktisch sehr gut. Das wird ein Spiel auf Augenhöhe. Wenn wir jetzt doch noch drinbleiben würden, dann wäre das gigantisch."

Der Gegner von der Reutlinger Kreuzeiche schaufelt zwar selbst Sand um die eigene Leistung, doch die beiden Siege in den K.O.-Spielen sind nicht zu verdecken.

In Runde eins gewannen die Schwarz-Rot-Weißen gegen den SV Seedorf mit 2:1, in der zweiten setzte man sich nach 120 Minuten gegen den SV Deckenpfronn mit 3:1 durch. Jeweils mit etwas Glück. "Wir wissen natürlich um die Qualität der Kirchentellinsfurter. Die TBK-Spieler haben ja schon mit Siegen gegen Teams aus der oberen Tabellenregion gezeigt, was sie können", will SSV-II-Spielleiter Philipp Rädlein den Gegner vom Faulbaum nicht unterschätzen, um direkt nachzuschieben: "Wir haben natürlich das nötige Selbstvertrauen. Das Spiel ist das absolute Finale, in dem wir die Saison krönen können."

Absolut sicher fehlen beim Aktiven-Unterbau des Kreuzeicheklubs, der im Mössinger BAS-Stadion an der Lange Straße ab 16.30 Uhr am Sonntag auf die lautstarke Unterstützung seiner Ultras, der Szene E, baut, wird Jules Stern, der gegen Seedorf bekanntlich mit Rot vom Platz flog.

Doch ansonsten könne man aus dem Vollen schöpfen, so Rädlein. Wer am Sonntagabend jubeln darf, wird sich zwangsläufig zeigen, selbst wenn es zum Elfmeterschießen kommen muss. Ein Sieger wird ermittelt werden. Daran führt im Steinlachtal kein Weg vorbei.