2024-05-02T16:12:49.858Z

Analyse
Christoph Besser zeigte sich fair und gab zu, dass der Ball bereits die Torlinie überschritten hatte. Dadurch verpasste sein SV Ehingen/Ortlfingen einen möglichen Sieg, doch der Spieler hat durch seine Ehrlichkeit Anerkennung gewonnen.   F.: Oliver Reiser
Christoph Besser zeigte sich fair und gab zu, dass der Ball bereits die Torlinie überschritten hatte. Dadurch verpasste sein SV Ehingen/Ortlfingen einen möglichen Sieg, doch der Spieler hat durch seine Ehrlichkeit Anerkennung gewonnen. F.: Oliver Reiser

»Lieber verlieren wir und steigen ab«

Trainer Hermann Duschl steht hinter dem Ehinger Kapitän Christoph Besser

Es hätte der Startschuss für eine Aufholjagd im Kampf gegen den Abstieg aus der Kreisklasse Nordwest werden können. 1:0 lag Kellerkind SV Ehingen/Ortlfingen im Derby gegen die zweite Garnitur des TSV Meitingen vorne, als sich in der 75. Minute folgende Szene abspielte: Mit einem Reflex hatte Ehingens auf der Torlinie stehender Kapitän Christoph Besser einen Ball von Michael Fischer abgewehrt, der Schiedsrichter schon auf Abstoß entschieden.

Nach lautstarken Protesten der Meitinger, dass das Leder die Torlinie überschritten hätte, hat Schiedsrichter Peter Wierzbitza (SV Hammerschmiede) Besser schließlich befragt. Er wollte wissen, ob der Ball hinter der Linie war, oder ob er ihn gar mit der Hand abgewehrt habe. „Der Ball war eindeutig drin, doch das konnte der Schiedsrichter nicht sehen“, so Ehingens Trainer Hermann Duschl. Besser gab schließlich zu, dass er den Ball erst hinter der Linie mit der Hand gespielt hatte – das Tor galt und es stand 1:1.

„Wenn dieser Treffer nicht gezählt hätte, wären wir vermutlich als Sieger vom Platz gegangen, zumindest aber mit einem Unentschieden“, berichtet Hermann Duschl von einem Bruch im Spiel. Meitingen gelang in der letzten Minute noch der 2:1-Siegtreffer, der SV Ehingen/Ortlfingen stand mit leeren Händen da. Doppelt ärgerlich, dass diesem Treffer ein Foul eines Meitinger Spielers vorausging. „Der Schiedsrichter pfeift allein und kann nicht alles sehen“, will Duschl keine Vorwürfe machen.

Die Aktion von Christoph Besser wurde hinterher in der Kabine sehr kontrovers diskutiert. Doch Hermann Duschl stärkt seinem Kapitän den Rücken: „Es gibt nichts anderes, als das zuzugeben. Sonst können wir mit dem Fußballspielen gleich aufhören“, sagt der SVE/O-Coach. „Lieber verlieren wir. Auch wenn die Punkte wichtig gewesen wären und das vielleicht in letzter Konsequenz zum Abstieg führt. Aber wir spielen in der Kreisklasse und nicht in der Champions League!“

Nach einer längeren Sitzung seien am Abend aber alle wieder hinter Christoph Besser und seiner Entscheiden gestanden. „Das hat uns noch mehr zusammengeschweißt“, so Duschl.

Aufrufe: 017.3.2015, 09:02 Uhr
Augsburger Landbote / Oliver ReiserAutor