2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Patrick "Bazi" Raab (r.) gehört zu den besten Fußballern der Kreisliga 2 N/F.  F: Zink
Patrick "Bazi" Raab (r.) gehört zu den besten Fußballern der Kreisliga 2 N/F. F: Zink

Künstlername "Bazi": Vom Linksverteidiger zum Toptorjäger

Patrick Raab ist eines der Gesichter des Burggrafenhofer Aufschwungs +++ Fünf Nominierungen für die FuPa-Elf der Woche trotz "Leistungstiefs" sprechen deutliche Sprache +++ Hörrlein und Henning bleiben in Erinnerung

In der nächsten Folge kümmern wir uns um eines der Gesichter des SV Burggrafenhof. Patrick Raab, der eigentlich nur unter seinem Spitznamen „Bazi“ bekannt ist, hatte entscheidenden Anteil am Aufschwung beim SVB, der innerhalb von drei Jahren zwei Aufstiege feiern konnte. Seit der aktuellen Saison spielt die Morjan-Truppe erstmals im Kreisoberhaus und Raab sorgt mit seinen Toren und Vorlagen dafür, dass dies auch so bleiben soll.
Bereits mit vier Jahren betrat ein kleiner Steppke mit dem Namen Patrick das Vereinsgelände des SV Burggrafenhof und jagte – wie es in Kleinkindertagen eben so ist – ziemlich ziellos und als Teil eines Hühnerhaufens dem Ball hinterher. Doch schon bald sollte sich herausstellen, dass in dem Dreikäsehoch einiges an Talent schlummert. Treu blieb der im Nachbarort Kaidenzell aufgewachsene Racker dem SVB zunächst bis zur D-Jugend. In der C2 war die SG 83 Nürnberg-Fürth eine kurze Zwischenstation und den Rest der Jugend verbrachte Raab, der längst nur noch „Bazi“ genannt wurde, bei der SG Quelle Fürth.

Künstlername „Bazi“

Doch wie kam der Spitzname, den man in seinem Fall aufgrund seiner fußballerischen Fähigkeiten auch Künstlername nennen darf, überhaupt zustande? Raab selbst ist (oder gibt er sich nur?) ratlos: „Der stammt schon aus Kindertagen. Eigentlich ist er ja auch ein bisschen negativ behaftet, doch damit hat das nichts zu tun“, widerspricht er einem kleinen Vorhalt promt und vehement. Dass aber auch Lehrkräfte den Namen in ihren Sprachgebrauch wie selbstverständlich aufnahmen, lässt doch ziemlich weit blicken.

Hörrlein und Henning als prägende Figuren

Doch zurück zum Fußball. Nach der Jugend wurde er sofort vom ASV Vach verpflichtet, wo er die linke Abwehrseite beackerte. Offensichtlich wurde sein Offensivtalent damals noch verkannt. In den dreieinhalb Jahren in Mannhof waren es vor allem zwei Spieler, von denen er noch heute in höchsten Tönen spricht. Zum einen wäre da Keeper Felix Hörrlein. „Er war ja sowieso der beste Torwart in der Liga. Ein überragender Keeper, der aber trotzdem eine Trainingsmentalität an den Tag legte, die nach Vergleichbarem sucht. Er wollte in jeder Einheit besser werden und schob dazu noch Zusatzschichten.“ Zum anderen war es der ehemalige Club-Amateur und Vacher Urgestein Dirk „Papa“ Henning. „Der linke Fuß von ihm war einfach Wahnsinn. Auch sein Kopfballspiel war überragend, auch wenn er selbst immer gesagt hat: nur defensiv. Unglaublich, was er weggeräumt hat.“ Nach eigenen Angaben hätte man Henning bei eigenen Standards ruhig immer an der Mittellinie parken können. Dagegen spricht aber die Statistik, denn der inzwischen 37-Jährige war eigentlich immer für zwei bis drei Tore pro Saison gut.

Raab, Fierus, Foth - Familienbande fußballverbunden

„Von der Zweikampfquote kann aktuell wohl nur Klaus Fierus mithalten – und zwar noch immer.“ Die Betonung liegt darauf, da der ehemalige Vacher inzwischen schon 39 Lenze zählt, aber immer noch zu den Leistungsträgern in Burggrafenhof zählt. Zudem ist er der Schwager Raabs, was den Schluss auf eine fußballverrückte Familie zulässt. Und die geht noch weiter: Denn der Coach des TB Johannis 88 und ehemals als Fließband-Torjäger bekannte Thomas Foth ist der Onkel Raabs und dessen Sohn Mario Foth vom FSV Erlangen-Bruck somit zwangsläufig der Cousin. „Bei Familienfeiern baggert der Thomas schon immer wieder, aber mehr aus Spaß.“ Angst um den Verlust von „Bazi“ braucht man sich in Burggrafenhof also derzeit nicht machen, auch wenn er inzwischen mit Freundin und Hund in Nürnberg wohnt. „Die Fahrtstrecke ist kein Problem, sonntags wäre ich sowieso bei den Eltern zum Mittagessen“, gibt er mit einem verschmitzten Lächeln zu. Aber auch sonst ist der höherklassige Fußball aktuell kein Thema. „Man soll zwar niemals nie sagen, aber den Aufwand, den mein Cousin Mario in der Landesliga betreiben muss, kann ich mir zur Zeit nicht vorstellen. Ich bin ja mit 26 Jahren auch nicht mehr der Jüngste“, kann er sich das Lachen nicht verkneifen. Ein weiterer Grund ist, dass er seine Masterarbeit in BWL in Angriff nimmt und nebenbei bei einer angesehenen Firma in Herzogenaurach arbeitet.

Beim Heimatverein zum Aufstiegsheld

Deshalb reifte in ihm auch der Entschluss wieder nach Burggrafenhof zurückzukehren. „Nach der Zeit in Vach bin ich noch einmal für ein Jahr zur Quelle zurück und danach gab es keine Alternative mehr“, ein Schelm, der Böses dabei denkt. Während er bei der Quelle nach seiner Linksverteidigerzeit in Vach immerhin im Mittelfeld spielen durfte, steckte man ihn bei seinem Heimatverein kurzerhand in den Sturm, wo er auf seinen kongenialen Sturmpartner Christian Schottenhamml traf. „Wenn der Schotti seine Schnelligkeit und sein Talent besser schätzen würde, hätte er in der Kreisliga nichts zu suchen.“ Klingt nach positiver Kritik, denn das Duo Raab/Schottenhamml schoss den SVB quasi im Alleingang von der A-Klasse in die Kreisliga. Nach dem Aufstieg in die Kreisklasse steuerte das Sturmduo satte 47 Tore zur Relegationsteilnahme bei. Am Ende reichte diese Quote aber dennoch nicht für den Aufstieg. „Gegen Emskirchen hatten wir damals einen richtig schlechten Tag“, an die Höhe der Niederlage konnte sich Raab gar nicht mehr erinnern. Ein Gutes hatte es dennoch. „Sowas wollten wir nie wieder erleben!“ Prompt standen in der nächsten Saison wieder Relegationsspiele an und die Mannschaft wollte den Worten Taten folgen lassen. Gegen die FC Wiedersbach-Neunkirchen steckte der SVB einen 0:2-Rückstand zur Pause weg und drehte die Partie in einen 4:2-Sieg. Torschützen waren freilich Raab selbst, Fierus und Spielmacher Marco Singer, der einen Doppelpack schnürte. Doch damit war noch nichts gewonnen. Denn ein zweiter Sieg, diesmal gegen den TSV Merkendorf, musste her. Aber wie sollte es anders sein: Burggrafenhof strapazierte die Nerven der eigenen Fans bis an die Grenzen und geriet erneut in Rückstand. Noch vor der Pause egalisierte Singer das Ergebnis und nach dem Seitenwechsel schossen Schottenhamml, Singer und Christian Boss bei zwei Torvorlagen Raabs einen 4:1-Sieg heraus und feierten im Anschluss den größten Erfolg der Vereinsgeschichte.

Torquote ist im Missverhältnis

Mit sechs Punkten Vorsprung auf den Schleuderplatz nimmt der SVB derzeit den achten Rang in der Kreisliga ein. Dass es nicht für einen besseren Platz reicht, dafür ist auch „Bazi“ Raab verantwortlich. Denn in seiner ersten Kreisklassensaison schoss er in 25 Spielen noch 27 Tore und ließ in der zweiten kompletten Spielzeit in 23 Spielen 26 Treffer folgen. In der aktuellen Saison aber steht er in 17 Partien bei „nur“ 12 Treffern und hat erstmals weniger eingenetzt als Spiele absolviert, wodurch man objektiv von einem „Leistungstief“ sprechen muss. Eine Erklärung hat er aber gleich parat. „Der Schritt von der A-Klasse in die Kreisklasse war einfach bei Weitem nicht so groß wie von der Kreisklasse in die Kreisliga.“
Aufrufe: 08.1.2016, 11:43 Uhr
Matthias JanouschAutor