2024-04-25T14:35:39.956Z

Halle
Die Emotionen kochten hoch, als Meringer Spieler und Fans des VfR Foret im Endspiel handfest aneinander gerieten. Das Finale stand kurz vor dem Abbruch.  Foto: Oliver Reiser
Die Emotionen kochten hoch, als Meringer Spieler und Fans des VfR Foret im Endspiel handfest aneinander gerieten. Das Finale stand kurz vor dem Abbruch. Foto: Oliver Reiser

Kreisligist fährt nach Tumulten zur Endrunde

Der VfR Foret bezwingt in einem hoch emotionalen Endspiel, das nach Handgreiflichkeiten zwischen Spielern und Zuschauern kurz vor dem Abbruch steht, den Landesligisten SV Mering mit 4:2

Als Rudi Kine wenige Sekunden vor Schluss einen Zehn-Meter-Strafstoß zum 4:2 in die Maschen wuchtete, war die Sensation perfekt. Der Kreisligist VfR Foret hatte den Landesligisten SV Mering besiegt und sich zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte die Fahrkarte zur Endrunde um die schwäbische Meisterschaft in der Halle gesichert, die am Samstag in Günzburg ausgetragen wird.

Zehn Minuten zuvor sah die Welt in der Friedberger Sporthalle noch ganz anders aus. Das Turnier stand kurz vor dem Abbruch. Unmittelbar nachdem der VfR Foret einen 0:2-Rückstand in eine 3:2-Führung verwandelte hatte, gerieten Foreter Zuschauer und Meringer Spieler heftig aneinander. Wer hier wen und warum zuerst provoziert hat, wird sich wohl nie mehr nachvollziehen lassen. Auf jeden Fall flogen nicht nur böse Worte und wüste Drohungen hin und her, sondern auch die Fäuste. Die Meringer fühlten sich von der aufgebrachten Menge bedroht und wollten 2:15 Minuten vor dem offiziellen Spielende schon den Ort des Geschehens verlassen. Spielleiter Reinhold Mießl sowie die beiden Trainer verhinderten schließlich den Eklat. Nachdem die Schiedsrichter nochmals die Seiten tauschen ließen, damit die Meringer Bank nicht unmittelbar vor den impulsiven Foreter Anhängern sitzen musste, konnte es weiter gehen.

Für viele Experten war der Turniersieg des VfR Foret, der in der Kreisliga Augsburg auf Rang vier steht, keine Überraschung. Dass nicht mehr Hallenfußball, sondern Futsal gespielt wird, kommt den feinen Technikern zu Gute. „Das ist eine ganz andere Sportart. Das hat mit Fußball überhaupt nichts mehr zu tun“, lamentieren Zuschauer, die dem Hallenkick mit großen Toren, Bande und knackigen Zweikämpfen nachweinen. „Futsal ist der schönere Fußball“, sagen die anderen. Die Fußball-Gemeinde ist gespalten.

In der Tat kam auch in der mit rund 500 Zuschauern gut gefüllten Friedberger Halle nur Stimmung auf, wenn der VfR Foret im Einsatz war oder, als es in den letzten Gruppenspielen beziehungsweise den Endspielen um die Wurst ging. Je näher die Entscheidungen rückten, desto mehr Pfeffer steckte im Spiel. Wäre in den meist eher langweiligen und torarmen Gruppenspielen zuvor nicht die laute Musik gewesen, mit der jeweils die letzte Spielminute untermalt wurde – der eine oder andere Zuschauer wäre vielleicht eingeschlafen. Lediglich als sich der TSV Neusäß und der SV Cosmos Aystetten zum Nachbarschaftsderby gegenüberstanden, ging es emotional heiß her. Nach einer 1:0-Führung verloren die Cosmonauten die Ordnung und unterlagen noch mit 1:4. Exakt dieses Ergebnis hatte es auch im bisher einzigen Bezirksliga-Punktspiel gegeben. „Wir müssen das 2:0 machen“, ärgerte sich Cosmos-Coach Pavlos Mavros, „dann haben wir eine unnötige Niederlage kassiert.“ Der SV Cosmos, bei dem Thomas Janke ein Comeback feierte, fand seine Linie nicht wieder, musste sich im entscheidenden Spiel um Platz zwei dem FC Stätzling mit 2:3 geschlagen geben und war damit raus. „Für den Schmarrn bin ich zu alt“, stellte Philipp Pistauer fest.

Die Foreter Ayhan Kara-Idris, der zum besten Spieler gewählt wurde, Mehmet Er oder die beiden Winter-Neuzugänge Rudi Kine und Alexander Chetschik wirbelten hingegen mit souveränen Siegen gegen den TSV Friedberg (3:0) und den fast zur Lachnummer verkommenden BC Aichach sowie einem hart erkämpften 1:0 gegen den SV Mering, bei dem drei Strafstöße verschossen wurden, durch die Gruppe A. Im Halbfinale war den viel von der zuvor gezeigten Souveränität verlorengegangen. Gegen den FC Stätzling musste das Sechsmeterschießen herhalten.

Der TSV Neusäß konnte im Halbfinale gegen den SV Mering nur bis zum 1:1 mithalten. Diesen Treffer erzielte ausgerechnet Dmitrij Suvorovs. Wenige Minuten zuvor hatte der Lette, der ansonsten in der zweiten Mannschaft zu Gange ist, noch durch Trikotziehen eine klare Torchance verhindert. Die Unparteiischen haben aber im Futsal nur die Wahl zwischen einer Gelben und einer Roten Karte. Eine Zweiminuten-Strafe, die nicht nur in diesem Fall angemessen gewesen wäre, sieht das Regelwerk nicht vor. „Wir wollten die Vorrunde überstehen. Das ist uns gelungen. Im Halbfinale sind wir ein wenig unglücklich ausgeschieden“, war Neusäß’ Trainer Marco Löring zufrieden.

Auch im Endspiel waren letztendlich die Futsal-Regeln entscheidend. „Ich habe gewusst, dass unsere Chancen steigen, wenn Mering die vier Fouls erreicht hat und wir dann die Zehnmeter bekommen“, sagte VfR-Trainer Jimmy Arslan. Und während Merings Manuel Müller vom Punkt kläglich versagte, verwandelte Rudi Kine eiskalt. Nach dem Schlusspfiff war Arslan überglücklich: „Ich bin ein Hallenfreak. Wann hat man als Kreisligist schon mal die Möglichkeit gegen einen Landesligisten zu gewinnen? Diesen Erfolg haben sich meine Jungs verdient. Dass wir nun bei der Endrunde dabei sind, ist eine tolle Zugabe. Aber viel wichtiger ist die Restsaison im Freien.“

Dass sich die Fans des VfR Foret etwas daneben benahmen, sah der Coach nicht so tragisch: „Unser Anhänger sind halt sehr emotional. Aber es waren zumindest die einzigen Zuschauer, die für Stimmung in der Halle gesorgt haben.“

Aufrufe: 06.1.2015, 21:38 Uhr
Augsburger Landbote / Oliver ReiserAutor