2024-05-10T08:19:16.237Z

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Die goldene Verdienstnadel des NFV gab es für Karl-Heinz Tramm (Piesberger SV, Schiedsrichter seit über 40Jahren,l.) von Frank Schmidt. Foto: Seyme
Die goldene Verdienstnadel des NFV gab es für Karl-Heinz Tramm (Piesberger SV, Schiedsrichter seit über 40Jahren,l.) von Frank Schmidt. Foto: Seyme

Maßnahmen zum Erhalt der Seele des Amateurfußballs

Kreistag liefert einstimmige Beschlüsse, demonstriert aber keinesfalls Einigkeit an allen Fronten

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Einstimmigkeit dominierte den Kreistag der Stadtfußballer: Bei der Wahl des Teams um Vorstand Frank Schmidt wie beim Auftrag zur Fortsetzung der Fusionsgespräche mit dem Fußball-Landkreis. Differenzen zwischen Verbandsfunktionären und Clubvertretern schimmerten an einigen Stellen dennoch leise durch.
Am klarsten, als Schmidt „Kritik an euch“ direkt äußerte. „Ihr beklagt zu Recht, dass es schwerer wird, Ehrenamtliche zu finden. Wenn wir aber fragen, wen man von euren verdienten Leuten auszeichnen kann, etwa bei Dankeschön-Wochenenden, kommen aus 31 Stadtclubs nur acht Vorschläge. Auch für die Fußballhelden im jungen Ehrenamt, die eine Woche umsonst nach Barcelona dürfen, sind drei Vorschläge wenig“, appellierte er, über diesen Weg den unsichtbaren wie unverzichtbaren Helfern im Hintergrund mehr zurückzugeben.

Schmidt sagte dies übrigens vor seiner einstimmigen Wiederwahl, aber nach dem Abgang von Karl Rothmund: Der Präsident des Niedersächsischen Fußballverbandes hatte zuvor – wie schon so oft – vorgerechnet, dass der Landesverband nur sieben Euro pro Fußballer im Jahr nehme, um sein Angebot zu finanzieren. Trotz der am selben Abend laufenden Bundesliga-Relegation zweier Clubs aus Niedersachsen war der 73-Jährige zumindest für den Start der Tagung nach Osnabrück gekommen, um an seiner Funktionärsbasis die Botschaft zu platzieren: „Wir müssen die Seele des Fußballs aufrechterhalten.“

Dass dies kaum mit inszenierten Auftritten von Sängerinnen wie Helene Fischer in Halbzeitpausen gelingt, wissen Rothmund und Schmidt auch als Augenzeugen des DFB-Pokalfinals in Berlin. Es geht darum, in Zeiten sinkender Mannschaftszahlen und nachlassenden ehrenamtlichen Engagements einen attraktiven Spielbetrieb zu sichern. So warben die Funktionäre für die Spielkreis-Fusion. „Klar ist: Der Fußball-Landkreis braucht uns nicht. Er ist groß genug zum Überleben. Wir werden den Landkreis brauchen“, formulierte Schmidt einen kleinen Einblick in die Kräfteverhältnisse in den Gesprächen.

Die Stadt müsse nach der Fusion, die für Sommer 2019 oder 2020 angepeilt wird, in der neuen Führung gut repräsentiert sein. Angesichts des krassen Leistungsgefälles in der Kreisliga Stadt sei eine Spielklassen-Neugestaltung auf dieser Liga-Ebene perspektivisch diskutabel, ließ Schmidt anklingen. „Der Stadtfußball bleibt aber als eigener Strang grundsätzlich erhalten“, so der Vorsitzende mit Blick auf die unteren attraktiven Klassen mit kurzen Wegen und Derby-Dichte.

Die Zustimmung zu diesen Plänen, geäußert von Erik Ropken – Fußball-Obmann des VfR Voxtrup und Vereinskollege von Schmidt – blieb die einzige Wortmeldung aus dem Plenum beim Kreistag. Das kann man als grundsätzliche Zufriedenheit mit der Führung interpretieren, angesichts vieler Verabschiedungen und Ehrungen dürfte bei den Zuhörern aber auch unangebrachte Lethargie entstanden sein.

Denn Fragen blieben offen – etwa jene, wie sich der Fußball-Stadtkreis künftig finanzieren will. Klar ist, dass mit der Abgabe der Ausrichtung des Addi-Vetter Cups an die Clubs SSCDodesheide/VfRVoxtrup (2017) und SV Hellern (2018) - jeweils mit dem VfL Osnabrück als Dachmarke - 6000 Euro jährliche Einnahme wegfällt. Die Clubvertreter verabschiedeten nun die Kalkulation für einen ausgeglichenen künftigen Haushalt, der einen drastisch erhöhten Einnahme-Posten bei „Verwaltungs-Entscheiden“ vorsieht. Schmidt und sein Sohn Rafael als Schatzmeister deuteten an, man werde die Clubs konsequenter als bisher zur Kasse bitten – etwa wenn sie nicht genug Schiedsrichter stellten.

Den möglichen Aufschrei nach hohen Rechnungen an die Clubs könnten Schmidt & Co. nun mit dem Kreistags-Beschluss kontern. Dazu ist es ihnen vielleicht ganz recht, wenn der erhöhte Finanzierungsdruck bald als für alle sichtbares, weiteres Argument für die Fusion der Fußballkreise dient.

Aufrufe: 01.6.2017, 09:20 Uhr
Neue Osnabrücker Zeitung Autor