2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines

Kreislehrwart erläutert Änderungen im Regelwerk des DFB

95 neue Regeln für den DFB

"Insgesamt sind es 95 neue Regeln, die vom Weltverband FIFA an den DFB weitergegeben wurden", sagt Clemens-David Goeke, Lehrwart und stellvertretender Vorsitzender des Herforder Kreisschiedsrichterausschusses.
"Manche Dinge müssen noch etwas konkretisiert werden, aber grundsätzlich gibt es auch Vereinfachungen und es sind einige Dinge aus der Praxis eingeflossen." Einige dieser Änderungen sind Kleinigkeiten, andere sind wichtiger. Dazu ein Überblick:

ANSTOSS

Schon bei der Fußball-Europameisterschaf fiel es auf: Der Anstoß muss nicht mehr zwingend nach vorn gespielt werden, sondern kann sofort als Rückpass gespielt werden. "Ich denke, das ist so etwas moderner", sagt Goeke.

ABSCHWÄCHEN DER SOGENANNTEN "DREIFACH-BESTRAFUNG"

Wohl eine der wichtigsten Neuerungen: Das Verhindern einer klaren Torchance im Strafraum muss nicht mehr in jedem Fall mit einer roten Karte geahndet werden. Goeke: "Das ist richtig sinnvoll. Wenn es Elfmeter gibt, kann es der Schiedsrichter bei der gelben Karte für den verursachenden Spieler belassen. Das gilt zum Beispiel für den Fall, dass dieser beim Versuch, den Ball zu klären, etwas zu spät kommt. Es bleibt aber auch Ermessenssache." Unabhängig davon bleibt es bei Vergehen wie einer Notbremse innerhalb und außerhalb des Strafraums oder Handspiel auf der Torlinie bei einem Platzverweis.

WEITERSPIELEN OHNE SCHUH

Wenn Spieler versehentlich einen Schuh oder Schienbeinschoner verlieren, können sie bis zur nächsten Spielunterbrechung weiterspielen. Sie müssen diese also nicht umgehend wieder anziehen und können theoretisch auch ohne Schuh ein gültiges Tor erzielen. Goeke: "Der Spieler gefährdet sich dabei aber auch ein wenig selbst. Es ist sein eigenes Risiko, wenn er dann gegnerische Stollen in den Fuß kriegt. Aber er darf weitermachen."

BEHANDLUNG AUF DEM SPIELFELD

Wenn ein Spieler durch ein Foul, das mindestens mit einer gelben Karte sanktioniert wird, verletzungsbedingt behandelt werden muss, so kann das auf dem Feld erfolgen. Goeke: "Die Behandlung sollte dabei nicht länger als etwa eine halbe Minute dauern. Aber es ist fairer für den gefoulten Spieler, wenn er nicht vom Feld gehen und sich später wieder beim Schiedsrichter anmelden muss. Es ist aber auch hier Ermessenssache."

ABBRUCH WEGEN ZU WENIGER SPIELER

Nun ist klar vorgegeben, dass der Schiedsrichter ein Spiel beendet, wenn eine Mannschaft weniger als sieben Spieler auf dem Feld hat. Goeke: "Bisher musste der Mannschaftskapitän den Abbruch beim Schiedsrichter beantragen." Hier gibt es aber auch noch den Bedarf zur Präzisierung. Im Kreis Herford spielen etwa in der kommenden Saison in der Kreisliga C zwei Neuner-Mannschaften nach dem "Norweger Modell" - in diesem Fall heißt das: Die Spiele beginnen schon mit neun gegen neun. "Wo hier die zahlenmäßige Untergrenze ist, ist noch nicht geregelt", sagt Goeke.

FOULSPIEL AUSSERHALB DES SPIELFELDES

Das kann etwa im Kampf um den Ball an der Seitenlinie passieren. Bislang wurde die Partie mit einem Schiedsrichterball fortgesetzt. Künftig gibt es am Ort des Geschehens einen direkten Freistoß von der Begrenzungslinie aus. Goeke: "Und wenn es hinter der eigenen Torauslinie im Bereich des eigenen Strafraums passiert, gibt es folgerichtig Elfmeter."

LEICHTE MODIFIZIERUNG DER VORTEILSREGEL

Ergibt sich nach einem groben Vergehen, dass einen Feldverweis für den verursachenden Spieler nach sich ziehen würde, doch noch eine klare Torchance für den Gegner, kann der Schiedsrichter zunächst weiterlaufen lassen. Wird die Chance dann nicht genutzt und der Ballbesitz wechselt, unterbricht er das Spiel und spricht die Strafe aus. Fortgesetzt wird das Spiel danach mit einem indirekten Freistoß für das Team des gefoulten Spielers an der Stelle, wo dies passiert ist. Goeke: "Das ist aus meiner Sicht eine Vereinfachung und Verbesserung der Regel."

VERGEHEN VON AUSWECHSELSPIELERN UND TEAMOFFIZIELLEN

Wenn Teamoffizielle, Auswechselspieler oder auch des Feldes verwiesene Spieler auf den Platz laufen um den Gegner zu behindern oder anderweitig mutwillig für eine Spielunterbrechung sorgen, gab es bisher einen Schiedsrichterball. Künftig gibt es einen direkten Freistoß oder sogar Elfmeter für den Gegner. Goeke: "Gerade in unteren Ligen gibt es ja schon mal solche Zwischenfälle. Die Strafe ist jetzt insgesamt wesentlich massiver und im Zweifel auch härter, als wenn das Vergehen von einem aktiven Spieler der Mannschaft begangen wird. Wer in den Strafraum rennt und meckert, der riskiert, dass es Elfmeter für den Gegner gibt."

DAS FAZIT

"Es gab schon Anfragen zu Details, die wir noch nicht beantworten konnten und das Thema der neuen Regeln wird bei bei unseren Schiedsrichter-Schulungen sicherlich ein Dauerbrenner sein. Aber wirklich verschlechtert hat sich nichts. Die ersten Spiele haben auch schon gezeigt, dass es nicht die komplette Verwirrung gibt - es funktioniert alles noch", sagt Goeke.

Aufrufe: 04.8.2016, 08:39 Uhr
Thomas VogelsangAutor