2024-04-25T14:35:39.956Z

Team Rückblick
Die Angst vor dem Absturz: Kilias Kapitän Fynn Gutzeit (rechts), hier gegen Todesfeldes Dennis Studt, will mit seinem Team um jeden Preis die Klasse halten. Foto: Stark*
Die Angst vor dem Absturz: Kilias Kapitän Fynn Gutzeit (rechts), hier gegen Todesfeldes Dennis Studt, will mit seinem Team um jeden Preis die Klasse halten. Foto: Stark*

Kann Kilia Kiel die eigenen Erwartungen erfüllen?

Finaler Test gegen Concordia Schönkirchen

Spätestens im Herbst des vergangenen Jahres wurde sie greifbar - eine gewisse Unzufriedenheit um den und mit dem FC Kilia Kiel. Nach zwei Aufstiegen in Folge und sechsjähriger Abstinenz in der höchsten Spielklasse des Bundeslandes wollte man sich ,,langfristig in der Liga etablieren", erklärte Trainer Özcan Atasoy den Plan des zurückgekehrten Traditionsvereins. Als primäres und kurzfristiges Ziel hingegen, deklarierte Atasoy schon im Sommer nüchtern und sachlich, dass es um den Klassenerhalt gehen würde. Zu jenem Zeitpunkt allerdings rechnete man am Hasseldieksdammer Weg auch noch mit einem Sechspunkteabzug wegen eines Mangels an Schiedsrichtern. Der befürchtete Malus wurde revidiert - es habe einen Verfahrensfehler bei der Meldung der U19-Mannschaft gegeben.

Mitte August stand der FC also mit sechs Pluspunkten aus vier Partien auf dem Konto mit einem sehr ordentlichen Start da. Damit revidierte man wohl auch die Ansprüche an die Leistungen des Teams. Diesen vielleicht auch zu hoch gesteckten Anforderungen wurde die Mannschaft nicht gerecht. Als ,,blutleer" bezeichnete Kilias Vorsitzender Michael Braun schließlich die Leistungen auf dem Spielfeld und erkannte auch Defizite in taktischer, wie auch konditioneller Hinsicht.

Sicherlich, es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass es in der Offensiv ein wenig hapert: Mit nur 23 Toren aus 17 Spielen bewegt man sich auf ähnlich niedrigem Niveau wie das Schlusslicht Reher/Puls (23 Tore in 18 Spielen). Auch davor hatte Atasoy bereits frühzeitig gewarnt und zur Entwicklung einer höheren Frustrationsschwelle nach zwei dominanten Spielzeiten mit jeweils über 100 Treffern aufgerufen. Man müsse lernen, mit Negativerlebnissen umzugehen, mahnte er weitsichtig. Damals noch nicht ahnend, dass er selbst schon bald ein herbes Negativerlebnis würde hinnehmen müssen.

Am Montagabend, den 2. November, nach einem ereignisarmen, torlosen Remis gegen den schwachen TuS aus Hartenholm vor heimischer Kulisse, zog die Vereinsführung Konsequenzen und weitete den Kompetenzbereich des erst einige Wochen zuvor auf dem Posten des Sportlichen Leiters installierten Lars Dubau auf das Trainermetier aus. Ein Schritt den der damit gefeuerte Atasoy für schwer nachvollziehbar hielt, da es zu jenem Zeitpunkt nur zwei Niederlagen aus den letzten sechs Spielen zu verschmerzen gab, beim PSV Neumünster und in Preetz holte man in dieser Sequenz Siege und beim Favoriten Flensburg 08 immerhin ein Unentschieden.

Einen unmittelbaren positiven Effekt auf die Mannschaft gab es nicht, das nächste und bisher einzige Pflichtspiel unter Dubau ging mit 1:5 beim TSV Kropp verloren. Natürlich sieht die Tabellensituation zur Zeit bedrohlich aus: Man ist punktgleich mit dem Tabellenvierzehnten SV Henstedt-Ulzburg (18 Punkte), ein Platz der angesichts des wohl feststehenden Abstiegs des TSV Schilksee aus der Regionalliga als erster möglicher Abstiegsplatz gelesen werden kann. Allerdings ist die Tabellenkonstellation nach den zahlreichen Spielausfällen zum Ende des vergangenen Jahres auch reichlich verzerrt: Immerhin hat man gegenüber besagten SVHU noch drei Spiele in der Hinterhand.

In der Winterpause tat sich einiges. Das neuformierte Trainerteam, neben Dubau um Malte Sawkulycz (Co-Trainer, 1.FC Schinkel) und Michael Nordheim (Towart-Trainer, zuletzt TSV Schilksee) erweitert, verpasste auch der Mannschaft eine Frischzellenkur, die sich auszahlen könnte: Es kamen Bernd Ewers (Torhüter), Mathias Wrzesinski (primär defensives Mittelfeld), Franko Milbradt (zentrales Mittelfeld, alle 1.FC Schinkel), Eslin "Lovers" Kamuhanga (Offensivallrounder, Black Africa FC, Namibia), Baris Coskun (Offensives Mittelfeld, Preetzer TSV), Lasse Bork (zentrales Mittelfeld, Eutin 08) und vor einer knappen Woche der Keeper Patrick Dahmen (TSV Schilksee). Demgegenüber stehen die Abgänge von Felix Wagner, Florian Frisch (beide SpVg Eidertal Molfsee), Dennis Jaeger (berufsbedingt), Torsten Rohwer (Karriereende) und Axel Schurbohm (unbekanntes Ziel).

Dubau sieht die Mannschaft damit qualitativ besser besetzt und erhofft sich eine Erweiterung seiner Optionen durch die Transfers. Besonders die Akquirierung Milbradts scheint sofort zu greifen, schon in den Testspielen fungierte der zentrale Mittelfeldmann als Dreh- und Angelpunkt der Kilia-Offensive, als Vollstrecker und Vorbereiter.

Der Effekt einer guten Vorbereitung steht und fällt häufig mit den ersten Ergebnissen in anschließenden Pflichtspielen. Und eines ist gewiss: Gegen den Vorletzten TuRa Meldorf ist Kilia am kommenden Samstag (14 Uhr) vor kritischem Heimpublikum sofort unter gehörigem Zugzwang. Neben einem ausgeprägten Kurzpass-Stil legt der neue Chefcoach besonderen Wert auf körperliche Fitness. Vor allem in einem kurzen Trainingslager im Uwe Seeler-Fußball Park (Malente) brachte das Trainerteam seine Spieler an die Grenzen der körperlichen Leistungsfähigkeit. ,,Das muss in der Vorbereitung einfach auch sein", erklärte Dubau die Wichtigkeit der konditionellen Verfassung.

Seit nun zwei Wochen ging es im Anschluss an die extrem kraftraubende Anfangsphase vermehrt um spielerische Aspekte. Sieht man von der vernachlässigbaren 0:4-Pleite gegen Holsteins A-Jugend, die direkt im Anschluss an das harte Trainingslager stattfand, ab, sind die Testspiel-Ergebnisse durchaus positiv zu bewerten: Nach einer knappen 2:3-Niederlage gegen Regionalligist TSV Schilksee, besiegte man vor einer Woche den starken Nord-Ost-Verbandsligisten Eidertal Molfsee mit 4:0, ehe man auch aus dem Kräftemessen mit dem Rendsburger TSV (Verbandsliga Nord-Ost) am Sonntag mit 4:2 siegreich hervorging.

Ein letzter Test beim Top-Team der selbigen Verbandsliga, TSG Concordia Schönkirchen, am Dienstagabend (19 Uhr) steht als Generalprobe noch aus. ,,Wir empfinden große Vorfreude auf den Rückrundenauftakt und wollen gegen Meldorf unbedingt spielen. Die Mannschaft ist topmotiviert und die Stimmung ist großartig" blickte Dubau auf das Heimspiel voraus.
Aufrufe: 09.2.2016, 13:00 Uhr
SHZ / wtiAutor