Kabinen-DJ mit der Luftgitarre

Der 1,95 m große und 100 kg schwere Hüne mit Schuhgröße 48 ist weit mehr als ein normaler C-Klassen-Kicker. Seit ihn im Jahr 1999 sein damaliger A-Jugend-Trainer „mal mit zu den Aktiven genommen“ hat, ist der 32-Jährige „immer da“, wie Mitspieler Benedikt Braun erzählt. Auch wenn seine Mannschaft ein ums andere Mal nur mit neun oder zehn Spielern antreten konnte, habe sie stets auf ihn zählen können. „Christian identifiziert sich zu 100 Prozent mit dem Verein, hilft, wo er kann und ist ein echtes Vorbild“, lobt Braun. Einmal, als der Trainer der Zweiten Mannschaft plötzlich nicht mehr verfügbar war, sei Radke ganz selbstverständlich eingesprungen. „Solche Leute braucht eigentlich jeder Verein“, findet Braun, der sich kaum vorstellen kann, selbst derart lange im gleichen Verein Fußball zu spielen wie sein Kollege. Radke stehe zudem jedem „immer mit Rat und Tat zu Seite“.

Kameradschaft und Spaß im „Heimatverein“

"Ich habe schon als kleines Kind beim SV angefangen und mich immer wohlgefühlt“, sagt der Treue selbst. Sein Verhältnis zum Klub kommt einem Prototyp des Begriffs „Heimatverein“ gleich: Noch mehr Verbundenheit geht fast nicht. Klar, dass in einer so langen Zeit einige Erinnerungen hängen bleiben. Doch der defensive Mittelfeldspieler, der mit seinem Team derzeit in der C-Klasse Mainz-Bingen West I aktiv ist, muss spontan nur an das verlorene Pokalfinale gegen die SG Partenheim „vor sechs, sieben Jahren“ denken.

An Positivem hat Radke in inzwischen 26 Jahren Bingerbrück sicher vieles erlebt. Besonders wichtig waren ihm dabei stets „Kameradschaft und Spaß, das hat immer gestimmt“, betont er. Kein Wunder, schließlich ist der Mann für seine legendären Party-Einlagen mit Besen und anderen Putzutensilien als Luftgitarre bekannt. Dabei gibt er sehr zur Freude seiner Mitspieler meist seine Lieblingsbands Böhse Onkelz und die Toten Hosen zum Besten.

Auch in Zukunft muss sich die SG Bingerbrück/Weiler wohl keine echten Sorgen machen, ihren treuen Kabinen-DJ zu verlieren. „Klar bleibe ich, ich kann ja noch ein, zwei Jahre spielen“, sagt Christian Radke, als sei es das Selbstverständlichste überhaupt. Nach seiner aktiven Karriere kann er sich ein Engagement im Verein durchaus vorstellen. Es braucht nur wenig Fantasie, um sich vorzustellen, dass eine solche Entscheidung ein echter Glücksfall für die SG Bingerbrück/Weiler wäre - wie die Persönlichkeit Christian Radke überhaupt.