2024-05-31T10:52:53.652Z

Ligabericht
Der frühe K.o.-Schlag: Einen Handelfmeter zum zwischenzeitlichen 0:4 verwandelte Hachings Alex Winkler. F: Leifer
Der frühe K.o.-Schlag: Einen Handelfmeter zum zwischenzeitlichen 0:4 verwandelte Hachings Alex Winkler. F: Leifer

Haching im Pokalfinale - Jahns erste DFB-Pokalchance platzt

Bayerischer Totopokal - Halbfinale: SpVgg Unterhaching zerlegt Regionalliga-Titelfavoriten bereits in Halbzeit eins +++ SSV Jahn kassiert herbe 1:5-Pokalklatsche

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Der wichtige Sieg in der Liga in Burghausen am vergangenen Samstag hat dem SSV Jahn im Pokal keinen Rückenwind verliehen, im Gegenteil. Vor knapp 1.200 Zuschauern gingen die Regensburger im Halbfinale des Bayerischen Totopokals gegen die SpVgg Unterhaching mit 1:5 unter. Bereits zur Halbzeit war der Regensburger Pokal-K.o. quasi perfekt. Während die SpVgg Unterhaching von der Titelverteidigung samt erneutem DFB-Pokaleinzug träumen darf, ist die erste DFB-Pokal-Chance des SSV Jahn geplatzt. Nur als bestes "Amateurteam" der Regionalliga-Tabelle können sich die Regensburger nun noch den Weg in den nationalen Pokalwettbewerb bahnen.


SSV Jahn Regensburg - SpVgg Unterhaching 1:5 (1:4)
Jahn-Trainer Heiko Herrlich hatte im Vergleich zu den vergangenen Spielen auf mehreren Positionen umgestellt. Kevin Hoffmann, Thomas Kurz oder Andy Jünger, die zuletzt nur Ersatz waren, bekamen gegen den Regionalliga-Konkurrenten aus Unterhaching eine Chance. Mit frischen Kräften zum Erfolg - so war Herrlichs Plan. Auf dem Platz funktionierte die neue Formation aber überhaupt nicht. Erst acht Minuten waren gespielt, als Uwe Hesse machtlos mitansehen musste, wie sein Gegenspieler Thomas Steinherr neben ihm in die Höhe stieg, zum 1:0 einköpfte und den Treffer danach glamourös mit einem Salto feierte. Die paar Dutzend Hachinger Fans, die es sich im Gästefanblock gemütlich gemacht hatten, waren aus dem Häuschen. Nur vier Minuten später konnten sie ihr Glück dann kaum mehr fassen. Von seinem Tor offenbar beflügelt zündete Steinherr den Turbo, dribbelte sich in den Jahn-Strafraum und vollendete mit einem wunderschönen Schlenzer zum 0:2. Die Regensburger Fans in der Arena quittierten das Geschehen mit eisigem Schweigen und mussten wenig später den dritten Streich der Gäste mitansehen. Wieder war es der überragende Steinherr, der auf und davon zog. Dieses Mal setzte er am Ende seine Mitspieler in Szene. Vitalij Lux hatte letztlich keine Mühe, zum 0:3 abzustauben (15. Minute !). Drei Gegentore also nach einer Viertelstunde. Diese furchtbare Zwischenbilanz des Jahn wurde dadurch noch verschlimmert, dass Marvin Knoll früh verletzt raus musste. Dem Sieger des bayerischen Pokals winkt eine dicke Belohnung. Er qualifiziert sich für den DFB-Pokal und erhält dort mindestens 140 000 Euro. Für die chronisch finanzschwachen Hachinger wäre das ein vorgezogenes Weihnachtsfest. Dementsprechend gaben sie Vollgas gegen den Jahn und demütigten die Gastgeber in der 29. Minute mit dem 0:4. Alexander Winkler verwandelte einen von Ali Odabas verschuldeten Handelfmeter. Jahn-Coach Herrlich verfolgte das Geschehen wie versteinert. Der Jahn ist auf den Totopokal nicht unbedingt angewiesen. Wenn er Meister der Regionalliga Bayern wird, wäre er ebenfalls für den DFB-Pokal qualifiziert. Herrlich hatte vor der Partie aber angekündigt, dass der Jahn dennoch "mit aller Macht" gewinnen wolle. Davon war auf dem Platz aber wenig zu spüren. An dem bitteren Rückstand änderte auch der Treffer von Thomas Kurz zum 1:4 in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit wenig. Die Partie war zur Pause praktisch entschieden - und nach dem zweiten Tor von Lux in der 67. Minute zum 1:5 auch endgültig. Die Gäste verwalteten danach locker ihre Führung bis zum Schlusspfiff von FIFA- und Bundesliga-Schiedsrichter Wolfgang Stark und wurden von ihren Fans mit "Oh wie ist das schön"-Sprechchören gefeiert. Für die Unterhachinger könnte der Sieg beim Jahn übrigens bereits das große Los gewesen sein - falls Würzburg am Mittwoch das zweite Halbfinale gegen Memmingen gewinnt und in der 3. Liga am Ende mindestens unter die ersten Vier kommt. Dann wären die Kickers automatisch für den DFB-Pokal qualifiziert und der bayerische Totopokal-Startplatz für die SpVgg frei, ganz egal wie das Finale ausgeht. Für Jahn-Coach Herrlich war die Halbfinalpartie "natürlich eine Riesenenttäuschung", wie er danach sagte: "Wir sind brutal ausgekontert worden." Zwar habe er sogar beim Stand von 0:3 das Gefühl gehabt, dass etwas gehen könnte, am Ende sei sein Team aber nicht mehr rangekommen.
Schiedsrichter:
Wolfgang Stark (Ergolding) - Zuschauer: 1.186
Tore: 0:1 Thomas Steinherr (8.), 0:2 Thomas Steinherr (12.), 0:3 Vitalij Lux (16.), 0:4 Alexander Winkler (29. Handelfmeter), 1:4 Thomas Kurz (47.), 1:5 Vitalij Lux (67.)


SSV Jahn Regensburg: Philipp Pentke, Thomas Kurz (68. Markus Ziereis), Ali Odabas, Markus Palionis, Alexander Nandzik, Kevin Hoffmann, Uwe Hesse, Marvin Knoll (15. Marc Lais), Haris Hyseni, Jann George, Andreas Jünger (55. Marcel Hofrath) - Trainer: Heiko Herrlich
SpVgg Unterhaching: Stefan Marinovic, Josef Welzmüller, Alexander Winkler, Sebastian Koch, Sascha Bigalke (73. Alexander Sieghart), Alexander Piller (62. Markus Einsiedler), Thomas Steinherr, Ulrich Taffertshofer, Maximilian Nicu, Vitalij Lux, Orestis Kiomourtzoglou (75. Sebastian Wiesböck) - Trainer: Claus Schromm





Vorschau - das Pokalhalbfinale:

Bei eingefleischten Fans des SSV Jahn stehen im Terminkalender bis Ende Mai etliche Kreuze - und ein paar Fragezeichen. Noch weiß schließlich niemand sicher, ob es die Regensburger am Ende in die Aufstiegsrelegation zur 3. Liga und ins Finale des bayerischen Totopokals schaffen. Mit dem Rückenwind durch den Sieg beim Spitzenspiel in Burghausen am vergangenen Samstag stehen die Chancen aber nicht schlecht. Läuft alles nach Plan, haben die Regensburger in den kommenden sechs Wochen satte neun Partien vor der Brust.

Weiter geht es bereits am heutigen Dienstagabend mit dem Halbfinale im Totopokal gegen die SpVgg Unterhaching. Um 19 Uhr beginnt das Spiel in der Regensburger Continental-Arena. Die Hachinger haben in dieser Saison im DFB-Pokal mit Siegen gegen Ingolstadt und Leipzig für Furore gesorgt. Dementsprechend heiß dürften sie darauf sein, sich als Gewinner des bayerischen Pokalwettbewerbs wieder dafür zu qualifizieren.

Schwabl feiert runden Geburtstag

Jahn-Trainer Heiko Herrlich wird rund um die Partie einige alte Bekannte treffen. Von 2011 bis 2012 war er Trainer der SpVgg. Dem Unterhachinger Präsidenten Manni Schwabl kann Herrlich dabei zum 50. Geburtstag, den dieser am Montag feierte, gratulieren. ,,Mit ihm verbindet mich ein sehr herzliches Verhältnis", sagt der Jahn-Coach, beendet aber gleichzeitig Spekulationen, dass aufgrund der Wiedersehensfreude der Fußball in den Hintergrund rücken könnte: ,,Morgen beim Spiel ist dann jeder für sich allein, da gibt es keine Freunde und keine Verwandte. Und so kennt mich der Manni auch."

Sein Team wird Herrlich im Vergleich zum Spiel in Burghausen voraussichtlich etwas verändern. Allerdings nicht, darauf legt der Trainer Wert, weil er die Pokalpartie auf die leichte Schulter nehmen würde. ,,Wir wollen mit aller Macht gewinnen. Ich werde dafür die bestmögliche Mannschaft aufstellen." Dabei wird er wohl auf den einen oder anderen Spieler, der am Samstag nicht ran musste und ausgeruht ist, setzen. Um bei jeder Partie im eng getakteten Programm des Endspurts ein Team mit vollem Akku auf den Platz schicken zu können, lässt er sich ohnehin die Möglichkeit der Rotation offen. Das Spiel seiner Mannschaft sei sehr laufintensiv, sagt Herrlich. Natürlich habe er deswegen die Belastungen der kommenden Wochen im Auge und werde diesen Faktor in seine Planungen mit einarbeiten.

Fünf Ligaspiele hat der Jahn noch. Wird er Meister, qualifiziert er sich für die Aufstiegsrelegation zur 3. Liga. Das Hinspiel dazu wäre am 25., das Rückspiel am 29. Mai. Gegner des Meisters der Regionalliga Bayern ist der Champion der Nordgruppe. Hier führt die Tabelle derzeit der VfL Wolfsburg II vor dem VfB Oldenburg an. Dem Jahn ist in seiner Liga nur noch der 1. FC Nürnberg II wirklich dicht auf den Fersen. Der hat allerdings bereits vor Wochen bekannt gegeben, dass er gar nicht aufsteigen will und im Fall der Meisterschaft auf die Relegation verzichten würde. So richtig wollte dem Braten beim Jahn bislang aber keiner trauen. Herrlich und auch Sportchef Christian Keller spekulierten damit, dass die Nürnberger ihre Entscheidung kurzfristig ändern könnten.

Club macht keinen Rückzieher

Auf Anfrage unserer Zeitung teilte Club-Sprecher Leon Strohmaier am Montag nun aber mit, dass daran nicht gerüttelt und die Nürnberger U21 keinesfalls aufsteigen werde.

Somit scheint in der Liga der Weg frei für den Jahn. Im Pokal müsste er, falls er gegen Unterhaching gewinnt, zudem Ende Mai noch im Finale ran. Hier würde er - je nach Ausgang des zweiten Halbfinales - entweder zuhause auf Würzburg oder auswärts auf Memmingen treffen. Ein möglicher Finaltermin ist der 28. Mai. Da der Jahn an diesem Wochenende vielleicht in der Relegation ran muss, behält sich der Bayerische Fußball-Verband nach Auskunft von Sprecher Thomas Müther eine endgültige Entscheidung bei der Ansetzung aber noch vor.

Aufrufe: 019.4.2016, 20:58 Uhr
Jürgen Scharf, MZAutor