2024-06-14T14:12:32.331Z

Allgemeines
Fünf nach zwölf: Die Zeit des SVN Zweibrücken könnte bald abgelaufen sein. Foto: martin Wittenmeier
Fünf nach zwölf: Die Zeit des SVN Zweibrücken könnte bald abgelaufen sein. Foto: martin Wittenmeier

Insolvenzantrag gegen SVN gestellt

Amtsgericht Zweibrücken eröffnet vorläufiges Verfahren - Trainingsbetrieb läuft vorerst weiter

Nächster Schlag für den SVN: Das Amtsgericht Zweibrücken hat gestern ein vorläufiges Insolvenzverfahren gegen den Fußball-Oberligisten angeordnet. Die Hoffnung auf die Erhaltung des Spielbetriebs gibt Richard Denger aber nicht auf.
Zweibrücken. Sein Schicksal hat der SVN Zweibrücken nun nicht mehr in der eigenen Hand. Gestern hat das Zweibrücker Amtsgericht auf Antrag von Gläubigern (laut SWR eine Sozialkasse) ein vorläufiges Insolvenzverfahren über das Vermögen des Fußball-Oberligisten angeordnet. Schien am Mittwoch mit dem Trainingsauftakt unter Sorin Radu alles wieder in etwas geordnetere Bahnen zu laufen, ist es mit der Ruhe erneut schon wieder vorbei. „Die Nachricht war ein Schock“, sagt der SVN-Vorsitzende Richard Denger, der bereits vorab von Amtsgerichts-Direktor Klaus Biehl über den Schritt informiert wurde.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde vom Amtsgericht Rechtsanwalt Jürgen Roth aus Kusel, der bereits in der Vergangenheit mit einem Insolvenzverfahren für einen Fußballverein betraut worden war, bestimmt. Wichtig sei es bei der Wahl gewesen, dass der Anwalt nicht in irgendeinem Verhältnis zum SVN steht. Roth habe nun die Aufgabe festzustellen, ob die Voraussetzungen für eine Insolvenz vorliegen, also eine Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit. „Der Insolvenzverwalter muss sich einen Überblick verschaffen.“ So müssten Vermögenswerte, Einnahmen und Ausgaben detailliert geprüft werden. Wer ist Gläubiger, wie viele gibt es? Sind die Summen, die sie, nennen realistisch? Wo sind noch Ressourcen? Der Aufwand sei enorm groß. Bis das Gutachten steht, könnte „ein Zeitraum von sechs Wochen zu zwölf vergehen“, erklärt Biehl. Zudem hat der Insolvenzverwalter zu ermitteln, ob für diesen Fall zudem eine hinlängliche Masse vorhanden ist, mit deren Verwertung die Kosten eines Insolvenzverfahrens abgedeckt werden könnten. Wenn die Prüfung beendet ist, „müssen wir sehen, was unterm Strich rauskommt“.

Ist es eine negative Zahl, liegt demnach eine Überschuldung vor, kann das Insolvenzverfahren eingeleitet werden. Können aber die Kosten für den Aufwand des Verfahrens nicht gedeckt werden, „dann wird das Insolvenzverfahren mangels Masse abgelehnt“, erklärt der Amtsgerichts-Chef. Grundsätzlich soll die Insolvenz gewährleisten, dass kein Wettlauf der Reihe von Gläubigern stattfindet, sondern alle gleich behandelt werden

Grundsätzlich könnten Betriebe auch unter der Insolvenz fortgesetzt werden. „Wenn die laufenden Einnahmen die Kosten aber nicht decken, dann muss der Geschäftsbetrieb des Vereins eingestellt werden“, erklärt Biehl.

Sollte der Spielbetrieb bei den Niederauerbachern gestoppt werden, „wäre das ein schlimmes Ende“, sagt Denger niedergeschlagen, der gestern erstmals mit Roth, der nach dem Gespräch nicht mehr zu erreichen war, zusammengesessen hat, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Nur mit Zustimmung des vorläufigen Verwalters, der nun die Finanzen kontrolliert, können weitere Vermögensverfügungen erfolgen. „Der Insolvenzverwalter darf keine weiteren Verschuldungen zulassen“, erklärt Biehl. Die laufenden Kosten, etwa Gehälter der vorhandenen Spieler, würden weiter gezahlt. Ob der Verein, der derzeit lediglich elf Spieler verpflichtet hat, demnach überhaupt noch weitere unter Vertrag nehmen darf, „kann ich gar nicht sagen“, erklärt Denger. Wenn nicht, „dann würde es sehr schwer für uns – aber wir müssen abwarten“. Biehl erklärt, dass es theoretisch möglich sei, noch Neue zu verpflichten, „aber der Insolvenzverwalter muss die Grundlage dafür prüfen“. Gegen ihn dürfe der SVN nichts tun.

Richard Denger gibt die Hoffnung nicht auf, den Spielbetrieb erst einmal aufrecht halten zu können. Sonst hätte er in den vergangenen Wochen auch nicht den immensen Aufwand betrieben, eine neue Mannschaft zusammenzubasteln, wieder und wieder einen neuen Trainer zu finden. Der jetzige Mann an der Seitenlinie, Sorin Radu, „ist vorab informiert gewesen über die Situation“ und in die weiteren Abläufe mit eingebunden. Die verpflichteten Spieler wüssten ebenfalls Bescheid – die vier, die Radu gestern Abend zum Training mitgebracht hat, habe der Verein ebenfalls informiert.


Meinung

Quittung für jahrelange Versäumnisse

Von Merkur-Redakteurin

Svenja Kissel

Nach den Unruhen der vergangenen Wochen könnte es bald ganz still sein um den SVN Zweibrücken. Seit Wochen, Monaten und Jahren brodelt die Gerüchteküche über Pleite, Insolvenz, Abmeldung. Nun die Bestätigung. Alles Abstrampeln des Vorsitzenden Richard Denger kommt einem zum Scheitern verurteilten Kampf gegen Windmühlen gleich. Hat es der langjährige Amtsinhaber, dessen Herzblut an dem Verein hängt, selbst nicht über sich gebracht, den Schritt zu gehen, so wird er nun unvermeidbar dazu gezwungen. Die Erfolge des Clubs scheinen Lichtjahre entfernt, sind bei den Turbulenzen längst in Vergessenheit geraten. Die Versäumnisse des Vorstands aus der Vergangenheit, die ungemachten Hausaufgaben jedoch holen den SVN nun rasch ein – unausweichlich. Eine Quittung, die nicht ganz unerwartet kommt.

Aufrufe: 017.7.2015, 15:43 Uhr
Svenja HoferAutor