2024-04-25T14:35:39.956Z

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Die Winterpause ist vielen Fußballern nicht gut bekommen. Trainer Steffen Herzig (rechts) und Co-Trainer Christian Reichen­auer (links) bringen die müden Henger Beine für die Rückrunde in Form (F.: Hauck).
Die Winterpause ist vielen Fußballern nicht gut bekommen. Trainer Steffen Herzig (rechts) und Co-Trainer Christian Reichen­auer (links) bringen die müden Henger Beine für die Rückrunde in Form (F.: Hauck).

HSV-Trainer Steffen Herzig: "Mittelfeld is nix"

Zusammen mit "Co" Christian Reichenauer macht der Henger Chefcoach seine Elf fit für den Aufstieg +++ Durchmarsch in die Bezirksliga?

Knapp vier Wochen bleiben dem Hen­ger SV Zeit, den Winterspeck loszu­werden. Dreimal pro Woche scheu­chen Trainer Steffen Herzig und Co-Trainer Christian Reichenauer die Fußballer um und über den Sport­platz. Erste Erkenntnis: Zwei Minuten und 30 sind noch zu langsam.

Es ist einer dieser Tage, an denen das Packen der Sport­tasche deutlich mehr Überwindung kostet als sonst. Das Sofa, die Tüte Chips, ja sogar die Bügelwäsche erscheinen verlockender als das anste­hende Fußballtraining. Bis zum Einbruch der Dämmerung hatte es geregnet, der Rasenplatz des Henger SV ist durchgeweicht, an den Schuhsohlen klebt der Matsch.

"Zwei Minuten und 30“, ruft Steffen Herzig und schüttelt den Kopf. "Ihr wart viel zu langsam“, sagt er zu der Gruppe Fußballer, die gerade schnaufend um die Ecke biegt. Steffen Herzig, Trainer der ersten Mannschaft des Henger SV, nennt das Kind beim Namen: "Viele waren faul in der Winterpause“, sagt er, "das rächt sich jetzt.“

Zehnmal 600 Meter

Am 23. März startet die Rückrunde in der Kreisklasse Ost, erster Gegner ist der TSV Ochenbruck. Die Henger sind mit Winterspeck in die Pause gegangen: Fünf Punkte Vorsprung haben sie auf Platz zwei, nur einmal in 18 Spielen haben sie verloren. Um seine Jungs fit zu machen, scheucht Steffen Herzig sie durch Postbauer-Heng. Genauer gesagt: Im großen Bogen um Sportplatz, Netto­parkplatz und Kreisverkehr. "600 Meter sind das“, sagt der 39-Jährige nüchtern, so, als wäre es nichts. Zwei Minuten sollen die Sportler dafür höchstens brauchen. Und weil‘s so schön ist: Zehnmal. Nettopark­platz, Kreisverkehr, Sportplatz.

In der Vorbereitung wird dreimal pro Woche trainiert. Wenn Heng die Form der Vorrunde bestätigen kann, dürfte dem Aufstieg nichts im Wege stehen. Da nickt sogar der Trainer zustimmend, wissend, dass noch lange nichts entschieden ist. Erst recht nicht, wenn man bedenkt, dass es im HSV-Lager Aus­fälle gibt. "Jetzt ist Prüfungszeit an den Unis, da fehlen sowieso einige Spieler.“ Ein Aufstieg würde Steffen Herzig und seiner Mannschaft gut stehen. Es wäre das I-Tüpfelchen eines gelunge­nen Einstandes.

Seit Juli 2013 ist Her­zig Trainer in Heng. Damals ging alles ganz schnell: Ein Anruf – "wir wollen dich, kannst du die Vorbereitung machen?“, hatten sie ihn gefragt – und noch am Abend des selben Tages hatte er zugesagt. Die Entscheidung fiel ihm nicht sonderlich schwer. "Gute Mannschaft, gute Perspektive, das hat sich einfach gut angehört“, erinnert sich der Trainer.

Kaffee zum Kennenlernen

Zuvor stand Herzig vier Jahre an der Seitenlinie des TSV Burgthann und ein Jahr bei der JFG Neumarkt. Aus dieser Zeit kennt er einige Spie­ler, das machte den Einstieg in Post­bauer-Heng leichter. Das braucht Zeit, weiß Herzig. Bei einer Tasse Kaffee hat er sich die Spie­ler zur Seite genommen, sie kennenge­lernt und Ziele besprochen — "Extra-Arbeit, die ich gerne mache“, sagt er.

Ein weiteres Mal schaut Steffen Her­zig auf seine Armbanduhr. "Noch fünf Runden“, ruft er in die Menge. Die Begeisterung hält sich in Grenzen – ein Spieler tritt mit dem Fuß gegen den Mülleimer am Spielfeld­rand, dann läuft er los. Hinter der ersten Kurve steht Chris­tian Reichenauer, Co-Trainer. Er hat am Kreisverkehr Stellung bezogen und kontrolliert, dass jeder die vollen 600 Meter läuft und niemand eine Abkürzung nimmt. "Eigentlich“, sagt der 28-Jährige, "trainieren erste und zweite Mann­schaft gemeinsam.“

Eigentlich, das bedeutet: Nur wenige Spieler aus der Zweiten tauchen im Training auf. Auch aus der A-Jugend gibt es wenig Interesse, bei den Herren mitzuspie­len. Kurzum: Dem Henger SV bricht der Nachwuchs aus den eigenen Rei­hen weg. "Das ist schade“, sagt Chris­tian Reichenauer. Gelingt dem Henger SV der Auf­stieg in die Kreisliga, dann muss sich das Trainergespann außerhalb nach Verstärkung umschauen. "Ich habe da schon Spieler im Blick, die zu uns pas­sen könnten“, sagt Steffen Herzig. Für einen kurzen Moment wagt der sonst so sachliche Coach zu träumen: "Ein Durchmarsch in die Bezirksli­ga“, schwärmt er, "das wär‘s.“ Denn wenn die Vorrunde eines gezeigt habe, dann, dass die Mannschaft noch Luft nach oben habe. Egal, ob Aufstieg oder nicht: Oben mitspielen, lautet seine Devise. "Mit­telfeld is nix“, findet Herzig.

Ganz oder gar nicht

Beruflich ist der 39-jährige Projekt­leiter bei der Telekom. Er koordiniert ein Team, eigentlich wie beim Fuß­ball. Was er dann sagt, würde auch zu seinem Job als Trainer gut passen: "Du kannst deine Aufgabe locker machen oder dich voll dafür ein­setzen.“ Herzig ist Trainer aus Leidenschaft. "Ich kenne es nicht anders, als auf dem Platz zu stehen“, sagt er. Ans Auf­hören denkt er noch lange nicht. Zur Trainer-B-Lizenz fehlt ihm noch die Prüfung, den A-Schein wolle er auch­machen, irgendwann, um höherklas­sig zu trainieren. Wo das sein wird? "Den Henger SV auf Landesliga trai­nieren, das wäre optimal“, sagt er mit einem Lachen. Der nasskalte Abend auf dem Trai­ningsgelände des Henger SV neigt sich dem Ende zu. Die letzte von zehn höllischen Runden ist gelaufen, eine kurze Ball-Einheit bildet den Abschluss. Zu Hause warten schon Sofa und Chipstüte. Die Bügelwäsche muss warten.

Aufrufe: 027.2.2014, 10:56 Uhr
P. Hauck (NN Neumarkt)Autor