2024-04-30T13:48:59.170Z

Ligabericht
Gekonntes Tackling: Werders Timo Dressler (li.) trennt Holsteins Max Stolzenburg vom Ball. Foto: Stieh
Gekonntes Tackling: Werders Timo Dressler (li.) trennt Holsteins Max Stolzenburg vom Ball. Foto: Stieh

Holsteins Jugend vernachlässigt Defensive

Unterhaltsames Torfestival vor allem für Bremer Fans zum Abschluss

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Die Pflicht für die U19 Holstein Kiels in Form des Klassenerhalts wurde bereits am letzten Wochenende absolviert. Würde auch die Kür im letzten Saisonspiel gegen den Nachwuchs von Werder Bremen vor heimischer Kulisse gelingen? Da es auch für die Gäste um nichts mehr ging, konnte man zwei befreit aufspielende Mannschaften erwarten.

Nicht befreit, sondern unkonzentriert begannen die Jungstörche: An der eigenen Eckfahne bekam die KSV-Defensive in der fünften Minute keinen Zugriff auf Ball und Gegner und schließlich konnte Michael Lercher den Torschützen Kevin Deeroman in der Mitte bedienen.

Es dauerte zehn Minuten, bis Holstein begann den Zugang zu dieser Partie zu finden. Nach dem Ablegen der Unkonzentriertheit gewann Kiels Spiel nach vorne an Struktur und reifte allmählich zu Druck: Bünyamin Balat schob das Leder nach einer klasse Einzelleistung in der 16. Minute nur knapp am Bremer Gehäuse vorbei.

Das Tor hingegen fiel auf der anderen Seite. Nach einem Bilderbuch-Konter erhöhte Leander-Simon Wasmus in der 28. Minute, zu diesem Zeitpunkt etwas überraschend, den Spielstand auf 0:2. Das Gegentor brachte die KSV völlig aus dem Tritt.

Gegen eine ungeordnete Defensive, die kaum den Namen verdiente, erzielte der SVW in den nächsten fünf Minuten zwei weitere Treffer: Wasmus schnürte seinen Doppelpack nach feinem Doppelpass mit Abdullah Dogan (30.), und Timo Dressler zirkelte den Ball in Minute 33 absolut unbedrängt und mit aller Zeit der Welt von der Strafraumkante in den langen Winkel.

Holstein-Trainer Christian Riecks machte seinem Unmut über die Leistung seines Teams lautstark und deutlich Luft, denn angesichts der fehlenden Gegenwehr schwante ihm zu diesem Zeitpunkt wirklich Böses. Zu allem Überfluss musste Jannik Braun in der 37. Minute verletzt ausscheiden und durch Sanitäter vom Platz getragen werden. Das 1:4 drei Minuten vor der Pause durch Max Stolzenburg war nur eine blasse Randnotiz.

Nach dem Seitenwechsel wollte die KSV Wiedergutmachung leisten und konnte in der 53. Minute ihr zweites Tor erzielen. Nachdem Kiels Angreifer Stolzenburg von Muhamet Cakoli im Strafraum gelegt wurde, verwandelte Balat den Foulelfmeter zum 2:4 zentral und flach.

Holstein entdeckte die Lust an Kampf und Spiel wieder, während die Bremer eine gute Viertelstunde auf der Suche nach dem Schalter schienen, der sie aus dem ,,Standby-Modus" erwecken würde. Sie fanden ihn und trafen erneut mehrfach: Dressler in Minute 67 und Maurice Hehne (70.) machten endgültig den Deckel auf dieses Spiel. Balat umspielte zwar in der 74. den Gäste-Keeper und verkürzte auf 3:6, leistete damit aber nicht mehr als dezente Ergebniskosmetik.

Eine Kuriosität hatte die Partie noch parat: In der 83. Minute scheiterte Stolzenburg mit seinem Abschluss am linken Pfosten und auch den Nachschuss konnte er nicht verwandeln, der Pfosten auf der anderen Seite war diesmal im Weg!

Über Ereignisarmut konnten sich die Zuschauer im Projensdorfer Nachwuchsleistungszentrum kaum beschweren, nur die Verteilung der neun Tore konnte allen, die es mit der KSV hielten, nicht wirklich gefallen.

,,Vorne waren wir heute gut, in der Defensive aber zeitweilig katastrophal. Gerade in der kurzen Phase nach dem 0:2 schenken wir das ganze Spiel her", so Riecks.

Kurz nach dem Abpfiff richtete sich der Blick der Fördestädter aber aufs große Ganze, auf eine Saison, in der man vorzeitig den Klassenerhalt klarmachte und über Teamgeist und Engagement Punkte als Kollektiv sammelte. Die Vorfreude bei allen Beteiligten auf eine weitere Saison in der A-Jugend-Bundesliga war greifbar und auch Trainer Riecks fand trotz Niederlage in einem zeitweise wilden Spiel schnell sein Lächeln wieder. ,,Ich bin mit der Saison nicht unzufrieden", fasste er auf dem Weg zu den Kabinen die Spielzeit zusammen.


Holstein Kiel:
Wuttke - Braun (37. Limani), Röth (85. Celik), Tanovic, Sicker - Gündogan, Bruns (77. Klimmek), Mandel, Fernandes (82. Bajraktaraj) - Balat, Stolzenburg.
SV Werder Bremen: Klinkmann - Cakoli (56. von Holt), Hehne, Kahraman, Ordenewitz - Deeromram (74. Kolodziey), Dressler, Hertes, Lercher (81. Prieß) - Wasmus (74. Gutman), Dogan.
Schiedsrichter: Porsch (Barsbüttel).
Zuschauer: 50.
Tore: 0:1 Deeromram (5.), 0:2 Wasmus (28.), 0:3 Wasmus (30.), 0:4 Dressler (33.), 1:4 Stolzenburg (42.), 2:4 Balat (53., Foulelfmeter), 2:5 Dressler (70.), 2:6 Hehne (70.), 3:6 Balat (74.).

Aufrufe: 011.5.2015, 12:00 Uhr
SHZ / Wilhelm TichonowAutor