Holstein Kiel zähmt die "Bullen" und springt auf Rang 4

„Wir waren taktisch gut auf den Gegner eingestellt, haben in der ersten Halbzeit wenig zweite Bälle hergeschenkt“, lobte Drews die Umsetzung seiner Vorgaben durch seine Schützlinge. Doch besonders in der ersten Viertelstunde war es für die Kieler ein hartes Stück Arbeit, sich des gegnerischen Druckes zu erwehren. Klare Abschlüsse konnten die stürmisch anrennenden „Roten Bullen“ aber zunächst nicht verzeichnen.

„Nach Ballgewinn wollten wir schnell in die Tiefe spielen“, erklärte Drews den Offensivplan, den seine „Jungstörche“ in der 30. Spielminute großartig umsetzten: Berat Ayyildiz erkämpfte den Ball und legte ihn in den Lauf der solitären Sturmspitze Maurice Knutzen, der den Leipziger Torhüter zum 1:0 tunnelte.

Knutzen hatte auch kurz vor dem Pausenpfiff die große Gelegenheit, als er nach einer sehenswerten Ballstafette vor RB-Keeper Toni Stahl auftauchte, an diesem aber scheiterte. „Dennoch“, gab der Kieler Fußball-Lehrer zu, „hätte vor der Halbzeitpause auch auf der anderen Seite das eine oder andere Tor fallen können.“ Doch die Kieler verteidigten, auch mit etwas Glück im Bunde, aufopferungsvoll.

Nach dem Seitenwechsel intensivierten die Gastgeber den Druck nochmals, brachten Junioren-Nationalstürmer Renat Dadashov rein und fütterten diesen mit vielen langen Bällen. Aus dem Spiel heraus ließ Holstein aber weiterhin wenig zu. Es waren, wie auch in Halbzeit eins, Standards, die die Kieler Hintermannschaft vor die größten Prüfungen stellten. So musste Malte Schuchardt nach einem Eckstoß gegen einen Kopfball des Abwehrhünen Julian Chabot sein ganzes Können aufbieten (65.).

Allmählich lief den Hausherren die Zeit davon und sie rückten, das Konterrisiko in Kauf nehmend, weiter in die gegnerische Hälfte. Die sich nun bietenden Räume bespielten die Fördestädter, nachdem Schuchardt in Minute 76, diesmal gegen Felix Beiersdorf, nochmals stark parierte mit beeindruckender Effektivität. Noah Awuku, der aus der spielfreien U17 aufrückte, vollendete einen blitzsauberen Konter nach Knutzen-Vorlage zum 2:0 (78.).

Knutzen setzte nur fünf Zeigerumdrehungen später noch einen drauf und markierte nach tollem Umschaltspiel das vorentscheidende 3:0. Dadashovs Treffer im Nachschuss nach einem durch Vincent Born verursachten Handelfmeter (85.) wurde sogar nochmals durch freche Gäste mit Zählbarem beantwortet: Nach langem Ball Borns nutzte Knutzen ein Missverständnis in Leipzigs Defensive und schnürte seinen Dreierpack.

„Es hat sich wieder mal gezeigt, dass wir mit dem mannschaftlichen Zusammenhalt viel bewegen können. Wenn jemand mal einen Fehler machte, kam ein anderer zu Hilfe und bügelte ihn wieder aus“, freute sich Drews darüber, wie seine Mannschaft die von ihm geforderten Basics mit Leben füllte. „Das ist eine geile Geschichte, 4:1 in Leipzig zu gewinnen. Wir brauchen aber immernoch elf Punkte, um die magische 30er-Marke zu erreichen. Der Klassenerhalt bleibt das einzige Ziel“, mahnte der 34-Jährige zur Bescheidenheit.


RasenBallsport Leipzig: Stahl – Chabot, Schelenz, Demirovic (46. Dadashov), Wojtkowski, Diawusie, Grauschopf, Beiersdorf, Senkbeil, Schmidt (56. Placheta), Schimmel (77. Aslan).
Holstein Kiel: Schuchardt – Zinkondo (26. Born), Thiesen, Pernot, Meien, Ayyildiz – Alt – Seidel (50. Awuku), Sander (87. Groth), Griese (89. Molt) – Knutzen.
SR: Geweke (Hannover).
Zuschauer: 75.
Tore: 0:1 Knutzen (30.), 0:2 Awuku (78.), 0:3 Knutzen (83.), 1:3 Dadashov (85.), 1:4 Knutzen (89.).
Bes. Vork.: Dadashov erzielt 1:3 per Nachschuss nachdem Schuchardt seinen Handelfmeter hielt.