Holstein Kiel: Nicht glanzvoll, aber dennoch erfolgreich

Früh abgezeichnet hat sich der positive Verlauf dieses Kräftemessens allerdings keineswegs. „Das war die so ziemlich schlechteste erste Halbzeit, die wir in dieser Spielzeit bisher abgeliefert haben“, fasste Trainer Finn Jaensch die ersten durchwachsenen 40 Minuten seines Teams zusammen. Ein leichtfertiger Ballverlust im Mittelfeld leitete das Unheil ein. Die Gastgeber schalteten zügig um und Lucas Steinicke traf mit einem präzisen Abschluss ins lange Eck (13.).

Auch wenn die Kieler die eine oder andere sehenswerte Gelegenheit aufweisen konnten, sah Jaensch seine Vorgaben ganz und gar nicht umgesetzt: „Das war alles nicht zielstrebig genug. Wir wollten vorne ganz oft ins Eins-gegen-Eins gehen – Das haben wir fast gar nicht getan. Wir wollten eine gewisse Ruhe im Spielaufbau haben – Das haben wir ebenfalls nicht gut hinbekommen. Nach Ballverlusten gab es fast kein Gegenpressing, also auch keine Balleroberungen.“

Sich selbst seiner Stärken im Umschaltspiel beraubend, beschwor man nur selten gefährliche Situationen vor des Gegners Tor herauf. Marcus Borgmann kam nach einer Kopfballverlängerung Karim Ays zum Abschluss, der jedoch in den Armen des Torhüters landete (23.). Kurz vor dem Seitenwechsel häuften die Gäste außerdem einige Standardsituationen um den Hansa-Strafraum herum an, die zwar allesamt gefällig waren, aber keinen Ausgleichstreffer hervorbrachten. Stets fehlte den Kielern der entscheidende Schritt, um den Ball zu erreichen oder die Rostocker Hintermannschaft kam noch gerade rechtzeitig dazwischen.

„Im zweiten Durchgang haben wir unsere Ziele viel klarer umgesetzt“, sah Jaensch nach dem Seitenwechsel eine Mannschaft, die eine veränderte Herangehensweise an den Tag legte. Sein Team investierte nun deutlich mehr, und belohnte sich nach einer knappen gespielten Stunde selbst für die eingeforderte Aufwandserhöhung: Nach einem lang geschlagenen Freistoß von Nils Drauschke kam Noah Awuku an den Ball, setzte sich stark durch und traf mit rechts aus zwölf Metern zum mittlerweile verdienten 1:1.

Kiels Junioren-Nationalspieler Awuku war auch am zweiten Treffer beteiligt. Diesmal spielte er als Vorbereiter Jesper Tiedemann frei, der aus 14 Metern abzog und so das 2:1 für die „Jungstörche“ besorgte (66.). Rostocks Torhüter Philipp Puls brachte seine Handschuhe zwar noch an den Ball, musste aber zusehen wie selbiger anschließend ins lange Eck trudelte. Für die Vorarbeit des dritten und finalen Treffers war dann wieder Linksverteidiger und Standardspezialist Drauschke zuständig. Per Eckstoß bediente er in der Schlussminute den nach Wiederanpfiff gekommenen Tim Möller, der gegen eine indisponierte Hansa-Defensive aus Kurzdistanz einnetzte.

„Wir hätten in der zweiten Halbzeit durchaus noch ein, zwei Tore mehr schießen können, haben das Spiel also absolut verdient gedreht und uns gesteigert“, zeigte sich Kiels Coach zumindest mit dem erzielten Ergebnis beim Abstiegskandidaten einverstanden, übte aber auch in seiner Schlussbetrachtung nochmals Kritik: „Der Sieg kam eher durch den schwachen Gegner zustande und nicht durch eine gute Leistung von uns.“

An eben dieser kritischen Haltung des A-Lizenz-Inhabers lässt sich wunderbar ablesen, wie hoch die Erwartungshaltung gegenüber dem Nachwuchs an der Kieler Förde mittlerweile ist. Für Jaensch zählt die Leistung deutlich mehr als das Ergebnis. Die Ergebnisse können sich aber nach nach dem Abschluss der Hinserie mehr als nur sehen lassen.


FC Hansa Rostock: Puls – Wiese, Kroh, Ehlers,Scharf – Martin (68. Maron), Martirosyan (68. Kyek), Daedlow, Schah Sedi, Steinicke (68. Krüger) – Runge.
Holstein Kiel: Lattke – Wansiedler, Otto, Timm, Drauschke – Jürgensen (41. Möller), Petersen, Melahn (50. Tiedemann), Ay (77. Casper) – Borgmann (67. Jungehülsing), Awuku.
SR: Channir (Berlin).
Zuschauer: 110.
Tore: 1:0 Steinicke (13.), 1:1 Awuku (60.), 1:2 Tiedemann (66.), 1:3 Möller (80.).